Schalker 1:0 beim HSV:Nummer 19 sei Dank

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Leroy Sané erzielt auch beim Hamburger SV den Siegtreffer - und schießt den FC Schalke zum besten Saisonstart seit 44 Jahren. Es war Sanés dritter Treffer im dritten Spiel hintereinander.

Von Peter Burghardt, Hamburg

Frohgelaunt verließ Leroy Sané das Hamburger Volksparkstadion, im Kabinengang ließ sich der schmale Wuschelkopf hinterher nochmal von den Mitspielern abklatschen. Sein leichtfüßiges Tor nach 60 Minuten genügte Schalke 04, um am Sonntagabend 1:0 beim Hamburger SV zu gewinnen und weiter in der Spitzengruppe mitzumischen. Nach dem dritten Sieg binnen einer Woche ist der gewöhnlich wankelmütige Klub damit Tabellendritter - Statistiker ermittelten den besten Schalker Saisonstart seit 44 Jahren. Und das, obwohl Julian Draxler den Verein abhanden gekommen ist.

Dem Trainer André Breitenreiter hat es "Spaß gemacht zuzuschauen", für seinen Kollegen Bruno Labbadia dagegen war es ein mittelmäßiges Vergnügen. Das Match endete mit der ersten Heimniederlage, seit Labbadia am Ende der vergangenen Spielzeit das Kommando übernommen hatte, und dämpfte die zuletzt gute Stimmung des HSV nach vorher zwei Siegen und einem Unentschieden.

Mit dem 2:0-Erfolg gegen Schalke am 34. Spieltag hatte Labbadias Rettungsaktion im Mai ihren Lauf genommen, seitdem wurde die lange Zeit deprimierende Arena wieder zum üppig gefüllten Wallfahrtsort. Zwar ist die Anreise für Autofahrer beschwerlich geworden, denn auf einem Teil des HSV-Parkplatzes ist dankenswerter Weise das größte Flüchtlingslager der Hansestadt untergebracht, mit Zelten und Containern. Aber das Publikum kommt dennoch zuverlässig und gerät nach zwei grausigen Spielzeiten am Rande des Abstiegs sogar wieder in dankbare Stimmung.

Der dritte Treffer innerhalb einer Woche: Leroy Sanés Tore tragen entscheidend zur Erfolgsserie der Schalker bei. (Foto: Axel Heimken/dpa)

Nach sechs Minuten eingewechselt

Selbst kritischen Sportfreunden drängte sich in diesen Wochen der Eindruck auf, dass Labbadias Rückkehr am Ende des vergangenen Spieljahres nicht nur kurzfristig die Rettung war, sondern auch mittelfristig eine gute Idee. Und der Trainer genießt auch wieder eine gewisse Auswahl beim Spielerpersonal. So stand statt des verletzten René Adler wieder der ebenfalls beachtliche Jaroslav Drobny im Tor, und der Chilene Marcelo Díaz kehrte neben dem Schweden Albin Ekdal ins Mittelfeld heim.

Bei den Schalkern saß außer dem müden Klaas-Jan Huntelaar, dem Rekonvaleszenten Benedikt Höwedes und dem Zugang Pierre-Emile Hojbjerg zunächst auch Leroy Sané auf der Bank. Nach sechs Minuten durfte das Wunderkind allerdings bereits für Marco Höger aufs Feld, was sich als gute Idee erweisen sollte. Der 19-jährige Stürmer mit der 19 auf dem Rücken rannte dann in der 22. Minute alleine Richtung Hamburger Tor, ließ den Ball indes vom Fuß springen. Nach einer guten halben Stunde verfehlte er knapp das Ziel - das sollte ihm später besser gelingen.

Kurios: Schiedsrichter Drees lässt sich auswechseln, der vierte Offizielle übernimmt

Schon in Teil eins erkannten die meisten der 57.000 Zuschauer, dass der Gegner durchdachter und technisch versierter auftrat, besetzt mit allerhand Talent. Nach der Pause zwang dann Aaron Hunt, der beim HSV rasch zum Spielmacher avanciert ist, den Schalker Torwart Ralf Fährmann zum Sprung (49.), und Lewis Holtby setzte seinen Schuss zu hoch an (53.). Aus dem Tritt geriet Labbadias Ensemble, als sich der Schiedsrichter Jochen Drees gegen den vierten Offiziellen Marco Fritz auswechseln ließ, offenbar wegen einer Verletzung. Fritz' Verkabelung dauerte, und als es endlich weiterging, war der HSV etwas durcheinander. Leon Goretzka lief Díaz davon und passte durch die Mitte brillant zu Sané. Der frühreife Angreifer ließ mit ein paar flinken Schritten und Körpertäuschungen Emir Spahic stehen und vollendete elegant zum 0:1 - sein dritter Treffer in Folge nach dem 1:0 in Stuttgart und dem 2:0 gegen Frankfurt, was auch dem Bundestrainer Joachim Löw aufgefallen sein dürfte.

"Eiskalt ausgenützt", lobte Sieger-Trainer Breitenreiter. "Das ist die individuelle Qualität", erläuterte Verlierer Labbadia und meinte den Rivalen, "die können alle mal ein Spiel entscheiden." Eigentlich, klagte er, "haben wir in der besten Phase das 1:0 kassiert". Der schwerfällige Pierre-Michel Lasogga hatte in der panischen Schlussoffensive noch die Chance zum Ausgleich, traf aber nicht. Labbadia: "Ist echt schade." Fanden die HSV-Fans auch.

© SZ vom 27.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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