Schiedsrichter-Rechtsstreit:Amerell und Kempter einigen sich

Nach fast zwei Jahren haben der Ex-Schiedsrichterbetreuer Manfred Amerell und der frühere Fifa-Referee Michael Kempter ihren Rechtsstreit beigelegt. Vor Gericht nahm Kempter zwei Klagen sowie Vorwürfe gegen seinen früheren Chef zurück.

Der Rechtsstreit zwischen Manfred Amerell und Michael Kempter ist beendet. Vor dem Oberlandesgericht Stuttgart wurde am Mittwoch der Streit zwischen dem früheren DFB-Schiedsrichterbetreuer Amerell und dem ehemaligen Fifa-Referee Michael Kempter nach vier Verhandlungsstunden beigelegt.

Beide Seiten stimmten einem Vergleich der Kammer unter dem Vorsitzenden Matthias Haag zu, wonach Kempter in einer Erklärung frühere Vorwürfe gegen Amerell und zudem zwei Klagen gegen seinen ehemaligen "Boss" zurücknimmt, der sich als Sieger dieser seit zwei Jahren geführten juristischen Auseinandersetzung fühlen darf.

"Dieser Vergleich ist nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Aber die Sache musste irgendwann mal zu einem Ende kommen", sagte nach dem Kompromiss ein dennoch zerknirscht wirkender Amerell, der von Kempter ursprünglich Schadenersatz in Höhe von 150.000 Euro gefordert hatte, nachdem dieser ihm sexuelle Belästigung in mehreren Fällen vorgeworfen hatte.

"Hätte ich wieder abgelehnt, hätte ich wieder als stur und Racheengel dagestanden", ergänzte Amerell, der den Vergleich zunächst nicht absegnen wollte, dann aber dem nachdrücklichen Rat des Gerichtes folgte. Amerell hatte immer darauf bestanden, dass die Beziehungsaffäre einvernehmlich war, und wegen der Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte das Schmerzensgeld verlangt.

Am 12. Mai hatte die 1. Zivilkammer des Landgerichts Hechingen in erster Instanz die Klage Amerells abgewiesen. Die Stuttgarter Kammer folgte allerdings in großen Teilen der Argumentation Amerells, was nach Ansicht von Kempters Anwalt Christoph Schickardt "ein gefährliches Signal" für die Öffentlichkeit ist. Nach Meinung des Gerichts habe sich Kemptner den Annährungsversuchen Amerells nicht entschieden genug zur Wehr gesetzt. Wie man sich gegen sexuelle Belästigung richtig wehrt, wurde aber nicht ausgeführt.

Zudem habe es große Unterschiede zwischen den Aussagen Kempters vor dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) sowie vor Gericht und denen in der Presse gegeben. Dies wurde anhand von einigen Interviews, die Kempter gegeben hatte, verdeutlicht.

Amerell kämpft weiter

Kempter nahm den Vorschlag des Gerichtes an, folgende Erklärung abzugeben: "Ich erkläre hiermit, dass ich die Behauptung gegenüber Frankfurter Rundschau, Bild.de und dem Sportsender Sport.1 vom 22./23. Februar 2010 dahingehend, dass ich Herrn Amerell meinen entgegenstehenden Willen eindeutig klar zum Ausdruck gebracht habe, im Hinblick auf sexuelle Kontakte zwischen uns beiden nicht weiter aufrecht erhalte. Auch wenn ich nach meiner persönlichen Wahrnehmung von Anfang an die Ablehnung der sexuellen Kontakte zum Ausdruck gebracht habe, kann ich nicht ausschließen, dass er im Hinblick auf mein Einvernehmen eine andere Wahrnehmung gebildet haben könnte und das Signale hinsichtlich des bei mit fehlenden Willens nach einer körperlichen Beziehung sehr verhalten ausgefallen sein könnten."

Amerells Feldzug geht in eine neue Runde

Einigung vor Gericht: Manfred Amerell (rechts) und Michael Kempter.

(Foto: dapd)

Schickardt meinte anschließend: "Das Wichtigste ist, dass die Sache erledigt ist. Ich hoffe, dass die beteiligten Personen jetzt ihren Frieden finden können. Vielleicht ist kurz vor Weihnachten die richtige Zeit dafür."

Amerell kämpft derzeit allerdings noch an mehreren Fronten. Vor gut einem Monat hatte das Landgericht Berlin gegen den 64-Jährigen eine einstweilige Verfügung erlassen und ihm darin untersagt, zu behaupten, der DFB habe Kempters Anwalt Schickhardt bezahlt. Zuvor hatte wiederum das Landgericht München I die von Amerell erwirkte einstweilige Verfügung gegen den DFB aufrecht erhalten - nach einem Widerspruch des DFB allerdings mit einer Einschränkung.

Der Verband darf künftig zwar behaupten, dass der Rechtsstreit mit Amerell zu seinen sowie zu Gunsten seines Präsidenten Theo Zwanziger entschieden und somit abgeschlossen ist, muss aber dabei stets klarstellen, dass sich die Äußerung nicht auf sportgerichtliche Verfahren oder Verfahren vor dem Kontrollausschuss des DFB bezieht. Amerell brachte mit einer Anzeige bei der Staatsanwaltschaft in Augsburg zuletzt die Steueraffäre um einige Schiedsrichter in Gang. Zudem kündigte er fünf bis sechs weitere Enthüllungen an.

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