Schalke verliert gegen Nürnberg:Zurück in die Krise

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Schalkes Timo Hildebrand: von Markus Feulner überwunden (Foto: REUTERS)

Schalke 04 kann sich nach dem Champions-League-Aus trotz anfangs guter Möglichkeiten gegen Nürnberg nicht bewähren und fällt in der Tabelle zurück. Greuther Fürth kommt in Bremen zu einem Unentschieden, Augsburg gelingt durch ein frühes Tor der Sieg gegen Hamburg. Hoffenheim holt einen Punkt gegen Mainz.

Die Spiele im Überblick

Schalke 04 hat das Ausscheiden in der Champions League schlecht verkraftet. Die Mannschaft von Trainer Jens Keller unterlag beim 1. FC Nürnberg nach unglücklichem Spielverlauf deutlich mit 0:3 (0:1) und muss nach zuletzt drei Siegen in der Fußball-Bundesliga einen weiteren Rückschlag hinnehmen. Die Königsblauen fielen damit vom Champions-League-Qualifikationsplatz zurück. Der Club hat nach dem zehnten Heimspiel in Folge ohne Niederlage kaum noch Abstiegssorgen und darf sogar noch leise Hoffnungen auf die Europa League hegen.

Schalke war zwar fast über die gesamte Dauer die tonangebende Elf, doch die Tore erzielten Markus Feulner (31.), Alexander Esswein (69.) und Mike Frantz (87.). Dem vierten Saisontreffer Feulners ging allerdings ein Handspiel voraus, das Schiedsrichter Jochen Drees nicht unterband. Die Schalker Julian Draxler (24.) und Benedikt Höwedes (49.) hatten Pech mit Pfostenschüssen. Vier Tage nach der Schlappe gegen Galatasaray Istanbul (2:3) begann S04, das nach Gelbsperre wieder auf Jermaine Jones zurückgreifen konnte, verhalten.

Die Keller-Elf hatte zwar mehr Ballbesitz als der Club, war aber zu unpräzise im Offensivspiel. Erst der sehr auffällige Peruaner Jefferson Farfan (12.) riss mit einem energischen Sprint erstmals ein Loch in die Nürnberger Defensive, schob dann jedoch frei vor FCN-Torwart Raphael Schäfer vorbei. Die Franken waren jedoch zunächst noch umständlicher im Spielaufbau. Selten kombinierte die Elf von Trainer Michael Wiesinger über mehrere Stationen. Häufig verhinderten einfache Ballverluste schon im Ansatz gefährliche Szenen. Timo Hildebrand im Schalker Tor hatte in der ersten halben Stunde wenig Arbeit.

Bei Schalke war der fleißige Farfan, mit dem Javier Pinola große Probleme hatte, an fast allen guten Angriffen beteiligt. In der 21. Minute verfehlte er mit einem Linksschuss das Tor, zuvor hatte Höwedes (18.) einen Kopfball knapp vorbeigesetzt. Dann aber wurden die Schalker vom FCN ausgekontert. Tomas Pekhart bediente Feulner, der Hildebrand keine Chance ließ. Auch nach der Pause übernahm S04 sofort wieder die Initiative. Höwedes hatte nach Farfan-Zuspiel aber wie Draxler vor der Pause bei seinem Pfostentreffer kein Glück. Chinedu Obasi, der erst zum zweiten Mal in dieser Saison in der Startelf stand, setzte den Nachschuss drüber.

Der Club bekam trotz der Führung keine Linie ins Spiel, die Gäste drängten die Wiesinger-Elf weit in die eigene Hälfte. Nur in wenigen Momenten befreite sich Nürnberg aus der Umklammerung. Bei einem dieser Konter parierte Hildebrand noch gegen den starken Hiroshi Kiyotake (66.), doch kurz sorgte Esswein, der schon beim 2:1 in Augsburg das Siegtor erzielt hatte, für die Entscheidung. Schalke wirkte danach konsterniert und hätte durch Frantz (73.) beinahe einen weiteren Gegentreffer kassiert. Doch Hildebrand verhinderte dies. In der Schlussphase stellte Frantz den Endstand her. Bei Nürnberg überzeugten vor allem Kiyotake und Esswein, Schalke hatte in Farfan und Höwedes seine stärksten Akteure.

Frank Kramer hat beim Einstand als Coach der SpVgg Greuther Fürth seinen ersten Bundesliga-Punkt geholt. Der neue Trainer der SpVgg Greuther Fürth kam mit seinem Team bei Werder Bremen am Samstag zu einem verdienten 2:2 (0:0). Die Bremer blieben nach zuvor zwei Heimniederlagen wieder sieglos im Weserstadion. Die Tore für Werder schoss vor 40 000 Zuschauern Aaron Hunt mit zwei verwandelten Foulelfmetern (47., 72.). Die Fürther kamen zu Treffern durch Stephan Fürstner (56.) und Thanos Petsos (62.), bleiben aber Letzter der Fußball-Bundesliga.

