Schweden bezwingt Frankreich 2:0:Franzosen verpassen die Vitaminspritze

Bei Mitfavorit Frankreich macht sich ein nervöses Hüsteln breit: Das 0:2 im letzten Gruppenspiel gegen Schweden kann das Team um Franck Ribéry auf dem Weg ins Viertelfinale nicht mehr aufhalten - dort wartet jedoch Titelverteidiger Spanien.

Claudio Catuogno

Die Schweden haben das sehr gut gemacht, keine Frage. Wie sie sich im Kiewer Olympiastadion Spiel für Spiel diese optische Überlegenheit erarbeiten: Chapeau, sagt da der Franzose. Fast den gesamten Rund hatte dieses reiselustige Fußballvölkchen wieder gelb eingefärbt - an EM-Tickets zu kommen, war in der Ukraine deutlich einfacher als in Polen.

EURO 2012 - Schweden - Frankreich

Umzingelt: Franck Ribéry (Mitte) zwischen den Schweden Sebastian Larsson (links) und Andreas Granqvist.

(Foto: dpa)

Selbst dort, wo am Dienstagabend das Grüppchen französischer Anhänger ebenso tapfer wie unhörbar in die Hände klatschte, hing noch das gelbe Kreuz auf blauem Grund an der Balustrade (übrigens unweit eines Banners mit der Aufschrift "Halle/S.", so eine Europameisterschaft ist eben voller Geheimnisse).

Aber hat es den Schweden etwas gebracht? Ausgeschieden waren sie schon, nun blieb die Rolle als Spielverderber. Es gibt Schöneres, aber immerhin war die Rolle wie gemacht für ihren Kapitän Zlatan Ibrahimovic, der tatsächlich die Parole ausgegeben hatte, nun "die Franzosen zu verhauen". Anfangs schien er das wörtlich zu nehmen. Doch nach einer Weile besann er sich auf eine fußballerische Form der Gewaltausübung.

Dank seines Seitfallziehers zum 1:0 (54.) wird Ibrahimovic als derjenige in Erinnerung bleiben, der die Franzosen in ein Viertelfinale gegen Spanien schickte, am Samstag steigt es in Donezk, und die Franzosen haben es auch nur deshalb erreicht, weil die Ukraine eben dort am Dienstag gegen England verlor. Sie selbst beschlossen die Vorrundengruppe D mit einem 0:2 gegen die Schweden.

Laurent Blanc hatte zwei Ziele ausgegeben vor der Partie: Erstmals seit 2006 wieder die K.o.-Runde eines Turniers zu erreichen. Und dabei möglichst als Gruppensieger, um der spanischen Grippe zu entgehen. Ziel zwei haben sie nicht erreicht - und nun macht sich allseits nervöses Hüsteln breit bei den Franzosen.

Bei den Schweden hatte Ibrahimovic den dritten Sturmpartner im dritten Spiel an seiner Seite, nach Markus Rosenberg (zu blass) und Johan Elmander (verletzt) besetzte Ola Toivonen die Planstelle ganz vorn. Toivonen war fit und motiviert, er lief bloß ständig ins Abseits, deshalb war er für Tore auch nicht recht zu gebrauchen.

Gegen das spanische Übergewicht

Nur einmal stand er frei vor Frankreichs Torwart Hugo Lloris, die Vorlage kam da von ihm selbst: Er hatte ein Kopfballduell gegen Philippe Mexès gewonnen. Allerdings wurde er von Lloris so weit nach außen getrieben, dass sein Schuss am Außenpfosten landete (10.). Das hätte ein gutes Mittel sein können für die Schweden: Troivonen bedient Troivonen, dann hätte sich auch das Abseitsproblem erledigt. Es kam allerdings anders. Und nicht viel schlechter.

Der Coach Erik Hamrén hatte außerdem Emir Bajrami für den erkrankten Rasmus Elm gebracht, Blanc hatte die französische Startelf ebenfalls auf zwei Positionen umgebaut: Yann M'Vila und Hatem Ben Arfa ersetzten Yohan Cabaye und Jérémy Ménez. Die beiden Torschützen gegen die Ukraine blieben also draußen, was nicht nur in Kiew, sondern sicher auch in Halle/Saale den Verdacht keimen ließ: Da schont einer zwei Akteure, obwohl das Viertelfinale noch nicht gesichert ist. Blanc hat das dementiert.

Dass seine Elf sich behäbig auf die gut gestaffelte schwedische Abwehr zubewegte, dem war allerdings nicht zu widersprechen - die Hitze, die Gegenwehr, die Versagensangst, alles kam wohl zusammen. Karim Benzema (18., 51.), Frank Ribéry (45.), M'Vila (71.) sowie die eingewechselten Ménez (82.) und Olivier Giroud (83.) hatten Gelegenheiten für die Franzosen. Eine absolut zwingende war nicht dabei. Keine, wie Ibrahimovics Zirkusnummer jedenfalls - die seine Mitstreiter offenbar inspirierte. Olof Mellberg ließ dem Führungstor einen Hackentrick folgen, den Lloris gerade noch entschärfte (58.). Kurz vor Schluss erhöhte Sebastian Larsson auf 2:0.

Das war dann auch schon egal für die Franzosen, ein Remis hätte sie nicht mehr auf den ersten Gruppenplatz gehoben. Bloß fürs Selbstbewusstsein wäre es eine kleine Vitaminspritze gewesen, wenn es nun gegen die Spanier geht und deren ewiges optisches Übergewicht auf dem Platz.

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