SC Freiburg:Sieben auf einen Streich

20 01 2018 xblx Fussball 1 Bundesliga SC Freiburg RB Leipzig emspor v l Robin Koch SC Freib

Kommt ein Freiburger geflogen: Robin Koch verdient sich bei seinem Kopfballtor nach einem Eckball zum 2:1 gegen Leipzig hohe Haltungsnoten.

(Foto: Jan Huebner/imago)

Mit Standard-Toren baut Freiburg gegen Leipzig seine Serie aus - und verdankt das auch einem Daniel Düsentrieb im Trainerstab.

Von Christoph Ruf, Freiburg

Christian Streich war der erste im Freiburger Lager, der sich nach den Siegesfeierlichkeiten vor der Fankurve wieder fing. 2:1 hatte der SC Freiburg gerade den favorisierten Champions-League-Anwärter RB Leipzig geschlagen, wofür sich die Spieler eine Viertelstunde lang feiern ließen. Auch Streich war nach Schlusspfiff, wie so oft, in vollem Tempo auf den Platz gestürmt und hatte seine Spieler geherzt, nachdem er seinen Stimmbändern zuvor 90 Minuten lang alles abverlangt hatte. Streich hatte "damit gerechnet, dass wir gut spielen, aber nie damit, dass wir gegen Leipzig gewinnen". Dennoch war das alles kein Grund, von seinem Mantra abzurücken: "Diese Saison wird bis zum letzten Spieltag ein Ritt auf der Rasierklinge."

Co-Trainer Lars Voßler tüftelt die Varianten aus wie Daniel Düsentrieb

Das mag so sein, Freiburgs Kader gehört in dieser Saison sicher zu den schwächeren der Liga. Umso beeindruckender ist es, wie sich der Sportclub am eigenen Schopf aus jenem Sumpf gezogen hat, in dem er nach dem ersten Saisondrittel steckte: Der Sieg gegen Leipzig war der vierte in den vergangenen sieben Ligaspielen, und von diesen sieben ging nicht ein einziges verloren. Acht Punkte beträgt nun schon der Abstand zum Vorletzten HSV.

Gegen Leipzig genügte eine Energieleistung für einen Sieg. Zum einen, weil die Gäste einen eher schwachen Tag erwischt hatten, was auch am Fehlen von Könnern wie Naby Keita (Gelbsperre), Emil Forsberg und Marcel Halstenberg (beide verletzt) lag. Und zum anderen, weil der SC optimal auf den Gegner eingestellt war. Freiburg, das alle drei bisherigen Erstligaspiele gegen RB mit jeweils vier Gegentreffern verloren hatte und dabei wie ein unbedarfter Trainingspartner der flotten und ballsicheren Hochbegabten aus Leipzig ausgesehen hatte, begann mit nur drei Offensivspielern. Und Lucas Höler, Nils Petersen und Janik Haberer ackerten vorne, wie es die Defensiven im hinteren Bereich taten. Leipzig hatte nur in der Anfangsphase spielerische Dominanz, insgesamt wenig druckvolle Phasen und nur zwei echte Torchancen. Eine davon nutzte Timo Werner zum 1:0 (66.) - es war bereits sein neuntes Tor im achten Spiel gegen Freiburg.

Dabei blieb es allerdings, weil den Freiburgern kaum Passfehler unterliefen und Leipzig nicht ins Gegenpressing kam. Oder wie Streich sagte: "Wenn sie den Konter im Konter spielen, hast du keine Chance gegen sie. Und wenn du zu tief stehst, auch nicht. Dann nageln sie dich fest und du bist tot." Diesmal kam es anders. Nach zwei, drei Schreckminuten hatten die Freiburger den Rückstand verarbeitet und nagelten nun ihrerseits den Gegner fest. Nach zwei Eckbällen, die Christian Günter präzise geschlagen hatte, waren Janik Haberer (72.) und Robin Koch zur Stelle (76.).

Und dieser Doppelpack war ein Fall für Statistiker. Mal wieder zeigte sich, dass der Freiburger Co-Trainer Lars Voßler ein wahrer Daniel Düsentrieb im Austüfteln von Standardvarianten ist. Und es zeigte sich, dass Leipzig nach "ruhenden Bällen" derzeit verteidigt wie Donald Duck durchs Leben watschelt: ungeschickt.

Freiburg erzielte so die Standardtreffer sechs und sieben aus den jüngsten vier Spielen, und RB-Coach Ralph Hasenhüttl ärgerte sich maßlos über das einzige Thema, das den Leipzigern in dieser Saison ein wenig die Bilanz verhagelt: "Der Gegner versucht, Standards gegen uns zu bekommen, und wir schaffen es im Moment nicht, die gut zu verteidigen." Das könne auch an der mangelnden Größe vieler seiner technisch feinen Spieler liegen, so der Coach, der für die kommenden Tage massives Standard-Training ankündigte. Lernziel Nummer eins: der Defensivkopfball.

Mann des Tages war jedoch nicht einer der beiden SC-Torschützen, sondern ein 30-Jähriger, der zu seinem ersten Bundesligaspiel kam: Ersatztorwart Rafal Gikiewicz ersetzte nach 27 Minuten Alexander Schwolow (Oberschenkelverletzung) - und blieb 65 Minuten fehlerlos: "Er war ganz ruhig und sachlich", lobte ihn sein Trainer. So wie die gesamte SC-Mannschaft, die weiß, wie viel man angesichts eines eher mäßig besetzten Kaders für den Klassenerhalt investieren muss.

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