Sebastian Vettel gewinnt GP von Indien:Bis die Funken fliegen

In dieser Form dürfte er wieder Weltmeister werden: Sebastian Vettel baut in Indien mit seinem vierten Sieg in Serie die Führung in der WM-Wertung aus - nur für einen kurzen Moment gibt es Grund zur Sorge. Verfolger Fernando Alonso bleibt mit seinem Ferrari als Zweiter in der Nähe des Deutschen und kündigt an, so schnell nicht aufzugeben.

René Hofmann

F1 Grand Prix Of India

Sieger des Wochenendes - ohne jede Probleme: Sebastian Vettel gewinnt auch in Indien. 

(Foto: Getty Images)

Die Aufforderung war gut gemeint, sie wirkte aber deplatziert. Vor der Siegerehrung dürfen sich die ersten Drei jedes Formel-1-Rennens kurz frisch machen. Dabei werden sie von Kameras beobachtet. Beim Großen Preis von Indien zierte erstmals ein Slogan die Wände des Warteraumes, in den Sebastian Vettel, Fernando Alonso und Mark Webber geführt wurden: "Denke, bevor du fährst!"

Der Satz ist als Mahnung gedacht, dass Champagner-Genuss vor einer rasanten Autofahrt keine gute Idee ist. Keiner der drei Protagonisten schenkte dem aber viel Beachtung. Vettel genoss die Genugtuung nach seiner rasanten Fahrt zum Sieg auf dem Budh Circuit für sich alleine. Wenige Meter entfernt steckten unterdessen Alonso (2.) und Webber (3.) die Köpfe zusammen und dachten nach, was sie beim nächsten Mal besser machen könnten.

Der Große Preis von Indien, das 17. von 20 Rennen der Formel-1-Saison 2012, hat einen Trend bestätigt: Titelverteidiger Sebastian Vettel und das Auto, das der Getränkekonzern Red Bull für ihn bauen lässt, befinden sich aktuell in Topform. "Ein Rennen, bei dem alles so geklappt hat, wie man es sich wünscht", sagte der 25-Jährige über die Tage in der Nähe von Neu- Delhi. In allen Trainingsläufen hatte Vettel die Bestzeit vorgelegt. Am Samstag hatte er die Pole Position erobert.

Von dort aus behielt er nicht nur seinen Teamkollegen Mark Webber im Griff. Er fuhr ein einsames Rennen, in dem er die gesamte Konkurrenz deklassierte. Vettel war nicht nur eindeutig der Schnellste, er schaffte es auf den weichen Reifen, mit denen er das Rennen begann, auch noch am weitesten, was ein zarter Hinweis war: Er hätte sogar noch schneller gekonnt. Zum ersten Mal in seiner Karriere ist es ihm nun geglückt, vier Rennen nacheinander zu gewinnen.

Seit er beim Stadtrennen in Singapur die Führung übernahm, lag er in jeder Runde vorne. 206 Führungsrunden sind so zusammengekommen. So eindeutig jagte schon lange keiner mehr voraus. Zuletzt kam Ayrton Senna 1989 auf solche Werte. Die WM-Tabelle führt Vettel inzwischen mit 13 Punkten Vorsprung auf Ferrari-Fahrer Alonso an. Trotzdem mahnt er: "Wir müssen am Boden bleiben. Es ist noch ein weiter Weg. Jedes Rennen kann entscheidend sein. Wir dürfen nicht zu weit schauen, sondern müssen uns auf den Moment konzentrieren. An diesem Wochenende ist das gelungen."

Duelle der formstarken Führenden

Angesichts der Überlegenheit mag so viel Vorsicht übertrieben wirken. Aber das täuscht. Denn beim Blick auf die Details ließ sich auch einiges finden, was den Trend bald brechen könnte. Auch Alonso befindet sich derzeit in einer bestechenden Verfassung. "Ich werde 60 Runden

wie in der Qualifikation drehen", hatte Vettels einziger noch ernstzunehmende Titelrivale angekündigt, nachdem feststand, dass er seinen Ferrari lediglich auf dem fünften Startplatz parken durfte. Alonso hielt Wort. So entschlossen wie klug presste der Spanier sich auf den ersten Kilometern an den beiden vor ihm losgefahrenen McLaren-Piloten Jenson Button und Lewis Hamilton vorbei. Und als an Webbers Auto das Energierückgewinnungssystem Kers streikte, überholte Alonso auch den Australier.

Vettel konnte er nicht mehr gefährlich werden, über den zweiten Platz war Alonso jedoch nicht unglücklich: "Wir haben das Minimum an Punkten verloren", sagte der 31-Jährige: "Es ist nicht leicht im Moment, aber ich gebe nicht auf. Wir wollen in Brasilien jubeln." In São Paulo findet am 25. November das Saisonfinale statt. Zuvor gibt es noch zwei Rennen: Am kommenden Sonntag in Abu Dhabi kann sich das Titel-Duell noch nicht entscheiden. Dies ist frühestens beim Großen Preis der USA möglich, der am 18. November auf der neuen Strecke in Austin im US-Bundesstaat Texas ausgerichtet wird.

"Für uns kommen noch bessere Rennen", kündigte Alonso an, der vor dem Start ähnlich selbstbewusst erklärt hatte, mit welcher Taktik er Vettel und Webber in den schnelleren Autos ärgern wollte: "Ich werde Druck aufbauen. Vielleicht macht ja einer einen Fehler oder bekommt ein technisches Problem."

Bei Webber ging die Taktik auf, und als in der zweiten Hälfte des Rennens an Vettels Auto beim Anbremsen Funken am Vorderflügel aufstoben, erschien auch er für einen Moment verletzlich. Alonsos Renningenieur meldete den Funkenflug gleich aufgeregt per Funk. Die Szene zeigte, wie schnell sich das Blatt wieder wenden kann. Sie blieb allerdings eine Ausnahme.

blieb Vettels Triumph ungefährdet - wenn auch nicht ungetrübt. Im letzten Umlauf wollte er sich noch die prestigeträchtige schnellste Rennrunde sichern. Das aber scheiterte. Erst war Alonso schneller. Dann noch Jenson Button.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: