SC Paderborn:Appell an den Meister

SC Paderborn - VfL Wolfsburg

Kampf um jeden Ball, so wie zwischen Srdjan Lakic (rechts) und dem Wolfsburger Josuha Guilavogui - das erwarten die Paderborner vom FC Bayern.

(Foto: Jonas Güttler/dpa)

Trainer Breitenreiter fürchtet, dass der Wettbewerb im Abstiegskampf verzerrt wird: Deshalb fordert er den FC Bayern öffentlich auf, beim Rivalen SC Freiburg mit seiner besten Mannschaft aufzulaufen.

Von Ulrich Hartmann, Paderborn/München

Ihr erstes Bundesliga-Gastspiel beim FC Bayern München werden die Paderborner in würdiger Erinnerung bewahren. Als sie am 23. September 2014 zum Aufwärmen in die Arena in Fröttmaning einliefen, tummelten sich am Rande des Fußballrasens drei Blaskapellen, als Dirigent Paul Breitner sowie zwei Dutzend Goaßlschnalzer. TV-Moderatorinnen trugen Dirndl. Es war Oktoberfestzeit. Als der SC Paderborn 0:4 verloren hatte, saß der Trainer André Breitenreiter in der Pressekonferenz neben Pep Guardiola und sagte mit glänzenden Augen: "Wahnsinn, ich sitze neben Pep Guardiola."

Als die Paderborner ein halbes Jahr später das Rückspiel daheim 0:6 verloren hatten, saß Breitenreiter in der Pressekonferenz wieder mit großen Augen neben Guardiola und sagte: "Danke für dieses Erlebnis." Der Paderborner Trainer löste mit seiner Demut damals eine öffentliche Debatte darüber aus, ob man gegen übermächtige Bayern nicht kämpferischer, aufrührerischer, rebellischer sein müsse. Doch bis zuletzt sahen die latent dankbaren Bundesliga-Gäste aus Paderborn dafür keinen Anlass. Erst jetzt. Vor dem Gastspiel der Bayern am kommenden Samstag bei Paderborns Tabellennachbarn SC Freiburg, sagt Breitenreiter in einem durchaus strengen Ton: "Für einen fairen Wettbewerb wäre wichtig, dass die Bayern in Freiburg mit ihrer besten Mannschaft auflaufen. Es geht dabei nicht nur um uns, sondern um alle Mannschaften im Abstiegskampf."

"Es geht nicht nur um uns", sagt Paderborn Coach, "sondern um alle Mannschaften."

In den bisherigen neun Spielen gegen die fünf abstiegsbedrohten Mannschaften hat der FC Bayern im Laufe der Saison bloß beim 0:0 in Hamburg am vierten Spieltag einen Punkt hergegeben. Im Rückspiel (8:0) ließen die Münchner den Hamburgern ebenso wenig eine Chance wie in jeweils zwei Duellen den Hannoveranern (4:0 und 3:1), den Paderbornern (4:0 und 6:0) und den Stuttgartern (2:0 und 2:0). Auch das Hinspiel gegen Freiburg gewannen die Bayern (2:0). Am kommenden Samstag steht das Rückspiel an. Weil es für die Münchner um nichts mehr geht und sie diesen Umstand jüngst bereits durch personelle Rotationen in den qualitativ niedrigeren Bereich dokumentiert haben, befürchten Abstiegskandidaten wie Paderborn nun, dass die Münchner womöglich auch das bevorstehende Spiel beim Tabellenvorletzten SC Freiburg mit einer geringfügigeren Qualität bestreiten, dadurch womöglich leichtfertig eine Niederlage riskieren und damit den Wettbewerb im Abstiegskampf verzerren. "Gegen uns haben sie zwei Mal mit voller Kapelle gespielt", sagt Paderborns Sportdirektor Michael Born: "Da wäre es unangebracht, jetzt mit Regionalliga-Spielern zu rotieren - das verbietet die Fairness."

Breitenreiter betont, dass er zwar "Verständnis für die Situation des FC Bayern als bereits feststehender deutscher Meister" aufbringe, allerdings "sollten sie in so einer entscheidenden Saisonphase trotzdem dafür sorgen, dass die Chancen für alle Klubs gleich bleiben, denn man darf nie die Mannschaften aus den Augen verlieren, die um ihre Existenz kämpfen."

Bevor mit den Duellen des SC Paderborn gegen den VfB Stuttgart und Hannover 96 gegen den SC Freiburg vier der fünf abstiegsbedrohten Klubs am letzten Spieltag unter sich sind und von Wettbewerbsverzerrung dann keine Rede mehr sein kann, sollten nach Paderborner Vorstellung am vorletzten Spieltag vergleichbare Verhältnisse herrschen. Paderborn spielt auf Schalke, der HSV in Stuttgart, Hannover in Augsburg. Für diese Teams geht es noch um Klassenverbleib oder Europa-League-Plätze. Bloß für die Münchner geht es in Freiburg um nichts mehr, weshalb die Paderborner den öffentlichen Druck auf den FC Bayern erhöhen wollen.

Die Münchner haben zuletzt vier Pflichtspiele in Serie verloren (im Pokal daheim gegen Dortmund, dann in Leverkusen, in der Champions League in Barcelona sowie daheim gegen Augsburg) und dabei drei Mal nacheinander sogar kein Tor mehr geschossen. Paderborns Kapitän Uwe Hünemeier glaubt aber trotzdem nicht, dass dem deutschen Meister schon alles einerlei ist. "Ich denke, dass die Bayern alles daransetzen, in Freiburg zu gewinnen, denn sie werden sich nachher nichts nachsagen lassen wollen."

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