Schalke:Dynamisches Duo

Die Mannschaft freut sich über das Tor zum 2 0 von Leon Goretzka FC Schalke 04 Alessandro Schöpf

Bulls-eye! Die Schalker Torschützen Goretzka (links) und Burgstaller (rechts neben Alessandro Schöpf) jubeln mit imaginären Darts-Würfen.

(Foto: imago/Pakusch)

Leon Goretzka und Nabil Bentaleb prägen den aktuellen Aufschwung der Gelsenkirchener.

Von Philipp Selldorf, Gelsenkirchen

Um den Erhalt von Leon Goretzka haben sich die Schalker schon Sorgen gemacht, nachdem sie ihn gerade erst unter Mühen und Verwerfungen aus Bochum abgeworben hatten. "Wir hoffen, seinen Weg so lange wie möglich zu begleiten", sagte Manager Horst Heldt, als er den neuen Spieler im Sommer 2013 in Gelsenkirchen in Empfang nahm. Goretzka war da 18 Jahre alt und hatte ein paar Dutzend Zweitligaspiele gemacht, aber die Branche war verrückt nach ihm. Der VfL wehrte sich erbittert gegen seinen Weggang, in den Verhandlungen erstritt er 2,75 Millionen Euro Ablöse und eine Beteiligung von 17,5 Prozent im Fall des Weiterverkaufs. Die Provision wurde als der profitablere Teil der Entschädigung angesehen.

Insofern wird man in Bochum jetzt sehr neugierig und auch ein wenig nervös sein, wie es weitergeht mit Schalke und Goretzka. Der Mittelfeldspieler hat ein bisschen Anlauf benötigt, um mit den Ansprüchen und den manischen Gefühlswandlungen in Gelsenkirchen klarzukommen, aber es gibt keine Zweifel mehr, dass er diesen Prozess bewältigt hat. Beim 2:0-Sieg gegen Hertha BSC war er nach weit verbreiteter Überzeugung der beste Spieler, wobei es auch nicht wenige gab, die seinen Nebenmann Nabil Bentaleb für den herausragenden Mann hielten. Eine wissenschaftlich exakte Auflösung gibt es zu dieser Frage nicht, wichtiger ist aber ohnehin die Erkenntnis, dass Goretzka und Bentaleb die wichtigsten Einflussgrößen im Schalker Spiel sind. Gegen Hertha prägten die beiden Spielaufbau, Rhythmus und Offensive - und für die Tore waren sie auch verantwortlich. Bentaleb bereitete mit einem feinsinnigen Lupfer das 1:0 durch Guido Burgstaller vor und leistete auch die Vorarbeit für Goretzkas Sololauf zum 2:0.

Goretzka und Bentaleb hatten auch beim 0:1 gegen Eintracht Frankfurt vor zwei Wochen mitgespielt. Mitgespielt ist allerdings nicht ganz richtig, denn die Kollegen hatten sie von der Teilnahme ausgeschlossen, indem sie einen hohen Ball nach dem anderen nach vorn schlugen. Kombinationen und Pass-Spiel fanden nicht statt, die beiden Groß-Begabten wurden quasi isoliert. Was es aber für Schalke bedeutet, Bentaleb und Goretzka zum Mittelpunkt des Spiels zu machen, verriet der Statistikbogen: Während Bentaleb gegen Frankfurt auf 31 Ballkontakte kam, hatte er gegen Berlin 85 - manche wurden mit Sonderapplaus vergolten. Während die Zahl der beim Mitspieler angekommenen Pässe gegen Frankfurt bei 235 lag, brachten die Schalker diesmal fast doppelt so viele Zuspiele ans Ziel (464). Trainer Markus Weinzierl sagte dazu einen Satz, den er auf Schalke noch nicht allzu oft gesagt hat: "Es hat richtig Spaß gemacht, dem Team zuzuschauen." Das Frankfurt-Spiel sei "heilsam" gewesen, befand er.

Während vor zwei Wochen vom Abstiegskampf geredet wurde, kamen jetzt wieder Fragen nach der "Aufholjagd" auf die Europacup-Plätze auf, die führende Klubvertretern zurückwiesen. Andererseits ist den Schalkern bewusst, dass es äußerst hilfreich wäre, wenn der Klub auch nächstes Jahr eine internationale Adresse bliebe. Goretzkas Vertrag läuft 2018 aus, es wird nicht leicht werden, den sehr ehrgeizigen Nationalspieler zum Bleiben zu gewinnen.

Es stellt sich für Manager Christian Heidel auch die Frage, ob er sich wieder auf eine Hängepartie einlassen möchte, wie der Verein sie gerade mit Sead Kolasinac erlebt. Unter anderen wollen Juventus Turin und der FC Chelsea dem Linksverteidiger Unterschlupf bieten, im Sommer ist er ablösefrei zu haben. Kolasinac, als 17-Jähriger nach Schalke gekommen, ist ein Spieler, der sich dem Verein verbunden fühlt und für das Gesellschaftsleben der Mannschaft wichtig ist. Dennoch müsste ihm der Verein etwas bieten, damit er wieder einen Vertrag auf Schalke unterschreibt. Dass Heidel viel Geld - von 60 Millionen Euro ist die Rede - in neue Trainingsanlagen und Bauten investieren will, ist bestimmt vernünftig. Aber Investitionen in die Mannschaft wären auch nicht verkehrt, wenn man begehrte Profis wie Sead Kolasinac und Leon Goretzka halten will. Einen Spitzenspieler für 19 Millionen Euro hat Christian Heidel zwar schon an der Angel - dabei handelt es sich allerdings um die Kaufsumme für den von Tottenham Hotspur geliehenen Nabil Bentaleb.

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