Schweinsteiger vor Rückkehr in die DFB-Elf:Attacke mit den Händen in der Hosentasche

Bastian Schweinsteiger ist nach 101 Tagen zurück in der Nationalmannschaft. Bei seinem ersten Auftritt wirkte er etwas dünnhäutig. Doch der 28-Jährige will keine Zweifel aufkommen lassen, dass er mit seinem Verein und mit der Nationalmannschaft in Zukunft auch die "Spiele gegen die großen Gegner" gewinnen wird.

Bastian Schweinsteiger war eigentlich bester Laune. Beim Training feixte er im Sonnenschein mit seinen Mannschaftskollegen, zur Pressekonferenz schlenderte er lächelnd mit den Händen in den Hosentaschen. Doch als ihm kritische Fragen gestellt wurden, schaltete Schweinsteiger, der nach 101 Tagen zur deutschen Fußball-Nationalmannschaft zurückgekehrt war, umgehend in den Angriffsmodus.

Fußball-Nationalmannschaft - Pressekonferenz

Bastian Schweinsteiger verlangt mehr Respekt und kündigt an, in Zukunft auch "die Spiele gegen große Gegner" zu gewinnen. 

(Foto: dpa)

"Sie sprechen mit Wörtern, die ich nie in den Mund genommen habe", blaffte Schweinsteiger in Richtung eines Journalisten und lehnte sich nach vorne, "wenn sie das nicht können, dann kann ich nicht antworten. Sie müssen sich vernünftig vorbereiten!" Nein, er habe nie von mangelndem Teamgeist in der DFB-Auswahl gesprochen. Auch, als er auf mögliche Fehler in der ersten Jahreshälfte angesprochen wurde, die Niederlage im EM-Halbfinale, die emotional noch schlimmere Niederlage im Champions-League-Finale, reagierte er überraschend dünnhäutig.

"Leider fehlt hier der allgemeine Respekt. Das finde ich schade", klagte Schweinsteiger, das sei ungerecht. Es stehe "nirgendwo geschrieben, dass man alle Spiele gewinnen muss". Ansonsten wurde Schweinsteiger, der Ersatzkapitän für das WM-Qualifikationsspiel gegen Irland in Dublin am Freitagabend (20.45 Uhr/ZDF), selbstverständlich bestens aufgenommen - obwohl seine Einlassungen über Auswechselspieler, die bei Toren nicht so recht mitjubeln, doch für Verstimmungen gesorgt hatten. Inzwischen sind die Unstimmigkeiten mit Bundestrainer Joachim Löw und Manager Oliver Bierhoff ausgeräumt.

Doch Schweinsteiger sagt auch: "Es war meine Wahrnehmung - und dazu stehe ich. Ich werde weiter meine Meinung sagen. Auch intern." Als Führungsfigur, Antreiber, ordnende Hand im zuletzt wenig strukturierten deutschen Spiel ist der 28-Jährige nun besonders gefordert - auch in eigenem Interesse. Er wolle jetzt "das letzte Rad umdrehen", mithelfen, dass auch "die Spiele gegen große Gegner" nicht mit Niederlagen enden. Eben nicht wie beim 1:2 gegen Italien, bei dem Andrea Pirlo der bessere Schweinsteiger war, nicht wie beim "Drama dahoam" gegen den FC Chelsea, als Schweinsteiger den letzten Bayern-Elfmeter an den Pfosten schoss. Das erste Halbjahr dürfte seine Gier auf die großen Pokale jedenfalls fast ins Unermessliche gesteigert haben.

"Nach meinem Fehlschuss habe ich in viele leere Gesichter geblickt. Diese leeren Gesichter werde ich nicht vergessen", sagte der Mittelfeld-Star des FC Bayern über jene traumatische Nacht, in der in München so viele Träume geplatzt waren. Das Scheitern bei der EM, durch die er sich trotz einer Fußverletzung kämpfte, war der nächste Nackenschlag. Doch dies alles ist, so wirkt es, zumindest weitgehend verarbeitet. Nicht vergessen, natürlich, aber beiseite geschoben. Schweinsteiger will wieder richtig angreifen, ohne seine Energie auf Nebenkriegsschauplätzen zu verschwenden.

"Ich denke, es gibt Wichtigeres", sagte er, nun wieder lächelnd, zum Abschluss seiner Pressekonferenz in Frankfurt/Main. Dann ging er, die Hände in den Hosentaschen.

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