Frank Kramer: zum Einstand ein Punkt gegen Bremen (Foto: Bongarts/Getty Images)

Kramer sah bei seinem Debüt als Erstliga-Coach der Fürther eine Partie auf schwachem Niveau, die in der zweiten Halbzeit von der Spannung lebte. Vor allem der Gastgeber enttäuschte seine Fans. Bereits zur Pause pfiffen und buhten die ersten Werder-Anhänger. Kramers Mannschaft, die er im Vergleich zur Niederlage in Hoffenheim auf vier Positionen verändert hatte, zeigte sich agiler und aggressiver als die Bremer. Für den 40-Jährigen war es das dritte Spiel als Bundesliga-Trainer, die beiden Partien als Interims-Coach von Hoffenheim hatte er verloren.

Die Fürther offenbarten in Bremen einige Mängel, agierten allerdings mutig. Gleich in der Anfangsphase erarbeiteten sie sich zwei hochkarätige Chancen: Bernd Nehrig (8.) und Stephan Fürstner (9.) vergaben jedoch und schossen den Ball jeweils am rechten Pfosten vorbei. Nach dem Wechsel schlugen die Gäste zu. Fürstner nutzte eine Vorlage von Heinrich Schmidtgal, Petsos traf mit einem herrlichen direkten Freistoß.

Der häufig gestikulierende Thomas Schaaf hatte wie zuletzt in Mönchengladbach auf eine taktische Variante mit Doppel-Sechs gesetzt. Überraschenderweise platzierte der dienstälteste Coach der Liga aber den zuletzt gesperrten Abwehrchef Sokratis für den verletzten Kapitän Clemens Fritz im Mittelfeld. Sicher wirkte die Bremer Defensive damit überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil: Werder ließ den Gästen zu viel Platz und hatte Glück, dass der Tabellenletzte die Fehler und Unkonzentriertheiten nicht schon in der ersten Halbzeit nutze. Im Angriff der Bremer wurde es - wie schon seit Wochen - fast nur bei Aktionen von Kevin de Bruyne gefährlich. Der Belgier deutete einige Male seine Klasse an.

Die teuren Offensiv-Kräfte Hunt, Marko Arnautovic, Eljero Elia und Mehmet Ekici gehörten hingegen wieder nicht zur Startelf. Hunt und Arnautovic kamen nach der Pause. Und zumindest Hunts Einwechselung lohnte sich: Der Mittelfeldregisseur holte beim Foul von Lasse Sobiech den ersten Elfmeter heraus und verwandelte diesen ebenso sicher wie den zweiten Strafstoß. Arnautovic enttäuschte dagegen erneut. In Bremen wächst der Unmut. Schon vor dem Spiel gab es einen stillen Protest. "1999 - 2013 ist genug", stand auf einem Plakat, zudem die Initialen des Trainers, des Aufsichtsrats-Vorsitzenden Willi Lemke und des Vereinspräsidenten Klaus-Dieter Fischer.

Der FC Augsburg hat im Kampf gegen den Abstieg einen Big Point gelandet. Die Schwaben setzten sich am 26. Spieltag der Fußball-Bundesliga mit 1:0 (1:0) beim Hamburger SV durch und verpassten den Norddeutschen damit einen schmerzhaften Dämpfer im Rennen um die Europapokal-Plätze. HSV-Joker Maximilian Beister (80.) sah nur elf Minuten nach seiner Einwechslung die Rote Karte wegen groben Foulspiels. Während der enttäuschende HSV bei 38 Punkten stehen bleibt und weiter Konstanz vermissen lässt, sammelt der FCA in der Rückrunde Zähler um Zähler (nun 15).

Die Elf von Trainer Markus Weinzierl schaffte vor 52.529 Zuschauern in Hamburg bereits den vierten Sieg in der zweiten Saisonhälfte, der 15. Platz ist nur noch fünf Punkte entfernt. Innenverteidiger Jan-Ingwer Callsen-Bracker brachte den FCA früh in Führung (8.). Nach einer Freistoßflanke von Tobias Werner setzte sich der Verteidiger im Kopfball-Duell mit Jeffrey Bruma durch und ließ Nationaltorhüter Rene Adler im Hamburger Tor keine Abwehrchance. Der FCA raubte dem HSV über weite Strecken mit einer guten Raumaufteilung und beherztem Einsatz den Nerv.

Die Hamburger wirkten ohne den kurzfristig ausgefallenen Mittelfeld-Star Rafael van der Vaart lange unkreativ und vergaben gute Möglichkeiten fahrlässig. Dabei hatte Nationaltorhüter Rene Adler nach dem Sieg beim VfB Stuttgart (1:0) in der Vorwoche zum Angriff gerufen. "Europa ist ein realistisches Ziel, jetzt beginnen die heißen Wochen", hatte der 28-Jährige gesagt. Doch in der ersten Hälfte gegen den FCA präsentierte sich der HSV kaum in Europapokal-Form. Augsburg sorgte mit der frühen Führung für Ruhe in der gut besuchten Hamburger Arena und hätte gleich den nächsten Treffer nachlegen können.

