Sebastian Vettel in Shanghai:"Jetzt überholt mich schon ein Caterham"

F1 Grand Prix of China

Sebastian Vettel (li.) und Daniel Ricciardo kämpfen in Shanghai um den vierten Platz.

(Foto: Getty Images)

Eine Aneinanderreihung von Tiefschlägen: Beim Formel-1-Rennen in Shanghai geht bei Titelverteidiger Sebastian Vettel außer dem Start alles schief. Trotz Stallorder lässt er seinen Red-Bull-Kollegen Ricciardo nur widerwillig vorbei. Nach dem Rennen degradiert er sein Auto.

Von Martin Anetzberger

Von Sebastian Vettel waren in Shanghai ganz neue Töne zu hören. Er ordne sich dem Team unter, es gehe schließlich um das Ganze, sagte er nach dem Formel-1-Rennen in China, das er auf Rang fünf beendet hatte.

Natürlich ist das eine Platzierung, die mit Vettels Anspruch als Vierfach-Weltmeister und Titelverteidiger nicht zusammenpasst. Doch sie reicht nicht aus, um die Reaktion des Deutschen hinreichend zu erklären. Er sagte dann auch: "Das Ergebnis fuchst mich nicht so sehr." Aber wie es zustande gekommen sei, das ärgere ihn schon. Das Rennen war in der Tat eine Aneinanderreihung von Tiefschlägen für den Deutschen.

Dabei hatte es sehr gut für ihn begonnen. Am Start überholte er seinen Teamkollegen Daniel Ricciardo und nahm als erster die Verfolgung des Mercedes-Piloten und späteren Siegers Lewis Hamilton auf. Doch der fuhr im davon. Für Motosport-Chef Helmut Marko keine Überraschung. Die Motorleistung der Red-Bull-Autos sei derzeit einfach zu schwach, resümierte er. Der Mercedes habe auf der Geraden etwa 60 Meter Vorsprung herausgeholt.

Hamilton zog also von dannen. Vettel fuhr bereits in der 13. Runde zum ersten Mal an die Box, weil seine weichen Pneus da schon aufgearbeitet waren. Als er mit der mittelharten Reifenmischung auf die Strecke zurückkehrte, musste er dem starken Fernando Alonso im Ferrari den zweiten Platz überlassen.

In Runde 23 ging auch der immer stärker fahrende Nico Rosberg im zweiten Mercedes an Vettel vorbei. Zwei Runden später dann der Negativ-Höhepunkt. Vettel sollte auf Geheiß der Box Teamkollege Daniel Ricciardo vorbeilassen, weil dieser auf frischeren Reifen unterwegs war und hinter ihm festhing. "Tough luck" - Pech gehabt - kommentierte Vettel die Order schnippisch. Hieß im Klartext, der Grünschnabel aus Australien soll sein Glück nur versuchen.

Suzie wird zum Bock

Tatsächlich wehrte er sich noch ein paar Kurven gegen die Demütigung, gab schließlich aber doch nach. "Ich habe es zuerst nicht verstanden", rechtfertigte Vettel sein Verhalten nach dem Rennen. Ihm sei aber schnell klar geworden, dass er nicht genügend Speed habe. "Ich musste einsehen, dass es wenig Sinn machte, dagegenzuhalten", sagte er. Hätte er Ricciardo sofort vorbeigelassen, hätte dieser im Kampf um Platz drei gegen Alonso bessere Chancen gehabt. So kam er 1,2 Sekunden nach ihm ins Ziel.

Vettel sagte, er komme mit dem "Bock" im Moment nicht so recht klar. Mit diesem Ausdruck degradierte er sein Auto, das nach Kinky Kylie, Abbey und Hungry Heidi in dieser Saison eigentlich den klangvollen Namen Suzie trägt.

In Runde 34 musste sich Vettel dann ein letztes Mal ärgern. Kurz vor seinem zweiten Boxenstopp nervte ihn ein überrundeter Fahrer des sportlich bedeutungslosen Caterham-Teams so sehr, dass er erneut ins Boxenmikrofon meckerte: "Jetzt überholt mich schon ein Caterham." Nach seinem zweiten Stopp passierte nichts mehr. Vettel fuhr als Fünfter ins Ziel.

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