Schalke 04 in der Einzelkritik:Vorne ein Schatten, hinten Vogelscheuchen

Der verunsicherte Julian Draxler vergibt die Chance, dem Spiel eine Wendung zu geben. Joel Matip fällt mit panischen Befreiungsschlägen auf, Felipe Santana mit grauenhaften Ballverlusten. Der FC Schalke beim 1:6 gegen Real Madrid in der Einzelkritik.

Von Andreas Morbach, Gelsenkirchen

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Schalke 04 in der Einzelkritik:Ralf Fährmann

FC Schalke 04 v Real Madrid CF - UEFA Champions League Round of 16

Quelle: Bongarts/Getty Images

Der verunsicherte Julian Draxler vergibt die Chance, dem Spiel eine Wendung zu geben. Joel Matip fällt mit panischen Befreiungsschlägen auf, Felipe Santana mit grauenhaften Ballverlusten. Der FC Schalke beim 1:6 gegen Real Madrid in der Einzelkritik.

Von Andreas Morbach, Gelsenkirchen

Ralf Fährmann: Der Schalker Schlussmann war an diesem lauen Februarabend ein ganz armer Vogel. Die Warmschießphase enthielten ihm die Gäste aus Madrid unverschämterweise vor, stattdessen ließen sie ihm bei ihren ersten beiden Toren keine Chance. Fährmann rächte sich damit, dass er sich Cristiano Ronaldo bis zur Halbzeit zwei Mal erfolgreich vor die Füße warf. Der Portugiese ärgerte sich, der Deutsche freute sich ein bisschen - und erhielt nach der Pause die Quittung für seine Frechheit: Von Cristiano Ronaldo, von Karim Benzema, von Gareth Bale, und noch mal von Ronaldo. Es gibt Schöneres für einen Torwart.

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Schalke 04 in der Einzelkritik:Benedikt Höwedes

Schalke04 - Real Madrid

Quelle: dpa

Benedikt Höwedes: Hatte nach 60 Sekunden die erste Torchance des Spiels, köpfte aber knapp vorbei. Es wäre ein echter Coup gewesen - durch einen Mann, der zuletzt angeschlagen war, von dem Manager Horst Heldt vorab aber gnadenlos forderte: "Ich erwarte, dass Benny gegen Madrid auf dem Platz steht." Benny stand auf dem Platz, als Rechtsverteidiger, ließ bisweilen aber sogar Reals Linksverteidiger Marcelo entwischen. Geschweige denn von Cristiano Ronaldo. Wenn er mal flanken wollte, war das Ergebnis eher kümmerlich.

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Schalke 04 in der Einzelkritik:Joel Matip

FC Schalke 04 - Real Madrid

Quelle: dpa

Joel Matip: Hatte zuletzt einiges Lob bekommen, unter anderem von seinem Trainer, der fand, dass der schlaksige Innenverteidiger aktuell enorm gut drauf sei. Körperlich fit und - auch nicht schlecht - "extrem fokussiert". Schoss auch, sehr fokussiert, nach zehn Minuten Cristiano Ronaldo in die Parade. Gegen Mitte der ersten Halbzeit, Madrid hatte Schalke inzwischen die ersten beiden Ohrfeigen verpasst, fiel er dann mehr durch panikartige Befreiungsschläge auf. Besonders bitter: die 52. Minute, als Ronaldo ihn wie eine Vogelscheuche stehen ließ und zum 3:0 traf. Die Konfrontation mit Bale, Benzema und Ronaldo sei "schon speziell", hatte Matip vorher gesagt. Dem war nach dem Spiel nichts hinzuzufügen.

