Schalke 04:Bauarbeiten für die Zukunft des Nachfolgers

Fußball 1 Bundesliga 17 Spieltag Schalke 04 1899 Hoffenheim am 18 12 2015 in der Veltins Arena i

Eine Umarmung, aber noch kein Abschied: Schalkes Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies (rechts) am Freitagabend mit Manager Horst Heldt.

(Foto: Revierfoto/imago)

Das mühsame 1:0 in Hoffenheim hat Schalkes Trainer Breitenreiter daran erinnert, dass man ihm noch ein paar neue Spieler schuldet. Manager Heldt plant seine wohl letzten Transfers.

Von philipp selldorf, Gelsenkirchen

Maximilian Arnold hat am Samstag in Stuttgart ein Führungs-Tor geschossen, das am Ende nicht viel wert war, es war bloß die Ouvertüre zur 1:3-Niederlage seines VfL Wolfsburg. In Gelsenkirchen aber wurde dieses letztlich unerhebliche Tor als Ärgernis wahrgenommen. Denn Arnold, 21, ist ein Spieler, den der FC Schalke 04 gern hätte, doch solange er in Wolfsburg Tore schießt, hat dieser Wunsch wenig Aussicht auf Erfüllung. Im Herbst hatten die Schalker durchaus aussichtsreiche Kontakte zum Umfeld des begabten Mittelfeldspielers aufgenommen, damals saß Arnold beim VfL regelmäßig auf der Ersatzbank und war unzufrieden mit seiner Reservistenrolle. Dann wurde die Kontaktaufnahme des Konkurrenten publik - und für Arnold fand sich, Zufall oder nicht, prompt wieder ein Stammplatz in Wolfsburg. Und André Breitenreiter war um eine Hoffnung ärmer.

Schalkes Trainer hat nach dem mühsamen 1:0-Sieg zum Hinrunden-Abschluss gegen Hoffenheim am Freitagabend keine Zeit verloren, um darauf hinzuweisen, dass ihm sein Arbeitgeber noch etwas schuldig ist. Ende August verkaufte der Verein den Nationalspieler Julian Draxler für viel Geld (bis zu 40 Millionen Euro, erfolgsabhängige Extras inklusive) nach Wolfsburg: "Wir haben unseren besten Spieler verloren", klagte Breitenreiter seinerzeit. Nun verlangt der Coach, dass Manager Horst Heldt die Lücke im Kader schließt, die sich im August nicht mehr adäquat füllen ließ: "Wir haben mit Julian sehr viel Qualität verloren", sagt er, "phasenweise hat man gesehen, dass es qualitativ und quantitativ nicht ausreicht."

Mit Verteidiger Joel Matip laufen wieder Gespräch für eine Vertragsverlängerung

Am Geld sollte das Unternehmen nicht scheitern, die Hälfte der Draxler-Ablöse soll der Schuldentilgung dienen, der Rest ruht auf einem Festgeldkonto. Aber die Umstände in Schalke sind mal wieder sehr speziell. Formell ist Heldt zwar bis zum 30. Juni nächsten Jahres als Manager engagiert, aber diese Tätigkeit nimmt er nur mehr stellvertretend für seinen mutmaßlichen Nachfolger Christian Heidel (noch FSV Mainz 05) wahr. Er baut sozusagen an einer Zukunft, die ihm nicht gehört. Diese Konstellation erschwert das Arbeiten und beschert delikate Situationen. Schalkes Interesse etwa am Mainzer Mittelfeldspieler Yunnus Malli, 23, wird unter den herrschenden Umständen zum Politikum.

Weniger Komplikationen würde der Transfer des Brasilianers Renato Augusto, 27, verursachen, der einst bei Bayer Leverkusen engagiert war und nun wieder in der brasilianischen Liga spielt. Eben dies ist jedoch das Problem: Das Niveau der brasilianischen Liga weckt Zweifel, ob Augusto auf Anhieb die gewünschte Verstärkung sein kann. Obendrein stellt der Arbeitgeber des Nationalspielers (Corinthians Sao Paulo) selbstbewusste Forderungen hinsichtlich Ablöse und Zahlungsmodalitäten.

Heldt versichert, der mit dem Aufsichtsrat verabredete Status quo gebe ihm weiterhin volle Handlungsfreiheit. Die besten Aussichten bestehen derzeit aber bei einem Spieler, dessen Transfer Schalke nicht herbeiführen, sondern verhindern will: Mit Abwehrspieler Joel Matip ist Heldt wieder in Gespräche um eine Vertragsverlängerung eingetreten: "Wir sind im Rennen, aber alles ist offen", erklärte der Manager jetzt.

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