Schweizer in Wimbledon:Was macht eigentlich eure Lisicki?

Wimbledon Championships

Schweiz-Fans in Wimbledon

(Foto: dpa)

Schweizer sind lustig: Sie reden komisch und tragen seltsame Hosen. Wenn es aber darum geht, Tennis zu spielen, verderben sie Menschen aus anderen Nationen die Laune.

Von Lisa Sonnabend, Wimbledon

"Grüezi", sagt Roger Federer. Die englischsprachigen Reporter haben soeben den Raum verlassen, das bedeutet: Nun dürfen Fragen auf Schwyzerdütsch gestellt werden. Einer der besten Tennisspieler der Welt wirkt plötzlich nicht mehr wie ein internationaler Sportsmann, der von Hauptstadt zu Hauptstadt tingelt, sondern erinnert an einen Senner, der hoch oben auf seiner Alm sitzt. "Loooong schloooofn", wolle er als Vorbereitung auf seine Viertelfinal-Partie, schwyzerdütscht Federer. Hihi, hoho. Wie das klingt.

Ja, ja, sagen die Schweizer Reporter. Macht ihr Deutschen nur Witze über unseren Dialekt.

Auch Scherze über einen anderen Eidgenossen boten sich dieser Tage in Wimbledon an: Stan Wawrinka aus Lausanne trug bei seinem Turniersieg in Paris diese rot-weiß karierten Shorts, die aussahen wie eine Pyjama-Hose. In Wimbledon tauchte er sogar ganz ohne Hose auf. Er ließ sich für ein Magazin ablichten, wie er im Adamskostüm eine Rückhand schlägt.

Ja, ja, sagen die Schweizer Reporter. Macht ihr nur Witze. Was macht eigentlich eure Lisicki?

Ausgeschieden ist Sabine Lisicki. So wie alle anderen Deutschen. Es ist das schlechteste Abschneiden für den Deutschen Tennisbund seit 2006. Die Schweiz dagegen hat nur acht Millionen Einwohner, aber drei Spieler in den Einzel-Viertelfinals in Wimbledon. Neben Federer und Wawrinka ist auch Timea Bacsinszky dabei. Bei den Mixed- und Doppel-Wettbewerben heißt die Favoritin auf beide Titel übrigens Martina Hingis. Schweizer Reporter sind im Dauerstress.

Journalisten aus anderen Nationen haben Zeit für einen Plausch. Eine Schwedin möchte wissen, ob Nadal-Schreck Dustin Brown einer sei, der nächstes Jahr in Wimbledon gewinnen könne? Sie lächelt freundlich, als sie den skeptischen Blick ihres Gegenübers einfängt. Die deutschen Profis hätten doch tolle Leistungen gezeigt, meint sie: "Wir in Schweden wären froh, wenn wir so starke Spieler hätten."

Die Schweizer schauen kurz von ihren Tastaturen hoch. Sie grinsen.

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