Schalke 04:Fährmanns Stolz

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In der vergangenen Saison noch ein Auslaufmodell, nun einer der Gewinner des Schalker Trainerwechsels: Doppeltorschütze Jewgeni Konopljanka. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Mit neuem Coach nimmt der Bundesligist beim 2:0-Sieg gegen den viertklassigen BFC Dynamo die erste Hürde im Pokal und wehrt erste Unruhen in der Mannschaft ab.

Von Javier Cáceres, Berlin

Ralf Fährmann, 28, scheint ein großzügiger Mann zu sein, und wegen dieser Generosität legte der Torhüter des FC Schalke 04 auch das Stück Stoff ab, das ihn am Montagabend zu einem der Hauptdarsteller des Ausflugs nach Berlin erhoben hatte. Denn als der 2:0-Sieg in der 1. Runde des DFB-Pokals beim viertklassigen BFC Dynamo im Berliner Ludwig-Jahn-Sportpark gesichert war, entledigte sich Fährmann seines Trikots, um es an einen Souvenirjäger zu verschenken; und dabei musste er natürlich auch seinen neuen Stolz, die Kapitänsbinde, abstreifen, die 90 Minuten lang seinen Oberarm geschmückt hatte.

Konopljanka trifft - der Ärger um ihn ist offenbar vorbei

Fährmann hatte dieses Insignium innerbetrieblicher Würde und Macht erstmals offiziell getragen: Schalkes neuer Coach Domenico Tedesco, 31, hatte vor wenigen Tagen den bisherigen Spielführer Benedikt Höwedes entmachtet und Fährmann zum neuen Skipper ernannt. Der gewann im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg die Platzwahl, hielt sein Team durch gute Aktionen schadlos und war nach der Partie geistesgegenwärtig genug, die Binde einem Mitarbeiter der Schalker Medienabteilung anzuvertrauen, der dann in den Katakomben des Stadions über das Stück Stoff wie über eine Reliquie zu achten schien. Doch so viel Bedeutung, wie es den Anschein hatte, maß Fährmann seinem neuen Amt dann doch nicht bei.

Zwar sagte er einerseits: "Es ist für mich eine absolute Ehre. Wer meine Historie ein bisschen kennt, weiß, wie es in mir aussieht, wie sehr ich mich freue." Aber andererseits betonte er auch, dass die Hierarchie kaum verändert worden sei, als sei es gar nicht so wichtig, wer das Team aufs Feld führt. "Benni ist ein absoluter Führungscharakter in der Kabine. Ich trage jetzt die Binde, aber sonst hat sich nicht so viel verändert", sagte Fährmann.

Und dennoch: Wer weiß, wie gut es sich fügte, dass Höwedes am Montag passen musste. Der Weltmeister laboriert noch an den Folge einer Leistenoperation, soll beim Bundesligaauftakt am Samstag gegen RB Leipzig (18.30 Uhr) aber laut Manager Christian Heidel wieder zur Verfügung stehen. In jedem Fall gut traf sich aus Schalker Sicht, dass die erste Pokalhürde genommen wurde, auch wenn das Spiel lange dröge wirkte. Erst nach der Einwechslung von Mittelfeldspieler Leon Goretzka (55. Minute) konnte unstrittig von Schalker Dominanz die Rede sein. Goretzka war es auch, der die Schalker Führung einleitete; mit einem zauberhaften Pass auf Jewgen Konopljanka (78.), der in der Nachspielzeit auch den 2:0-Endstand herstellte. "Es war für uns kein Spaziergang, aber das war uns von vornherein klar", sagte Domenico Tedesco, 31, der ebenfalls erleichtert war, bei seinem Pflichtspieldebüt für Schalke einen Sieg feiern zu dürfen.

Dass Konopljanka den Sieg herausschoss, war bemerkenswert, weil er Tedescos im Sommer geschassten Vorgänger Markus Weinzierl zuvor als "Feigling" bezeichnet und eine Geldstrafe erhalten hatte. Den Ärger hat er also offenbar verdaut, und ein Wechsel stand nie zur Debatte. "In erster Linie wollte 'Kono' unbedingt bleiben", sagte Coach Tedesco. Schalke muss nun 12,5 Millionen Euro an den FC Sevilla überweisen, letzte Saison war der Ukrainer nur ausgeliehen. Goretzka sieht bei Konopljanka trotz der Tore gegen den BFC noch Verbesserungspotenzial: "Er ist noch lange nicht am Limit."

© SZ vom 16.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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