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Schalke 04 in der Einzelkritik:Felipe Santana

FC Schalke 04 - Real Madrid

Quelle: dpa

Felipe Santana: Hatte auf Schalker Seite den Vorzug, schon mal gegen Real Madrid gewonnen zu haben. Sogar in einem Champions-League-Halbfinale - allerdings steckte er da noch im Trikot von Borussia Dortmund. Jetzt ist er königsblau eingefärbt, vertändelte vor dem 0:2 den Ball gegen Benzema. Ein denkbar ungünstiger Moment - denn wenn die Schalker ansatzweise daran schnupperten, Real ein wenig ärgern zu können, dann war es in dieser Phase. In der Phase vor dem 0:2. Sah danach in praktisch jedem Zweikampf schlecht aus. Hatte den Dortmunder Plan aus dem Vorjahr nicht mit nach Schalke genommen.

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Schalke 04 in der Einzelkritik:Sead Kolasinac

FC Schalke 04 v Real Madrid CF - UEFA Champions League Round of 16

Quelle: Bongarts/Getty Images

Sead Kolasinac: War enorm engagiert, manchmal wurde dem jungen Linksverteidiger angesichts der rasanten Ballstafetten der Spanier aber auch ordentlich schwindelig. Versuchte, seinen Brummschädel durch immer weiter verstärkten Einsatz irgendwie unter Kontrolle zu bekommen. Das klappte zwischendurch sogar - zum Beispiel, als er sich Cristiano Ronaldo kurz vor der Pause an der Seitenauslinie vor die Füße warf. Es gab dankbaren Szenenapplaus, Kolasinac freute sich - aber kurz darauf brummte ihm schon wieder der Schädel. Musste kurz vor Schluss mit Verdacht auf Kieferbruch vom Platz.

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Schalke 04 in der Einzelkritik:Roman Neustädter

FC Schalke 04 - Real Madrid

Quelle: Marius Becker/dpa

Roman Neustädter: Agierte ausgesprochen unauffällig. Leistete sich zwischen dem ersten und dem zweiten Gegentor einen völlig unnötigen Pass ins Nichts. Wirkte kaum anwesend, fiel durch fragende Armbewegungen auf. War neben Sead Kolasinac der zweite Schalker, der nach Felipe Santanas Ballverlust gegen Benzema bei der Begegnung mit Gareth Bale zur Salzsäule erstarrte. Schon stand's 0:2, und die unerfreulichen Dinge nahmen ihren Lauf.

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Schalke 04 in der Einzelkritik:Kevin-Prince Boateng

FC Schalke 04 v Real Madrid CF - UEFA Champions League Round of 16

Quelle: Bongarts/Getty Images

Kevin-Prince Boateng: Vor dem Spiel gab es große Aufregung um den Deutsch-Ghanaer - wegen eines Leserfotos, dass ihn nach dem 2:1 in Leverkusen Bier trinkend und rauchend bei der Vorbereitung zur Dopingprobe zeigte. Unerlaubte Hilfsmittel dürfte sich Schalkes Häuptling vor dem Real-Spiel nicht genehmigt haben. Boateng war zwar engagiert, stauchte zwischendurch seine Mitspieler zusammen, aber auch er konnte dem Schalker Spiel keine Impulse geben.

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Schalke 04 in der Einzelkritik:Max Meyer

FC Schalke 04 v Real Madrid CF - UEFA Champions League Round of 16

Quelle: Bongarts/Getty Images

Max Meyer: Hatte in der Spielmacherposition zuletzt überzeugt, durfte sich deshalb wieder im zentralen Mittelfeld tummeln. Am Anfang mit guten Ansätzen, wenn auch nicht immer mit der erforderlichen Schärfe in seinem Spiel. Nach Casillas Glanzparade gegen Draxler unmittelbar nach dem 0:1 fiel ihm der Ball wie auf dem Silbertablett vor die Füße. Doch Meyer lehnte das Angebot ab, schob die Kugel von der Strafraumgrenze recht kläglich über das Tor - und eine der großen Gelegenheiten zu ein wenig mehr Abwechslung an diesem Abend war vertan. Wirkte danach überfordert gegen die international erfahrenen Xabi Alonso und Luca Modric.

