SC Paderborn:"Wenn du in die Hotelbar gehst, lass bitte die Hose oben!"

SC Paderborn - Stefan Effenberg

Noch Trainer des SC Paderborn: Stefan Effenberg

(Foto: dpa)

Was ist im Trainingslager des SC Paderborn passiert? Präsident Wilfried Finke gibt nach dem Skandal um eine heruntergelassene Hose seltene Einblicke in den Profi-Fußball.

Von Martin Schneider

Auftritt des SC Paderborn. Vier ältere Herren treten ein, ihre Gesichtsmuskeln sind starr. Wilfried Finke setzt sich, er ist Präsident des Vereins und Chef eines Möbelunternehmens mit 1500 Mitarbeitern. Er muss jetzt erklären, wer, wann, wo, wie lange und vor wem sein Gemächt gezeigt hat, wie es dazu kommen konnte und welche Folgen das hat.

Was man weiß: Spieler Nick Proschwitz hatte im Trainingslager im türkischen Belek an der Hotelbar in der Nacht zum Sonntag seine Hose unten. Vor einer Frau, die sich aber nach eigener Aussage dadurch nicht belästigt fühlte. Der Fall ist also ein bisschen komplizierter.

Neben Finke sitzen der Pressesprecher und zwei weitere Menschen aus dem Präsidium, die die ganze Pressekonferenz über nichts sagen werden. Der Pressesprecher sagt, man habe die Ereignisse minutiös aufgearbeitet. Von da an spricht der Präsident und gibt seltene Einblicke in das Trainingslager einer Profi-Mannschaft.

"Tja, Sie können sich sicher alle vorstellen, dass das heute einer der dunkleren Tage in meinem Präsidentenleben ist, gestern ebenso. Denn als ich die Berichterstattung über das Trainingslager gelesen habe, war ich mehr als entsetzt. Weil angeblich dort Dinge vorgefallen sind, die nicht zu tolerieren, nein, die nicht nur nicht zu tolerieren sind, sondern die verabscheuungswürdig sind."

(...)

"Wir müssen uns im Klaren sein, dass wir hier keine SCP-Mitglieder-Gesamthaftung vornehmen. Hier haben sich einige wenige Spieler danebenbenommen. Vier oder fünf."

Trainer, Co-Trainer und Michael Born haben die Bettruhe angetreten

"Mir ist völlig egal, wie tief die Hose hing, Tatsache ist, dass als Spieler des SC Paderborn, als Gast in einem muslimisch geprägten Land für solche Eskapaden kein Platz ist und dass aufgrund der gerade herrschenden gesellschaftlichen Diskussion auch noch ein Un-Zeitpunkt erwischt worden ist, wo dieses Thema berechtigterweise sehr starke Beachtung findet. Ich verurteile dieses Vorgehen. Das ist auch der Grund, warum der Spieler Nick Proschwitz das Trikot des SC Paderborn nicht wieder überstreifen wird."

(...)

"Die angesprochenen Herrschaften (Trainer Effenberg und Sportdirektor Born; Anm. d. Red.) waren bei dem Vorfall nicht dabei, haben keine Kenntnis davon genommen. Trainer, Co-Trainer und Michael Born haben die Bettruhe um 1 Uhr nachts angetreten. Wir konnten bei allen Befragungen nicht den Ansatz einer Unregelmäßigkeit feststellen."

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"Bei dem Vorfall (von Nick Proschwitz; d. Red.) waren drei Spieler und ein Mann aus dem Funktionsteam dabei. Doch die saßen daneben und haben ihr Bier getrunken. Wie ich eben ausführte, ist der Vorfall um 0.30 Uhr passiert."

"Es waren keine Vasen im Pool"

"Es ist nicht unüblich, da können Sie zehn Bundesligisten anrufen, dass am Abend vor der Abreise ein Freizeitangebot bis 1 Uhr besteht. Das ist nichts Außergewöhnliches. Wir wissen allerdings nicht, ob in den Zimmern weitergefeiert worden ist, ob die ein oder andere Minibar geleert worden ist. Das sind alles Vermutungen, aber es gibt keine Ansätze, dass wir das verifizieren können."

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"Drei von 30 Spielern haben an besagtem Abend ein paar Blumenvasen beschädigt. Den entstandenen Schaden haben die Spieler selbstverständlich beglichen. Dennoch ist auch das Verhalten nicht korrekt, das ist ja ganz klar!"

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"Es waren keine Vasen im Pool. Richtig ist: Ein Spieler war im Pool, weil er eine Wette verloren hatte."

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"Zu dem Thema wird es nach meinem Kenntnisstand auch noch eine offizielle Stellungnahme des Hotels geben, die uns diese eingehaltene Nachtruhe und das Wohlverhalten schriftlich bescheinigen werden."

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"Es ist nicht die Aufgabe von Stefan Effenberg dem Spieler zu sagen, 'wenn du in die Hotelbar gehst, lass bitte die Hose oben!'"

Dann verlassen die Männer die Bühne wieder. Nick Proschwitz äußert sich nicht. Finke zufolge aus juristischen Gründen, sehr wahrscheinlich geht der Fall vors Arbeitsgericht. Anwälte müssen nun klären, ob sich Proschwitz geschäftsschädigend verhalten hat und eine außerordentliche Kündigung gerechtfertigt ist.

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