Schalke gegen Hamburg:Überall Omen

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,,Ihr werdet nie Deutscher Meister'', sangen die Hamburger Fans, und dass dieser Satz die Wahrheit sein könnte - das ist nach der 0:2-Niederlage gegen den HSV die neue Angst in Gelsenkirchen.

In Hamburg fragen sie sich mittlerweile, wo sie wohl in der Tabelle stünden, wenn man den Trainer Huub Stevens schon früher verpflichtet hätte. Am Freitagabend gelang dem Hamburger SV der vierte Sieg in Serie, er gewann bei Tabellenführer Schalke 04 2:0 (0:0). Die Krise der Norddeutschen darf damit als beendet angesehen werden, wohingegen bei Schalke das Zweifeln beginnt.

Der Leuchtturm in der Hamburger Mannschaft: Rafael van der Vaart besorgt das Führungstor gegen den Tabellenführer und es scheint fast so, als ob kein Mitspieler den Jubel verpassen will. (Foto: Foto: ddp)

Dreimal hintereinander hat der Klub nicht gewonnen und dabei zwei Heimniederlagen einstecken müssen. Die Hamburger Fans sangen: ,,Ihr werdet nie Deutscher Meister'', und dass dieser Satz die Wahrheit sein könnte - das ist die neue Angst in Gelsenkirchen.

,,Wir haben heute kein Tor erzwungen'', sagte Schalkes Trainer Mirko Slomka und befand: ,,Wir sind im Moment nicht scharf genug darauf, das Tor unbedingt zu machen.'' Dass es in der Mannschaft nicht mehr so rund läuft wie zuletzt, wollte Slomka nicht bestreiten. ,,Wir haben einen deutlichen Hänger'', sagte er, ,,und den müssen wir schnellstens wieder rauskriegen.''

Die große Frage war schon vor dem Spiel gewesen, ob Schalke weitermachen würde wie am vergangenen Sonntag gegen Leverkusen. Da hatte die Mannschaft gut gespielt und sich viele Torchancen erarbeitet - aber nicht eine genutzt. In Deutschlands Westen reagiert man da schnell empfindlich und sieht überall Omen, und wer sich umhörte in Schalke in den Tagen vor der Partie, der musste den Eindruck gewinnen, es reise nicht der Dreizehnte der Tabelle zum Gastspiel an, sondern eine Fusion aus Inter Mailand, dem FC Barcelona und dem FC Chelsea, garniert mit ein bisschen Manchester United. Wie sollte Schalke da auch nur die kleinste Chance haben?

Das halbe Stadion hatte die Arme zum Torjubel schon erhoben

Es kam dann aber doch nur der HSV, und der machte erst einmal, was er unter dem neuen Trainer Huub Stevens gelernt hat: Er stellte sich hinten rein. Im Grunde hatten die Hamburger zwei Vierer-Abwehrketten aufgeboten, vor denen sich Rafael van der Vaart und Ivica Olic als sehr einsame Spitzen versuchten. Trotz der massiven Deckung kam Schalke zu Chancen, zur ersten bereits nach drei Minuten: Nach einer Freistoßflanke von Levan Kobiaschwili nahm Dario Rodriguez den Ball volley, sein Schuss strich jedoch knapp am Hamburger Tor vorbei.

Noch knapper wurde es sechs Minuten später. Kobiaschwili hatte sich an der Hamburger Strafraumgrenze fallen lassen. Den folgenden Freistoß trat Hamit Altintop durch die Mauer, Torwart Frank Rost brachte noch seine Fingerspitzen an den Ball, der von dort an den Pfosten flog. Da hatte das halbe Stadion bereits die Arme zum Torjubel erhoben.

Also doch wie gegen Leverkusen. Und so ging es weiter: Rafinha schoss nach feinem Solo über das Tor (24.), Fabian Ernst setzte vollkommen freistehend einen Kopfball aus neun Metern über die Latte (31.), Zlatan Bajramovic probierte es mit dem Außenrist aus 20 Metern, und auch sein Schuss flog neben das Tor. So funktionierte das Spiel: Hamburg igelte sich ein, Schalke vergab seine Chancen.

,,In der ersten Halbzeit war Schalke viel besser'', sagte van der Vaart, ,,aber wir hatten trotzdem das Gefühl, dass wir hier gewinnen können.'' Dass die Hamburger dieses Gefühl nicht trügen würde, deutete sich bisweilen an. Einmal musste Rafinha in Not vor Olic klären (26.), einmal tanzte van der Vaart Verteidiger Marcelo Bordon im Strafraum aus, legte ab auf Alexander Laas, und dessen Schuss verfehlte das Tor nur knapp (43.).

"Es sind noch zehn Endspiele"

So ging es in der zweiten Halbzeit weiter, wenn auch etwas weniger flott, da Schalke das hohe Tempo nicht über die gesamte Spielzeit gehen konnte. Kevin Kuranyi versuchte es mit einem schönen Kopfball aus rund 13 Metern, fand jedoch in Tormann Rost seinen Meister (53.). Rost hatte zu Beginn der Partie unsicher gewirkt und kam dann besser ins Spiel. ,,Für uns als Mannschaft ist das ein toller Erfolg'', sagte er. Für ihn als ehemaligen Schalker ganz besonders.

Nach knapp 70 Minuten wurde das Schalker Publikum unruhig, es begann zu pfeifen. Der Mannschaft tat das nicht direkt gut: Kevin Kuranyi vergab einen Kopfball aus vier Metern Entfernung. Beim Hamburger Gegenzug - einem weit nach vorn geschlagenen Ball - behinderten Ernst und Rodriguez einander, so dass van der Vaart plötzlich frei vor dem Tor stand und aus 16 Metern mit einem harten Schuss zum 0:1 traf (71.).

Bei einem weiteren Hamburger Konter sah die Schalker Defensive erneut nicht gut aus. David Jarolim spitzelte den Ball an der Strafraumgrenze zu Olic, und der nahm sich Zeit, schaute und schob die Kugel in großer Ruhe zum 0:2 ins Netz (80.). Ob er jetzt in der Tabelle nach oben schaue, wurde HSV-Trainer Stevens gefragt. ,,Es sind noch zehn Endspiele'', beschied er ernst und schloss: ,,Aber bei uns ist der Spaß jetzt wieder da.''

© SZ vom 3.3.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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