Nach einer Ecke von Werner, der später seine fünfte Gelbe Karte sah, war FCA-Verteidiger Ragnar Klavan völlig frei, köpfte aber am Tor vorbei. Augsburg-Coach Weinzierl hatte seine Elf gut eingestellt. Der FCA zog sich bei gegnerischem Ballbesitz weit zurück und hatte das Mittelfeld der Gastgeber über weite Strecken gut im Griff. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit kam der HSV dem Tor von Mohamed Amsif gefährlich nahe. Doch insbesondere dem zuletzt so treffsicheren Artjoms Rudnevs fehlte in dieser Phase die Kaltschnäuzigkeit.

In der 28. Minute hatte der Lette Pech, als er eine Flanke von Marcell Jansen verpasste. Doch in der 39. Minute hätte Rudnevs treffen müssen. Frei vor dem Tor ließ der 25-Jährige eine Flanke von Dennis Aogo über den Scheitel rutschen. Da auch Heung Min Son (37.) und Milan Badelj (23.) Chancen für den Gastgeber besaßen, war die Pausenführung für Augsburg etwas glücklich. Der HSV ließ auch nach dem Wechsel Esprit vermissen. So kam Rudnevs erst in der 55. Minute zu einer Halbchance, doch Klavan blockte ab.

Das Publikum feuerte die Norddeutschen an, doch dem bemühten Gastgeber fehlten schlicht die Ideen. Augsburg tat nicht mehr als nötig, HSV-Trainer Thorsten Fink brachte Beister - und der flog gleich vom Platz. Minute um Minute verstrich ohne Großchance für die Hausherren. Als Rudnevs in der 72. Minute einen Fernschuss verzog, gab es die ersten Pfiffe. Beim HSV überzeugte nur Jansen. Der FCA hatte in Torwart Amsif und dem emsigen Werner starke Akteure.

1899 Hoffenheim hat wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga liegen lassen. Eine Woche nach dem 3:0-Sieg im Kellerduell bei der SpVgg Greuther Fürth kam der Tabellenvorletzte am 26. Spieltag nicht über ein 0:0 gegen den FSV Mainz 05 hinaus. Der FSV, der noch nie bei der TSG verloren hat, ist damit seit sechs Partien ungeschlagen.

Trainer Thomas Tuchel verpasste dennoch seinen 50. Bundesliga-Sieg. Die 24.500 Zuschauer in der Rhein-Neckar-Arena sahen zu Beginn eine äußerst mäßige Partie. Die Hoffenheimer, die sich unter der Woche auf einer Paintball-Anlage "warmgeschossen" hatten, hatten am 23. Geburtstag des schwer verunglückten Boris Vukcevic nicht mehr als ordentliche Ansätze zu bieten. Die Gastgeber, die auf Sebastian Rudy, Sejad Salihovic, Fabian Johnson und Koen Casteels verzichten mussten, strahlten kaum Torgefahr aus - obwohl sie das Geschehen im Mittelfeld bestimmten.

Der frühere Nationaltorwart Tim Wiese war auch gegen den FSV suspendiert, der ehemalige Mainzer Eugen Polanski saß nur auf der Ersatzbank. Die stark ersatzgeschwächten Mainzer, bei denen Elkin Soto, Niko Bungert, Nikita Rukavytsya, Junior Diaz, Ivan Klasnic, Radoslav Zabavnik, Marco Caligiuri und Jan Kirchhoff fehlten, konzentrierten sich zunächst auf die Defensive. Im Spiel nach vorne hatten die Gäste, die ihren Etat in der kommenden Saison von 20 auf 24 Millionen Euro erhöhen werden, kaum etwas zu bieten.

Ausnahme im ersten Durchgang: Kapitän Nikolce Noveski traf per Kopf den Pfosten (16.). Diese Szene blieb für lange Zeit der einzige Höhepunkt. Das Spiel war auch in der Folge ein Langweiler. Die Defensivreihen hatten über weite Strecken alles im Griff, beiden Offensivabteilungen fehlte die Kreativität. Lediglich der Hoffenheimer Kevin Volland sorgte für ein wenig Gefahr (26.) in einem ansonsten müden Kick. Nach dem Seitenwechsel änderte sich erst einmal nichts.

Kampf war Trumpf, Zweikämpfe und Fouls prägten das Bild. Auf Möglichkeiten warteten die Zuschauer zunächst vergeblich, selbst aussichtsreiche Standardsituation brachten keine Gefahr vor den Toren. Auch nach einer Stunde blieb das Angriffsspiel beider Teams mangelhaft. Erst in der 65. Minute verzeichneten die Mainzer durch Shawn Parker die erste Chance des zweiten Durchgangs. Danach verfielen beide Mannschaften wieder in den alten Trott.

Spielwitz, Tempo und Durchschlagskraft waren so gut wie nicht vorhanden. Lediglich der Mainzer Zdenek Pospech sorgte mit einem Distanzschuss an den Außenpfosten (74.) für Abwechslung, eine Minute später musste Hoffenheims Torwart Heurelho Gomes gegen Parker retten. Beste Spieler auf Seiten der Hoffenheimer waren die Innenverteidiger David Abraham und Jannik Vestergaard. Bei den Mainzern verdienten sich ebenfalls die Abwehrspieler Noveski und Bo Svensson die Bestnoten.

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