Schalke gewinnt in Leverkusen:Mit Ball schneller als ohne

Schalkes Stürmer Jefferson Farfán zeigt im entscheidenden Moment seine herausragende Qualität und entscheidet mit einem spektakulären Sololauf die Partie. Fast genauso bemerkenswert ist aber die Wiedereingliederung von Jermaine Jones in die Schalker Startelf.

Philipp Selldorf

Die Partie zwischen Bayer Leverkusen und Schalke 04 war eines der beiden Schlagerspiele des 10. Spieltages, aber ob sie den Zuschauern in aller Welt Freude gemacht hat, darüber waren sich die Beteiligten nicht einig. "Kein schönes Spiel", befand Simon Rolfes, der Leverkusener Kapitän. "Beide Mannschaften haben sich schwer getan, eine spielerische Linie zu finden", kritisierte Bayer-Trainer Robin Dutt, musste sich aber vom Kollegen Huub Stevens korrigieren lassen.

Bayer 04 Leverkusen - FC Schalke 04

Jefferson Farfán: Unaufhaltsam auf dem Weg zum 1:0 für den FC Schalke 04.

(Foto: dapd)

Der gratulierte den Fans in der BayArena zum Besuch eines "richtig guten Fußballspiels", mit dem Vorbehalt: "Leider gab es nur ein Tor." Aber sein Bedauern hielt sich in Grenzen, schließlich war es seine Mannschaft, der das einzige Tor gelungen war.

Bis Jefferson Farfán in der 83. Minute zu einem spektakulären Sololauf startete, schien sich die schwer, teilweise giftig umkämpfte Partie auf ein Unentschieden einzupendeln. Beide Mannschaften hatten ihre Gelegenheiten gehabt und sich ein weitgehend ebenbürtiges Duell geliefert.

Dennoch war der Sieg der Schalker keine Ungerechtigkeit, denn wie eine Gastmannschaft hatten sie nicht gespielt. Ihre Kombinationen hatten mehr Struktur und Zielstrebigkeit als das insgesamt verworrene Spiel der Hausherren, Schalke hatte deshalb auch die klareren Chancen. Leverkusen ist dagegen auf der Suche nach der alten Spielfreude und leidet bereits an einschlägigen Mangelerscheinungen, ein schrilles Alarmsignal. "Uns fehlen oft die Ideen, wie wir zu einer Chance kommen sollen", resümierte André Schürrle.

Die Chance, die Farfán schließlich zum 1:0 nutzte, hätte es allerdings nach gängigen Gesetzmäßigkeiten nicht geben dürfen. Leverkusen spielte einen Eckstoß in den Schalker Strafraum, Farfán nahm den kurz abgewehrten Ball auf, blockte ziemlich robust den ungestüm attackierenden Schürrle ab und startete zum Sprint übers komplette Spielfeld.

Michal Kadlec nahm die Verfolgung auf, er hatte kaum Rückstand auf den Schalker, aber nach 50, 60 Metern kapitulierte er und schaltete resigniert auf halbes Tempo um. Als Lars Bender, Bayers letzter Mann, in einem Anfall von Irrtum ins Zentrum abrückte, war der Weg für Farfán und das 1:0 frei.

Wiederentdeckung von Jones

Die Szene wurde später heftig diskutiert. Michael Ballack monierte ein Foul des Schalkers an Schürrle, aber der Leverkusener Angreifer lenkte die Debatte vom umstrittenen Zweikampf auf wichtigere Schauplätze - nämlich aufs mangelhafte Defensivverhalten seiner Mannschaft: "So ein dummes Tor, da fällt mir nichts zu ein. Wir haben noch 100 Meter Zeit, das in Ordnung zu bringen."

Allerdings besitzt Farfán eine Eigenschaft, die kaum ein anderer Fußballer auf der Welt hat. "Ich weiß nicht warum: Aber er ist mit Ball schneller als ohne", berichtete Schalkes Verteidiger Christian Fuchs.

Das Rezept für Schalkes Sieg lag trotzdem in der verbesserten Abwehrarbeit. Langsam, aber sicher hat Huub Stevens damit begonnen, das Erbe seines Vorgängers Ralf Rangnick zu modifizieren. Schalke bleibt eine offensiv orientierte Mannschaft, aber den defensiven Teil hat Stevens unter dem Eindruck der schweren Sicherheitsmängel beim 1:2 gegen Kaiserslautern in der Vorwoche verändert.

Den Kapitän Höwedes, seinen zuverlässigsten Verteidiger, hat er aus dem Zentrum nach rechts verschoben, um wenigstens eine der beiden durchlässigen Flanken zu stabilisieren. Die Mitte vertraut er Matip und Papadopoulos an, in Leverkusen leisteten die beiden 19-Jährigen gute Arbeit. Im defensiven Mittelfeld erlebt derweil Jermaine Jones seine Wiederentdeckung.

Rangnick hatte ihm einen Platz auf der Tribüne reserviert, unter Stevens ist der 29-Jährige wieder ein gefragter Abräumer. "Ein funktionierender Jermaine Jones ist Gold wert für die Mannschaft", befand Manager Horst Heldt in Leverkusen. Die Duelle des US-Nationalspielers mit Ballack - auf Seiten der Leverkusener einer der Besseren - gehörten zu den prägenden Szenen des Spiels, Provokationen und gemeine Tritte inbegriffen. Allerdings erlaubte sich Jones einen Tritt zu viel, er hatte Glück, dass er für sein Einsteigen gegen Bender nicht vom Platz flog.

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