Schalker Enttäuschung:Das Raunen verhallt

FC Schalke 04 - SC Freiburg

Küsschen für die Videoabteilung: Der Schalker Torschütze Yevhen Konoplyanka feiert sein Kopfballtor zum 1:1 gegen Freiburg.

(Foto: Roland Weihrauch/dpa)

Nach dem 1:1 gegen Freiburg ist der Effekt der Schalker Siegesserie verpufft. Das ersatzgeschwächte Team sehnt die Pause herbei.

Von Ulrich Hartmann, Gelsenkirchen

252 Kilometer sind die Fußballer beider Mannschaften am Samstag in Gelsenkirchen gelaufen, das ist ein beeindruckender Wert. Wie viel dieser Wert aber wirklich wert ist, das ist Ansichtssache. "Wir haben Außergewöhnliches geleistet", lobte etwa Freiburgs Trainer Christian Streich nach dem 1:1 (0:0)-Unentschieden zwischen dem FC Schalke 04 und dem SC Freiburg am Samstag. "Es war zumindest eine sehr engagierte Leistung", sagte Markus Weinzierl, als Lob nahm ihm das niemand so richtig ab. Was für die Freiburger ein großer Erfolg war, das bedeutete für den FC Schalke eine Enttäuschung.

Die Schalker sind gerade einer der experimentierfreudigsten Klubs im deutschen Fußball, gezwungenermaßen: Die Liste der nicht einsatzfähigen Spieler war wieder einmal lang am Samstag, Namen wie die der Angreifer Choupo-Moting, di Santo, Embolo und Huntelaar fanden sich darauf, weshalb der 19-jährige Nachwuchsstürmer Fabian Reese zum zweiten Mal in einem Pflichtspiel von Beginn an spielte. Und gegen Reese sind andere Schalker wie Thilo Kehrer, 20, Leon Goretzka und Max Meyer, 21, Nabil Bentaleb und Alessandro Schöpf, 22, sowie Johannes Geis und Sead Kolasinac, 23, fast schon alte Haudegen. Die Startelf gegen Freiburg war die jüngste der Saison.

Schalke greift durchgehend an - bleibt aber harmlos

Reese war in einer ereignisarmen Auftaktphase zwei Mal daran beteiligt, dem Publikum ein Raunen zu entlocken, aber Raunen allein ist ja nicht das, was sie sich in Gelsenkirchen von dieser Saison erwartet haben. Sie wollen am Ende schon einen der Plätze belegen, die den Zugang zum großen Europapokal-Geld sichern, das ist der Schalker Anspruch. Die Wirklichkeit ist nun Platz elf, zwei Punkte hinter dem SC Freiburg. "Wir sind ein bisschen enttäuscht und traurig", sagte Manager Christian Heidel.

Die erste Halbzeit taugte durchaus als Spiegelbild der Schalker Hinrunde: Vieles funktionierte ganz gut, aber noch ein bisschen mehr funktionierte nicht gut genug. Die Schalker griffen zwar durchgehend das Freiburger Tor an, doch dabei blieben sie harmlos. Einzig Yevhen Konoplyanka sorgte einmal, nach 37 Minuten, für so etwas wie Gefahr. Er schoss am Tor vorbei.

Das Spiel der Freiburger schien primär darauf ausgelegt, größeren Schaden zu verhindern. Doch in der 64. Minute nutzten die Gäste plötzlich einen ihrer gelegentlichen, konterähnlichen Gegenzüge zum ersten Treffer der Partie. Janik Haberer schickte den Stürmer Florian Niederlechner steil, erwischte mit diesem Pass den letzten Schalker Abwehrspieler Kehrer auf dem falschen Fuß, Florian Niederlechner schoss ungestört zum Freiburger 1:0 ein. Nun drohte Schalke nach einem 1:2 in Leipzig, einem 0:2 in Salzburg sowie einem 0:1 gegen Leverkusen die vierte Pflichtspiel-Niederlage in Serie - und das zweite Heim-0:1 nacheinander. Die Siegesserie der Vorwochen, als Schalke zwölf Spiele lang ungeschlagen blieb - ihr Effekt ist verpufft.

Konoplyankas Kopfball verhindert Schlimmeres

Weinzierls Mannschaft griff zwar nach dem Rückstand noch wütender an und wurde belohnt, Konoplyankas Kopfball zum 1:1-Ausgleich in der 74. Minute nach Flanke von Baba verhinderte die Niederlage. Doch es war ein beunruhigendes Zeichen aus Schalker Sicht, dass es zum Entfachen Schalker Leidenschaft des Rückstandes bedurft hatte. Es sprach deshalb sehr viel Unzufriedenheit aus der Mimik von Markus Weinzierl. Und seine Spieler? "Wir haben leider versäumt, gegen tief stehende Freiburger genug gute Torchancen herauszuspielen", fand der Mittelfeldspieler Max Meyer. Auch Abwehrmann Benedikt Höwedes bilanzierte Freiburg als "harten Brocken".

Und harte Brocken, das ist wohl die ziemlich bittere Erkenntnis am Ende des Schalker Fußballjahres 2016, sind für Weinzierls Mannschaft noch ein bisschen zu hart.

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