Schwimmsport:"Ich werde oft als Tussi abgestempelt"

Schwimm-WM - Schwimmen

Alexandra Wenk schwamm bei der WM in Kasan 2015 deutschen Rekord über 100 Meter Schmetterling.

(Foto: dpa)

Die Schwimmer Alexandra Wenk und Florian Vogel wollen nach dem Olympia-Debakel 2012 nun in Rio auf sich aufmerksam machen.

Von Saskia Aleythe und Sebastian Winter

Ein großes Elend war das alles in London 2012: Ohne Medaille im Becken, sportlich enttäuschend und dabei noch stark verunsichert präsentierten sich die deutschen Schwimmer. 2016 in Rio soll alles besser werden, mithelfen wollen auch Alexandra Wenk und Florian Vogel von der SG Stadtwerke München.

Bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin ab kommenden Donnerstag kämpfen sie um die Norm fürs Olympia-Team. "Die Stimmung war in London wirklich nicht cool", sagt Wenk im Interview mit der Süddeutschen Zeitung, "was Britta Steffen einstecken musste - ich wäre nicht gerne sie gewesen in dem Moment".

Wenk war damals erst 17 Jahre alt, von ihrer Unbedarftheit habe sie aber auch profitiert. Heute ist ihre Rolle eine andere, nach dem Karriereende von Steffen weckt sie die größten Hoffnungen im deutschen Team. Bei der WM in Kasan im vergangenen Herbst schwamm sie deutschen Rekord über 100 Meter Schmetterling und schaffte es bis ins Finale.

"Die Jungs sind deutlich schneller, die Mädels zu langsam"

In München trainiert sie unter anderem mit Vogel, es fehlt ihr schon länger an Konkurrenz desselben Geschlechts. "Die Jungs sind deutlich schneller, die Mädels zu langsam", sagt sie. "Mein Anspruch ist es aber auch nicht mehr, mich mit den Deutschen zu messen, sondern mit Leuten wie Sarah Sjöström und Jeanette Ottensen."

Auffällig ist sie auch abseits der Armzüge - Wenk mag es cool und gerne auch mit wasserfestem Make-Up und Wimpern-Extensions. "Von den anderen Schwimmerinnen werde ich oft als Tussi abgestempelt", sagt sie, ohne sich aber zu beklagen. "So bin ich halt. Ich habe meine Interessen in Mode, Make-up und solchen Dingen, bin da ein ganz normales Mädchen."

Florian Vogel hatte im vergangenen Jahr seinen Durchbruch, er wurde dreifacher deutscher Meister und knackte den Kurzbahn-Rekord von Weltmeister Paul Biedermann über 800 Meter Freistil. Mit Biedermann trainiert Vogel regelmäßig, die beiden verstehen sich bestens. Biedermann wird nach Olympia seine Karriere beenden, Ansprüche auf seine Nachfolge erhebt Vogel nicht. "Diese Bürde dürfte man keinem auferlegen. Paul hat nahezu alles erreicht, es wäre nur eine To-do-Liste an riesigen Erfolgen, die man abzuarbeiten hätte."

Im vergangenen Jahr rettete Vogel eine Frau aus der Isar

Kurz vor der WM im vergangenen Jahr rettete er eine Frau aus der Isar vor dem Ertrinken, die Aufmerksamkeit für seine Person danach war enorm. "Ich habe schnell gemerkt, dass es zum damaligen Zeitpunkt zu viel war", sagt er im SZ-Interview. Um sich auf Rio zu fokussieren, hat er sich wie Wenk ein Urlaubssemester genommen. Profitieren tut davon auch seine Ernährung: "Ich bilde mich gerade noch aus als Koch", sagt er, "manchmal hole ich mir auch Tipps bei meinen Eltern".

Überhaupt nicht begeistert sind die beiden Schwimmer von der Sanierung ihrer Schwimmhalle - nur wenige Monate vor den Wettbewerben in Rio schließt die Halle zeitweise komplett, sie müssen nach Hamburg ausweichen. "Mich persönlich verärgert das sehr", sagt Vogel. Für Wenk ist die Situation ein "Störfaktor" in der Vorbereitung auf Olympia.

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