Schalke - Bremen (17.30 Uhr):Lust, Freude, Spaß und Liebe

Lesezeit: 2 min

Das Bremer Personalloch im Sturm schließt sich ganz langsam wieder: Claudio Pizarro steht vor seinem Comeback. (Foto: Carmen Jaspersen/dpa)

Claudio Pizarro fühlt sich nach langer Verletzung bereit für sein Comeback, auch Max Kruse ist bald wieder fit. Das speist die Hoffnungen der zuletzt wieder schwächelnden Bremer.

Von Jörg Marwedel, Bremen

Die positivste Nachricht nach der 1:3-Heimniederlage gegen den SC Freiburg am vergangenen Samstag ereilte die Bremer am Donnerstag. Es war ein Telefonat, in dem Bundestrainer Joachim Löw dem Werder-Spieler Serge Gnabry, 21, mittteilte, dass der Olympia-Torschützenkönig von Rio erstmals für die A-Nationalmannschaft nominiert ist. Und zwar für die Länderspiele am 11. November gegen San Marino und am 15. November gegen Italien. Gnabry ist der erste Nationalspieler des SV Werder seit dreieinhalb Jahren. Damals wurde Aaron Hunt beim 4:2 gegen Ecuador eingewechselt. Für Werder-Geschäftsführer Frank Baumann ist die Neuigkeit vor dem Auswärtsspiel am Sonntag beim FC Schalke 04 eine Nachricht, die so gar nicht zum jüngsten Rückschlag des Teams passt: "Vielleicht gibt Serge die Nominierung noch einen weiteren Kick. Er hat sie in jedem Fall verdient."

Das war aber nicht die einzige ermutigende Information für die Bremer unter der Woche. Das konnten vor allem die Kiebitze beim Training sehen - wenn sie rechtzeitig gekommen waren. Claudio Pizarro, 38 und von Berufs wegen lebende Legende, der in dieser Saison wegen einer hartnäckigen Muskelverletzung noch bei keinem Spiel auf dem Platz stand und Max Kruse, der seit dem Pokal-Aus in Lotte im August wegen eines Außenbandrisses fehlt, übten erstmals wieder mit den Kollegen - meist allerdings nur im ersten Teil, bevor sie wieder ihr individuelles Training aufnahmen. Doch ihre anstehende Rückkehr lässt den Klub, der momentan mit nur sieben Punkten aus neun Spielen wieder im Kreise der Abstiegskandidaten mitspielt, auf bessere Zeiten hoffen.

Pizarro-Rückkehr? Nouri will "nicht komplett auf die Euphorie-Bremse treten"

Besonders Pizarro, mit 14 Toren vergangene Saison die Lebensversicherung gegen den Bremer Abstieg, fühlt sich schon jetzt bereit und kann sein Comeback kaum erwarten. Eine Halbzeit traue er sich schon wieder zu, verriet er den Journalisten - und überließ es Trainer Alexander Nouri, mit diesem hoffnungsfreudigen Angebot umzugehen. Was gar nicht so einfach ist, denn einerseits will der Coach "nicht komplett auf die Euphorie-Bremse treten", wie er sagte. Andererseits will er sensibel damit umgehen: "Wenn du eine gewisse Entwicklung im Kopf hast, in der diese Spieler eine wichtige Rolle einnehmen, bist du ja nicht bereit, sie für den kurzfristigen Erfolg zu opfern." Er will das Thema mit Pizarro eindringlich besprechen und dem Stürmer ein Mitspracherecht einräumen.

Die Debatte hat möglichweise ein bisschen Druck von der Bremer Mannschaft genommen - weil weniger über ihre jüngsten Mängel als über die bessere Perspektive für den Rest der Saison gesprochen wurde. Das Offensiv-Dreieck mit Pizarro, Kruse und Gnabry ist bestimmt nicht das Angriffs-Trio eines Absteigers. Was Nouri neben Pizarros technischer Klasse und Erfahrung am meisten schätzt, ist "die Lust und Freude, der Spaß und die Liebe, die er auf dem Platz versprüht". Davon profitiere das gesamte Team. Auch für den 19-jährigen Stürmer Ousman Manneh, der nach gutem Start zuletzt etwas schwächelte, ist Pizarro ein Vorbild. "Wie er den Ball annimmt und wie er die Tore macht", das sei großartig, schwärmt der Gambier von dem Lehrmeister.

Gegen Schalke soll ein Talent die Abwehr stabilisieren

Ob mit Pizarro und Kruse oder ohne: 4500 Werder-Freunde reisen auch diesmal wieder nach Gelsenkirchen. Nach der schwächsten Leistung unter seiner Aufsicht am vergangenen Wochenende gegen Freiburg hat Trainer Nouri, dem die verletzten Abwehrspieler Luca Caldirola und Lamine Sané fehlen, Konsequenz bewiesen: Fallou Diagné, der vor der Saison ebenfalls für die Abwehr geholt wurde, bleibt wegen mangelnder Trainingsleistungen beim U23-Team. Stattdessen setzt Nouri vermutlich auf das serbisch-schweizerische Talent Milos Veljkovic neben Innenverteidiger Niklas Moisander. Im nächsten Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt sind Pizarro und Kruse dann vielleicht schon kein Versprechen auf eine bessere Zukunft mehr. Dann stehen sie vielleicht wirklich wieder auf dem Rasen.

© SZ vom 06.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: