Schalker Remis gegen Bayern:"Dat Ding zählt"

FC Schalke 04 v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Fuß, Hand, Tor: Schalkes Benedikt Höwedes (links) und Münchens Xabi Alonso.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Ein umstrittener Hand-Treffer von Benedikt Höwedes verhilft Schalke 04 zum ersten Punktgewinn der Saison - und das gegen den FC Bayern. Trainer Jens Keller kann zumindest kurzfristig ruhiger arbeiten.

Von Andreas Morbach, Gelsenkirchen

Julian Draxler ist ein wohlerzogener junger Mann, deshalb führte ihn sein Weg direkt zu Marco Fritz. Der Unparteiische hatte in der zweiten Halbzeit bei einem Tritt von Draxler auf den Fuß des Neu-Münchners Sebastian Rode auf die gelb-rote Karte gegen den bereits verwarnten Nationalspieler verzichtet.

"Da hätte er mich gut und gerne vom Platz stellen können", gestand der 20-Jährige nach dem ersten Schalker Punktgewinn der Saison: "Deshalb bin ich nach Spielschluss erst mal zum Schiedsrichter gegangen und habe mich bedankt."

Weitere offizielle Danksagungen von Gelsenkirchener Seite gab es aber keine. Weder an die Bayern, die ihren sehr dominanten Vortrag beim 1:1 am Samstagabend gütigerweise nach einer halben Stunde eingestellt hatten. Noch an das Schiedsrichtergespann, das den mit aller Macht erzwungenen Ausgleichstreffer von Benedikt Höwedes geschlossen durchwinkte. Selbst in der Stadionregie war man sich uneins, ob der Treffer regulär war, zur Sicherheit blieb auf dem großen Videowürfel die 1:0-Führung der Bayern noch eine Zeitlang stehen.

Den Schützen selbst, kurz vor der Torlinie von Münchens Neuerwerbung Xabi Alonso angeschossen, plagten da weniger Zweifel. "Wenn mir einer aus 30 Zentimetern Entfernung den Ball gegen die Hand schießt, kann mir keiner den Vorwurf machen, dass das ein absichtliches Handspiel ist", lautete Höwedes' Plädoyer in eigener Sache.

Im Kreise der Nationalmannschaft will der Schalker Kapitän den Fall unter der Woche mit seinem früheren Teamkollegen Manuel Neuer erörtern. Der Schlussmann hatte sich über die Gültigkeit des 1:1 am heftigsten echauffiert - was Stadionsprecher Dirk Oberschulte-Beckmann den betont ruhrpottmäßigen Kommentar entlockte: "Da könnt ihr diskutieren, wie ihr wollt - dat Ding zählt."

Den Gelsenkirchenern und ihrem früh angezählten Trainer Jens Keller verschaffte Höwedes' entschlossener Körpereinsatz ein Remis - und mindestens zwei Wochen Ruhe. Bei einer Niederlage in Mönchengladbach dürften Kellers Qualitäten jedoch erneut angezweifelt werden. Ein ewiges Hin und Her, auf das der gebürtige Stuttgarter längst mit einer Strichliste über seinen Überlebenskampf im Revier reagiert hat.

Ohne Boateng und Huntelaar

"Wir zeigen jetzt seit über 21 Monaten, dass wir uns immer wieder rausziehen", erwähnte Keller die königsblaue Schicksalsgemeinschaft aus Trainer und Mannschaft und richtete allen um ihn besorgten Gemütern aus: "Wenn es irgendwann auf die Gesundheit geht, sage ich früh genug Bescheid."

In der vergangenen Saison war Schalke gegen die Bayern zweimal schmerzlich besiegt worden. "Zuletzt haben wir fünf Stück bekommen, deshalb ist das jetzt ein Punktgewinn", argumentierte Mittelfeldmann Max Meyer. Ob das erfreuliche Remis ein Zeichen sei, dass es auch ohne die aktuell unpässlichen Kevin-Prince Boateng (Entzündung im Sprunggelenk) und Klaas-Jan Huntelaar (grippaler Infekt) gehe?

"Klar, das hat das Spiel heute gezeigt", bestätigte Draxler, ehe er rasch hinterher schob: "Das sind zwei wichtige Spieler für uns - und wir freuen uns, wenn sie wieder dabei sind."

Noch mehr freuen würden er und die Teamkollegen sich aber, fiele ihnen allen der Spagat zwischen Feiertag und Alltag künftig etwas leichter. Bei Drittligist Dresden und dem Vorjahreszehnten Hannover verloren, den großen Bayern dafür einen Punkt abgetrotzt. "Die Reaktion, die die Mannschaft gezeigt hat, war unglaublich - aber so sollte das eigentlich jede Woche sein", brachte der Chefübungsleiter sein Dilemma auf den Punkt.

Julian Draxler, der im Gegensatz zu Mit-Weltmeister Höwedes nicht dazu neigt, die Mediengesellschaft in Gelsenkirchen anzuprangern, sieht die Sache ähnlich. Weil in der Vorbereitung mal wieder auffallend viele verletzte S04-Profis zu beklagen waren, mahnte er nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub bei einigen Mitspielern fehlende Professionalität an. Nun forderte Draxler mit Hilfe einer Floskel: "Wir haben über den Kampf ins Spiel gefunden - aber wir müssen kapieren, dass das nicht nur gegen die Bayern so sein soll."

Sprach's und fügte ganz im Sinne von Strichlisten-Coach Jens Keller hinzu: "Es war ein erster guter Schritt, aber auch nur ein Unentschieden. In Mönchengladbach wollen wir dann den ersten Dreier folgen lassen."

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