Schwimm-WM:Warten auf Wirbel

Die zweite Finalsession fand ohne deutsche Beteiligung statt. Bundestrainer Henning Lambertz verkündet trotzdem: "Es ist alles absolut im Rahmen."

Von Claudio Catuogno, Budapest

Die zweite Finalsession bei der Schwimm-WM in Budapest fand am Montag ohne deutsche Beteiligung statt. Damit standen die Deutschen nicht alleine: Auch aus Georgien, Panama oder Swasiland qualifizierte sich am Vormittag niemand für die Halbfinals und Finals am Abend. Die deutschen Medaillenkandidaten sind erst Ende der Woche dran. Der Chef-Bundestrainer Henning Lambertz verkündete daher guten Gewissens: "Bisher ist alles absolut im Rahmen." Andererseits verfolgten die Deutschen dann schon mit Wehmut, wie am Abend andere Schwimm-Nationen reüssierten. Die Briten mit Adam Peaty (Gold über 100 Meter Brust) und Benjamin Proud (50 Meter Schmetterling). Die Schweden mit Sarah Sjöström, die über 100 Meter Schmetterling triumphierte, nachdem sie am Sonntag als Startschwimmerin der schwedischen Staffel als erste Frau überhaupt die 52-Sekunden-Marke über 100 Meter Freistil durchbrochen hatte (51,71). Und schließlich die Gastgeber mit Katinka Hosszu (Gold über 200 Meter Lagen). Die Deutschen? Dass sie die WM wieder ohne Becken-Medaille abschließen werden, wie schon Olympia 2012 und 2016, ist keineswegs ausgemacht. "Wir freuen uns auf die Großen, die wir im Team haben. Wenn die ab Mittwoch anfangen, das Wasser ein bisschen mit aufzuwirbeln, wird es deutlich besser", sagte Lambertz. Franziska Hentke (200 Meter Schmetterling) und Philip Heintz (200 Meter Lagen) greifen ab Mittwoch ins Geschehen ein. Beide führen derzeit die Weltjahresbestenliste an. Marco Koch, der Weltmeister von 2015 über 200 Meter Brust, ist ab Donnerstag dran. Ansonsten setzt Lambertz mangels weiterer Final-Kandidaten auf ein Team, das aus relativ jungen Schwimmern besteht (die es in der Qualifikation mit weniger harten Normen zu tun hatten) sowie aus Athleten, die sich über die Staffeln qualifiziert haben.

Sie alle tun nun das, was von ihnen erwartet wird: "Erfahrungen sammeln". Bisher sind diese Erfahrungen durchwachsen. Da war gleich am Sonntag etwa Aliena Schmidtke aus Magdeburg, zwar auch schon 24, dennoch ein neues Gesicht im Team. 2011 war sie in die USA aufgebrochen, hat inzwischen an der Ohio State University ein Studium in Molekular-Genetik abgeschlossen und arbeitet dort nun als Forschungsassistentin. Über 100 Meter Schmetterling schaffte es Schmidtke ins Halbfinale, schwamm dort zum ersten Mal unter 58 Sekunden (57,87) - und freute sich schon deshalb über Rang 10: "Ziel erreicht." Oder die erst 16 Jahre alte Celine Rieder aus Saarbrücken. Sie kam am Montagmorgen über 1500 Meter Freistil mit 16:25,99 Minuten nahe an ihre Bestzeit heran. "Ein achtbares und tolles Rennen", sagte Lambertz. Es reichte für Rang zwölf. Clemens Rapp (Neckarsulm), mit 28 einer der Erfahrensten im Team, schwamm als 20. über 200 Meter Freistil (1:47,69) immerhin seine schnellste Zeit des Jahres. Es sind derzeit schon solche individuellen Steigerungen, die dem Chef-Bundestrainer als gutes Zeichen herhalten.

Christian vom Lehn, 25, aus Wuppertal, Bronze-Gewinner 2011 in Shanghai, kam diesmal über 100 Meter Brust nicht über Rang 25 hinaus und war ratlos: "Warum ich so langsam geschwommen bin, kann ich Ihnen auch nicht sagen." Ebenso wie Poul Zellmann, 21, aus Essen nach Rang 20 über 400 Meter und Rang 34 über 200 Meter Freistil. Sie zählte der Cheftrainer Lambertz in die Reihe jener Athleten, die "Lehrgeld bezahlt haben". Ob Deutschland das Panama der Schwimm-WM wird, werden aber erst die nächsten Tage weisen.

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