Schweiz:Schweizer Debatte

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Umstrittene Geste: Granit Xhaka (links) und Xherdan Shaqiri zeigen bei der WM den „Doppeladler“, der für das Zusammengehörigkeitsgefühl der Albaner steht.

(Foto: dpa)

Der Schweizer Fußball kommt nicht zur Ruhe: Nach der "Doppeladler-Affäre" wird die Doppel-Staatsbürgerschaft für Fußballer infrage gestellt.

Von Florian Raz, Zürich

Nach dem Ausscheiden im WM-Achtelfinale gegen Schweden kommt der Schweizerische Fußballverband (SFV) nicht zur Ruhe. Kurz nach der Rückkehr vom Turnier warf Generalsekretär Alex Miescher, 50, im Interview mit dem Tagesanzeiger aus Zürich die Frage auf, ob sich potenzielle Nationalspieler mit Doppelbürgerstatus künftig allein für die Schweizer Staatsbürgerschaft entscheiden und somit den zweiten Pass abgeben müssen.

Miescher sagt, seine Idee sei nach der sogenannten "Doppeladler-Affäre" gewachsen. Im Gruppenspiel gegen Serbien hatten die schweizerisch-albanischen Doppelbürger Granit Xhaka (FC Arsenal) und Xherdan Shaqiri (Stoke City) sowie aus Solidarität Kapitän Stephan Lichtsteiner (Juventus Turin) mit ihren Händen das Symbol geformt, das für das Zusammengehörigkeitsgefühl der Albaner steht. In der Schweiz beschäftigte die Geste die Öffentlichkeit tagelang, der Fußball-Weltverband Fifa verhängte Geldstrafen: Jeweils 8600 Euro gegen Shaqiri und Xhaka, 4300 Euro gegen Lichtsteiner.

"Die Vorfälle haben gezeigt, dass es eine Problematik gibt", erklärte Miescher: "Der Verband könnte sagen, dass die Türen in die Förderprogramme nur jenen Nachwuchsspielern offenstehen, die auf eine Doppelstaatsbürgerschaft verzichten", so der Lokalpolitiker (FDP) aus Solothurn, der den Schweizern eine Grundsatzfrage stellt: "Wollen wir Doppelbürger?" Miescher glaubt, eine solche Regelung käme in den meisten Fällen auch Spielern mit zwei oder mehr Staatsbürgerschaften entgegen, weil sie Druck von ihnen nehme. Das Interview nennt Miescher "einen Vorstoß, um die Resonanz zu prüfen".

Miescher bezieht sich auch auf eine Schweizer Problematik, wonach in der Vergangenheit vereinzelt Nachwuchsspieler eine SFV-Ausbildung absolviert haben, sich dann aber beim Schritt ins A-Nationalteam für ihre zweite Heimat entschieden. Stellvertretend stehen Mladen Petric (Kroatien), Zdravko Kuzmanovic (Serbien), Kerim Frei (Türkei) oder - als prominentestes Beispiel - Kroatiens WM-Viertelfinalist Ivan Rakitic.

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