Sebastian Rode bei Eintracht Frankfurt:Guardiola sieht alles

Eintracht Frankfurt - 1. FC Nürnberg

Furchtloser Zweikämpfer, versierter Balleroberer: Sebastian Rode (rechts)

(Foto: Fredrik Von Erichsen/dpa)

Vor dem Spiel bei Maccabi Tel Aviv geht es bei Eintracht Frankfurt vor allem um Sebastian Rode. Der FC Bayern galt lange als sichere neue Adresse des 23-Jährigen - jetzt aber könnte es doch anders kommen. Denn der draufgängerische Balleroberer ist ein wenig stehengeblieben in seiner Entwicklung.

Von Christof Kneer

An diesem Donnerstag wird Sebastian Rode live im Fernsehen übertragen. Er kommt nicht ganz zur besten Sendezeit, man findet ihn auch nicht auf den ersten drei Programmplätzen, aber immerhin. Rode kommt um 21.05 Uhr auf Kabel1, das ist nicht schlecht, aber nächstes Jahr um diese Zeit möchte der 23-Jährige seine TV-Auftritte um ein, zwei Tage vorziehen. Er möchte dann am Dienstag- oder Mittwochabend übertragen werden, ab 20.45 Uhr, in der Champions League.

Rode spielt bei Eintracht Frankfurt, noch, am Donnerstagabend spielt die Eintracht in der Europa League gegen Maccabi Tel Aviv. Die Frankfurter haben eine ausbaufähige Mannschaft, die Zuschauer sind neugierig, die Finanzen in Ordnung.

Die Eintracht, das findet sogar der tendenziell skeptische Vorstandschef Heribert Bruchhagen, könnte in zwei, drei Jahren so weit sein, dass der fünfte Tabellenplatz ihr natürliches Revier wird, womit sie regel- mäßig auf Kabel1 käme oder auf dem Sender, der die wenig fesselnde Europa League dann im Programm haben wird. Aber wahrscheinlich, meint Bruchhagen, wird das mit Platz fünf sowieso nichts werden. Dafür würde man ja Spieler wie Rode brauchen. Und die gehen ja weg.

Gerade hat Sebastian Rode offiziell verkündet, was alle längst geahnt haben: dass er seinen im Juni 2014 auslaufenden Vertrag in Frankfurt nicht verlängern wird. Er wolle "den nächsten Schritt machen", teilte er im typischen Branchendeutsch mit; sein Ziel sei es, "künftig Champions League zu spielen", deshalb werde er zu einem Verein wechseln, "der dieses Kriterium erfüllt".

Dieser kleine Tipp hat das Bewerberfeld freundlicherweise auf einen Korridor zwischen Pilsen und Barcelona eingegrenzt, aber die szenekundigen Spekulanten waren ohnehin der Meinung, dass sie über Rodes Zukunft keine Informationen mehr brauchen. Dass sich der defensive Mittelfeldspieler bereits dem FC Bayern versprochen hat, galt als gesichertes Geheimwissen; es könnte allerdings sein, dass dieses Wissen bald überholt ist.

Sorgen muss sich niemand

Pep Guardiola hat beim FC Bayern vieles verändert, und jetzt ist er dabei, auch Transfers zu verändern, die noch gar nicht geschehen sind. Seit Monaten halten sich ja Gerüchte, wonach er viel weniger scharf auf den Dortmunder Angreifer Robert Lewandowski sei als die Vereinsverantwortlichen. Das gilt wohl erst recht für den Fall Rode: "Nicht mehr in Stein gemeißelt" sei Rodes Wechsel zu den Bayern, sagt einer, der den Fall vom ersten Tag an verfolgt; man könne "nicht davon ausgehen", dass dieser Transfer, der noch vor Guardiolas Amtsantritt verabredet worden sein soll, auf jeden Fall zustande komme.

Ein Blick auf die jüngsten Entwicklungen genügt, um zu verstehen, warum sich die Pläne geändert haben dürften: Die großen Bayern sind noch mal größer geworden in den vergangenen Wochen, Rode dagegen spielte zuletzt, auch verletzungsbedingt, eher gut als sehr gut. Auch Bayerns Spielstil hat sich unter dem neuen Trainer so weit wie nur möglich von Rode wegentwickelt: Rode ist ein Sechser von hoher Güteklasse, aber sein Spiel ist nicht unbedingt das der Guardiola-Bayern.

Er ist ein furchtloser Zweikämpfer und ein versierter Balleroberer, mit diesen Fähigkeiten ist man in keiner Mannschaft der Welt deplatziert, aber Rodes Beiträge zum Aufbauspiel bestehen nicht in kurzen Pässen, sondern eher in langen Läufen. Er ist ein kompakter Balltreiber, er reißt Lücken in gegnerische Mittelfelder, auch das ist eine wertvolle Qualität, aber beim FC Bayern erledigt diese Arbeit der Ball. Pep Guardiola will Mittelfeldspieler, die mit wenigen Kontakten spielen, er will Spieler, die viel laufen, aber nicht unbedingt mit dem Ball.

Um Rode muss sich niemand Sorgen machen, sein Marktwert ist hoch, außer den Bayern gelten auch Bayer Leverkusen, Borussia Dortmund und Schalke 04 als interessiert. Speziell die Leverkusener haben sich bereits ausführlich mit der Personalie beschäftigt, aber im Moment dürfte sie das zu erwartende Spitzengehalt des Spielers abschrecken. Auch international genieße Rode einen guten Ruf, sagt ein Kenner der Szene, vor allem englische Klubs sind neugierig auf den jungen Hessen, in dessen draufgängerischem Stil sie inseltypische Elemente erkannt haben.

Pep Guardiola sieht alles, vielleicht ist das doch eine Chance für Sebastian Rode. Wahrscheinlich schaut sich Guardiola sogar auf Kabel1 Eintracht Frankfurt gegen Maccabi Tel Aviv an.

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