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Schalke 04 in der Einzelkritik:Julian Draxler

FC Schalke 04 v Real Madrid CF - UEFA Champions League Round of 16

Quelle: Bongarts/Getty Images

Julian Draxler: Hatte nach seiner mehr als zweimonatigen Zwangspause zuletzt beim 0:0 gegen Mainz sein Comeback gefeiert - 25 Minuten lang, und nicht sehr aufregend. Viele dachten, dass der 20-Jährige gegen Real zunächst von der Ersatzbank aus seine großen Idole bewundern würde. Es sei "ein Kindheitstraum" für ihn gewesen, für Real Madrid zu spielen, bekannte Draxler vorab. Jetzt spielte er als Königsblauer gegen die Königlichen - und war ein Schatten seiner selbst. Unsicher, blass, ideenlos, gehemmt: Draxler bot wenig Beeindruckendes - und dazu passte es, dass er direkt nach dem 0:1 aus drei Meter Entfernung an Iker Casillas scheiterte.

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Schalke 04 in der Einzelkritik:Jefferson Farfan

Schalke 04's Farfan and Real Madrid's Marcelo head a ball during their Champions League soccer match in Gelsenkirchen

Quelle: REUTERS

Jefferson Farfan: Der Peruaner war von Beginn an besonders heiß auf die Spanier. Gegner vom Kaliber wie Real Madrid haben dem südamerikanischen Rennpferd der Schalker schon immer Schwung verliehen - auch wenn Horst Heldt ihm bestätigt, inzwischen auch alltagstauglich zu sein. Es habe "wohl ein Bewusstseinswandel stattgefunden" bei Farfan, glaubt der Manager. Doch all seine Dribblings, Tempoläufe und sonstigen Anstrengungen halfen dem 29-jährigen Angreifer diesmal nicht weiter: Die Nummer Real Madrid war selbst für Farfan zu groß. Immerhin bemüht.

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Schalke 04 in der Einzelkritik:Klaas-Jan Huntelaar

FC Schalke 04 v Real Madrid CF - UEFA Champions League Round of 16

Quelle: Bongarts/Getty Images

Klaas-Jan Huntelaar: Musste sich nach der jüngsten Nullnummer gegen Mainz von Manager Heldt tadeln lassen, die Nerven verloren zu haben, zu oft auf die Flügel ausgewichen zu sein. "Übereifer und falscher Ehrgeiz" lautete die unschöne Überschrift zu Huntelaars Leistung - und der Niederländer gab sich große Mühe, sich gegen Madrid diesmal einen ähnlichen Donnerhall zu ersparen. War fast nie im Mittelfeld zu finden, doch auch an seinem Posten im Sturmzentrum wirkte es, als sei Huntelaar gar nicht da. Aber: Zumindest ihm gelang gegen die furiosen Spanier ein Treffer. Und ein sehr schöner noch obendrein. Es war das 1:6.

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Schalke 04 in der Einzelkritik:Leon Goretzka

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Quelle: AFP

Leon Goretzka: Kam nach einer knappen Stunde für Boateng. Als die Kameraden bereits verloren und mutlos über den Rasen taumelten. Schloss sich der Taumelei an.

(im Bild 2.v.l.)

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Schalke 04 in der Einzelkritik:Chinedu Obasi

FC Schalke 04 - Training Session And Press Conference

Quelle: Bongarts/Getty Images

Chinedu Obasi: Man wird nicht alle Tage beim Stand von 0:5 eingewechselt. Spielte dann auch noch ein wenig mit, war genauso überfordert wie seine Mitspieler.

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Schalke 04 in der Einzelkritik:Christian Fuchs

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Quelle: AFP

Christian Fuchs: Selbst ein Österreicher wird nicht oft beim Stand von 0:5 eingewechselt. Durfte dann immerhin mit Huntelaar über den schönen Ehrentreffer jubeln.

© SZ.de/hum
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