Schiedsrichter-Affäre:Sprechen und stärken

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Der Ex-Referee Thorsten Kinhöfer fordert einen Teammanager für die deutschen Schiedsrichter.

Der früherer Bundesliga- und Weltverband-Referee Thorsten Kinhöfer hat im Schiedsrichterstreit "eine Art Teammanager wie Oliver Bierhoff bei der Nationalmannschaft" gefordert. Die Unparteiischen würden jemanden benötigen, der "ihnen den Rücken stärkt, in der Öffentlichkeit als Sprachrohr von ihnen agiert und auch mal zu ihnen fährt, sie aufbaut, unterstützt", auch für mannschaftliche Geschlossenheit sorge. Das sagte Kinhöfer der Bild am Sonntag.

Der Deutsche Fußball-Bund hatte zuletzt seine Ethikkommission unter Leitung des früheren Außenministers Klaus Kinkel eingeschaltet. Anlass waren die Vorwürfe des Bundesliga-Referees Manuel Gräfe gegen Herbert Fandel, den Vorsitzenden des DFB-Schiedsrichterausschusses, und DFB-Schiedsrichtermanager Hellmut Krug. Ihnen hatte Gräfe "Vetternwirtschaft" und "fehlende Transparenz" bei der Auswahl und Nominierung der Unparteiischen vorgeworfen. Felix Brych, Sprecher der DFB-Schiedsrichter und Nummer eins der deutschen Referees, hatte nach Angaben Gräfes diese Kritik unterstützt.

"Es gibt im Moment keine eindeutige Beweislage, weder in die eine noch andere Richtung", sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel dem TV-Sender Sky. Fandel hatte sich bisher nicht öffentlich zu den Auseinandersetzungen geäußert. Er sagte am Samstag am Rande des Spiels Eintracht Frankfurt gegen Borussia Dortmund angesichts der guten Leistung des Unparteiischen Robert Hartmann nur: "Man sieht, es ist nicht alles schlecht im deutschen Schiedsrichterwesen."

"Im aktuellen Fall wäre ich dafür, dass beide Seiten ihre Ämter für den Moment ruhen lassen würden", sagte Kinhöfer über Fandel und Krug: "So könnte man etwas Dampf aus dem Kessel nehmen, damit sich die Ethikkommission in Ruhe mit dem Thema befassen und an einer Lösung arbeiten kann. Dass diese heißt: Weitermachen, wie bisher, ist ausgeschlossen. Dafür ist einfach zu viel Geschirr zu Bruch gegangen." Der 49-Jährige verwies auch auf den wirtschaftlichen Hintergrund bei den aktuellen Auseinandersetzungen. "Je mehr Geld im Spiel ist, desto eher bleibt die Kameradschaft auf der Strecke", sagte er mit Blick auf die 5000 Euro, die ein Referee pro Bundesliga-Partie erhält. "Da macht es schon einen Unterschied, ob ich in der Saison zwölf oder 18 Spiele pfeife."

Lutz Michael Fröhlich, der neue, hauptamtliche Chef der Referees beim DFB, kündigte an, in den kommenden Wochen Gespräche fortzusetzen und im Wintertrainingslager auf Mallorca den Teamgedanken wieder zu stärken.

© SZ vom 23.10.2017 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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