Schachtjor Donezk:Ukrainischer Meister zieht tausend Kilometer weiter

Douglas Costa

Will nicht in die Ukraine zurück: Douglas Costa von Schachtjor Donezk.

(Foto: dpa)

Trainieren in Kiew, spielen in Lemberg: Der ukrainische Meister Schachtjor Donezk kann wegen des Konflikts im Osten des Landes nicht in seiner Heimat antreten. Auch das Champions-League-Qualifikationsspiel in Dnipropetrowsk wurde verlegt.

  • Ostukrainische Teams müssen wegen des Konflikts in ihrem Land auf andere Spielorte ausweichen.
  • Auch das Champions-League-Qualifikationsspiel zwischen Dnjepr Dnjepropetrowsk und dem FC Kopenhagen wurde verlegt.
  • Klub-Besitzer droht den Profis mit Geldstrafen, wenn sie nicht in die Ukraine zurückkehren.

Donezk-Heimspiele nach Lemberg verlegt

Wegen des Konflikts im Osten des Landes trägt der ukrainische Fußballklub Schachtjor Donezk seine Heimspiele in der kommenden Saison in Lemberg (Lwiw) aus. "Wir werden in Kiew trainieren und leben, und die Arena Lwiw wird unser Heimstadion", teilte Trainer Mircea Lucescu am Mittwoch auf der Vereins-Homepage mit. Lemberg liegt mehr als 1000 Kilometer vom umkämpften Donezk entfernt im Westen des Landes. Die Arena war Spielort der EM 2012. Deutschland gewann dort seine Vorrundenpartien gegen Portugal (1:0) und Dänemark (2:1).

Neben dem ukrainischen Meister müssen auch die ostukrainischen Vereine Metalurg Donezk, Olimpik Donezk and Zorya Luhansk auf alternative Orte ausweichen, weil ihre Heimatstädte von prorussischen Separatisten kontrolliert werden. Die neue Saison in der Ukraine startet am Freitag mit 14 statt 16 Klubs, nachdem zwei Vereine wegen der russischen Annexion der Krim nach der letzten Saison ausgeschieden sind. Nach Entschluss der Europäischen Fußball-Union (Uefa) soll es vorerst keine Partien zwischen Teams aus der Ukraine und Russland geben.

Champions-League-Qualifikationsspiel in Kiew

Am Mittwoch wurde zudem bekannt, dass das Champions-League-Qualifikationsspiel zwischen Dnjepr Dnjepropetrowsk und dem FC Kopenhagen nach Kiew verlegt wurde. Wie der ukrainische Klub per Twitter mitteilte, werde das Hinspiel der dritten Qualifikationsrunde am 30. Juli um 19 Uhr Ortszeit im Olympiastadion angepfiffen.

Der FC Kopenhagen hatte zuvor erklärt, nicht in Dnjepropetrowsk antreten zu wollen und dies nach eigenen Angaben der Europäischen Fußball-Union UEfa mitgeteilt. "Wir haben der Uefa gesagt, welche Probleme gelöst werden müssen. Unsere Versicherung deckt eine Reise in die Ukraine nicht ab, und niemand würde uns hinfliegen", sagte ein Sprecher des dänischen Meisterschafts-Zweiten. "Wir haben aber keine Forderungen gestellt, wo das Spiel stattdessen stattfinden sollte."

Spieler fürchten "tödliches Risiko" in der Ukraine

Unterdessen hat der brasilianische Fußballprofi Douglas Costa von Schachtjor Donezk seine verweigerte Rückreise in die Ukraine begründet: "Ich möchte klarstellen, dass ich den Verein nicht im Stich lasse. Ich habe schlicht Angst. Wir alle gingen ein tödliches Risiko ein, wenn wir in der Region wären", schrieb der Offensivspieler in seinem Instagram-Account.

Costa hatte am Sonntag gemeinsam mit seinen Teamkollegen Alex Teixeira, Fred und Dentinho (alle Brasilien) sowie Facundo Ferreyra (Argentinien) nach einem Testspiel in Frankreich gegen Olympique Lyon den Rückflug in das umkämpfte Land verweigert. Costa erklärte weiter, das südamerikanische Quintett habe sich mit der Vereinsspitze geeinigt, "in der Schweiz zu bleiben und dort zu trainieren, bis die Situation geklärt ist". Der 23-Jährige führte stellvertretend aus: "Wir wollen im Klub bleiben, aber wir brauchen sichere Arbeitsbedingungen."

Klub-Besitzer droht mit drastischen Strafen

Laut Schachtjor-Trainer Mircea Lucescu wurden die brasilianischen Spieler von ihrem Agenten Kia Zhoorabkhyan beeinflusst, um nicht zurückzukehren. "Er will die Situation im Land ausnutzen und die Spieler kostenlos bekommen. Aber sie haben Verträge", sagte Lucescu der ukrainischen Zeitung Segodnya.

Der Besitzer von Schachtjor drohte gar mit finanziellen Strafen, sollten die Spieler nicht zurückkehren. "Falls sie nicht kommen, denke ich, werden sie zuerst leiden", warnte der Oligarch Rinat Achmetow die Profis auf der Homepage des Vereins. Er drohte ihnen mit Strafzahlungen in Höhe von Dutzenden Millionen Euro, falls sie ihre vertraglichen Pflichten verletzten. Die Spieler bräuchten laut Achmetow wegen des Ukraine-Konflikts keine Angst zu haben. "Wir sind bereit, Sicherheit zu gewährleisten", teilte er mit. "Wir werden kein Risiko eingehen und in keinem Fall Spieler an gefährliche Orte bringen."

Proteste auch bei Charkow

Das gleiche Bild in Charkow: Dort haben der frühere Bayern-Profi José Ernesto Sosa und zwei argentinische Mitspieler ihre Rückkehr zum Erstligisten Metalist Charkow verweigert. Metalist-Kapitän Sosa, Alejandro Gomez und Jonathan Cristaldo erklärten gegenüber dem ukrainischen Internetportal football.ua: "Es ist unvernünftig, sich in einem Land aufzuhalten, in dem man sich nicht sicher fühlt. Niemand kann in der Ukraine für unsere Sicherheit garantieren."

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