Schalker 3:1 in Köln :Rauf und runter

FC-Trainer Peter Stöger spricht von einem "wirklich außergewöhnlichen" Spiel. Schalke-Manager Horst Heldt bemerkt, es hätte schon zur Pause 4:4 stehen können. Am Ende gewinnt der Favorit.

Von Philipp Selldorf, Köln

Andächtig hatte er begonnen, der Nachmittag in Köln-Müngersdorf. Beide Mannschaften nahmen am Mittelkreis Aufstellung, die Zuschauer erhoben sich schweigend. Der 1. FC Köln gedachte seines zu Beginn der Woche verstorbenen Nationalspielers Hannes Löhr, der Stadionsprecher sprach ein paar passende Sätze und bat dann um den sogenannten Ehrenapplaus, dem sich auch die Fans in der Gästekurve nicht verweigerten. Es war eine würdevolle und schöne Zeremonie in Erinnerung an einen großen Spieler, der sein ganzes Fußballerleben bei seinem Klub geblieben ist.

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Diese Momente des Friedens waren dann aber für lange Zeit die letzte Ruhephase für die Beteiligten und die knapp 50.000 Zuschauer, denn wenig später starteten der 1. FC Köln und Schalke 04 ein Spiel, über das der stets wohlbeherrschte FC-Trainer Peter Stöger später sagte, dass es "wirklich außergewöhnlich" gewesen sei. Dass die Schalker am Ende einen 3:1-Sieg nach Hause brachten, drückte das lebhafte Spielgeschehen nur unzureichend aus. "Schon zur Pause hätte es 4:4 stehen können", wie der Schalker Manager Horst Heldt meinte.

Fährmann rettet die Schalker ein ums andere Mal

Die Gäste verloren keine Zeit mit ödem Vorspiel, schon der erste gezielte Angriff brachte die Führung: Torjäger Huntelaar verwertete einen Foulelfmeter, den der Kölner Abwehrchef Maroh verschuldet hatte, als er dem Spurt von Höjbjerg mittels Gesichtsgriff ein Ende setzte (2. Minute). Die Kölner zeigten sich von diesem Schock jedoch nur mäßig beeindruckt, sie attackierten mit Nachdruck und hohem Tempo. Mittelstürmer Modeste verschenkte die Ausgleichschance mit einem Kopfball, den ihm Risse vorgelegt hatte (9.) - eine Szene, die sich als typisch für diese Partie erweisen sollte. Einerseits deshalb, weil die Schalker immer wieder durch schwere Schlampigkeiten Kölner Chancen servierten. Hier taten sich vor allem die Verteidiger Aogo und Neustädter hervor, Mittelfeldspieler Geis aber trieb es nach 19 Minuten auf die Spitze, als er einen Rückpass meinte - und einen Steilpass spielte: Empfänger war der Kölner Flügelstürmer Bittencourt, der mit seinem Schuss jedoch an Torwart Fährmann scheiterte. Ein Vorgang, der sich noch oft wiederholen sollte: Ein Kölner schießt gefährlich aufs Tor - Fährmann pariert. "Ralf Fährmann war der überragende Mann auf dem Platz", stellte Schalkes Trainer André Breitenreiter fest.

1. FC Koeln v FC Schalke 04 - Bundesliga

Maß genommen: Max Meyer (rechts) bringt Schalke gegen Köln mit 2:0 in Führung. Das Spiel endet 3:1.

(Foto: Sascha Steinbach/Getty Images)

Andererseits hörten auch die Schalker nicht auf, durch starkes Offensivspiel das Kölner Tor zu bedrohen. Meyer, Belhanda und Schöpf inszenierten viele gute Angriffe, dem Treffer am nächsten kam Mittelfeldspieler Höjbjerg: Der Ball steuerte schon geradewegs die lange Kölner Torecke an, bis ihn plötzlich Timo Horns Handschuhhand um den Pfosten drehte. Wenig später dann das 2:0 für Schalke: Meyer spielte auf Bierdeckelraum die Kölner Abwehr aus und schob den Ball in die Ecke (24.).

"Als Trainer wirst du wahnsnnig"

Die Kölner zeigten sich darüber zunächst ziemlich eingeschüchtert, ließen sich aber von den hilfsbereiten Schalkern wieder in die Partie zurückbringen. Erst verpasste Neustädter das nicht mehr allzu schwierig zu erzielende 3:0, dann schaute die halbe Abwehr bei Bittencourts Anschlusstreffer zu (33.). Noch weniger denn als Torjäger ist Bittencourt als Kopfballspieler bekannt. Und daran hätte sich auch nichts geändert, wenn Aogo ihn nicht hätte gewähren lassen. Zwei Minuten später hätte Belhanda beinahe den Fehler seines Mitspielers kompensiert - doch er traf nur die Latte. "Es ging rauf und runter, als Trainer wirst du da draußen wahnsinnig", sagte Breitenreiter.

Es war also ein Glück, dass die zweite Halbzeit für Beruhigung sorgte. Breitenreiter hatte seiner Mannschaft eingeschärft, der Defensive mehr Aufmerksamkeit zu schenken, und das gelang auch weitgehend. Die Frequenz der Kölner Torchancen ließ nach. Dennoch musste Fährmann immer wieder eingreifen, am meisten forderte ihn der eingewechselte Hosiner. Schalke wankte - aber fiel nicht, weil der ebenfalls eingewechselte di Santo nach einer Flanke von Aogo das 3:1 erzielte.

Schema & Statistik

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Nach dem 1:3 steckten die Kölner auf. Schalke hielt den Ball in den eigenen Reihen und ließ sich dabei nicht mehr wesentlich stören. Sané, di Franco und Meyer verpassten Gelegenheiten zum 4:1, das wäre des Guten aber auch zu viel gewesen. "Drei Tore in Köln zu erzielen, das schafft nicht jeder", merkte Max Meyer mit Recht an. Ebenso recht hatte er, als er feststellte: "Allein in der ersten Halbzeit hätten wie aber auch drei oder vier Gegentore bekommen können."

Schalke kann nun seine Ambitionen auf einen Europacupplatz bestätigen, am nächsten Wochenende geht es nach Berlin zum Konkurrenten Hertha. Die Kölner müssen nach einer Reihe von ungenügenden Ergebnissen den Blick nach unten richten. Kleiner Trost: Solange sie eine Leistung zeigen wie am Samstag, müssen sie sich nicht allzu sehr ängstigen.

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