Savio Nsereko:Das Enfant terrible scheitert in der Regionalliga

Savio Nsereko: Der frühere Junioren-Nationalspieler Savio Nsereko absolvierte im Februar sein erstes Probetraining in Pipinsried. Wenige Tage vor dem Saisonstart wurde nun sein Vertrag aufgelöst.

Der frühere Junioren-Nationalspieler Savio Nsereko absolvierte im Februar sein erstes Probetraining in Pipinsried. Wenige Tage vor dem Saisonstart wurde nun sein Vertrag aufgelöst.

(Foto: Claus Schunk 01716039668)
  • Regionalligist FC Pipinsried löst den Vertrag mit Savio Nsereko, 27, auf - vier Tage vor deren Saisonstart.
  • Nsereko galt einst als großes Talent, spielte in der Premier League und hatte einen Marktwert von elf Millionen Euro.
  • Dem großen Geld folgten schlechte Berater, ein unsteter Lebenswandel und sportliche Fehlleistungen.

Von Ralf Tögel

Er galt einst als eines der größten Versprechen im deutschen Fußball, war U-19-Europameister mit Teamkollegen wie den Bender-Zwillingen, Ron-Robert Zieler, Ömer Toprak oder Dennis Diekmeier - Trainer war Horst Hrubesch. Savio Nsereko wurde bei seinem größten Erfolg zum besten Turnierspieler gewählt. Der im ugandischen Gambale geborene Münchner ist zweifellos mit einem begnadeten Talent gesegnet, wusste dies aber mit verstörender Konstanz zu boykottieren.

Die Fallhöhe war enorm, doch nun sollte ein Neuanfang in der vierten Liga folgen, einer von vielen. Beim FC Pipinsried, dem kleinen Dorfklub aus dem Dachauer Hinterland, der so märchenhaft in die Regionaliga aufgestiegen war, hatte der 27-Jährige als Vertragsamateur unterschrieben. Am Donnerstag teilte die Vereinsführung auf Nachfrage der SZ mit, dass der Vertrag aufgelöst wurde - vier Tage vor Saisonstart.

Am Dienstagabend geht das Märchen des FC Pipinsried mit der Partie gegen Schweinfurt weiter, für Savio Nsereko wird es aber einmal mehr kein Happy End geben. 2000 Zuschauer werden erwartet, die vierte Liga wäre die ideale Bühne für den Hochtalentierten gewesen, mit starken Leistungen wieder einmal positiv auf sich aufmerksam zu machen. Alles war bereitet, erste Probetrainings verliefen verheißungsvoll, Nsereko sprach wiederholt davon, genau zu wissen, dass er nicht mehr viele Chancen in seinem Leben bekommen werde. Und ja, er werde diese beim FC Pipinsried nutzen. Doch dann folgten zwei schwächere Leistungen in Testspielen, Probleme mit dem Rücken, erste Trainingsabsagen. Und nun die Vertragsauflösung.

Der Aufstieg des Savio Nsereko war so rasant wie sein Fall, im Alter von 15 Jahren ging sein Stern beim TSV 1860 München auf, mit 16 wechselte er zu Brescia Calcio, debütierte in der ersten italienischen Liga. In der Lombardei gelang der Durchbruch, er war umworben, wechselte in die englische Premier League zu West Ham United. Sein Marktwert seinerzeit: elf Millionen Euro.

Dem großen Geld folgten schlechte Berater, ein unsteter Lebenswandel, sportliche Fehlleistungen. Von West Ham ging er zum AC Florenz, es folgte eine vierjährige Odyssee mit Ausleihen an Klubs in Bulgarien, Rumänien, eine Rückkehr zu 1860, kurze Auftritte bei Unterhaching und Viktoria Köln. Nsereko spielte in Kasachstan und Litauen, stets waren seine Gastspiele begleitet von abstrusen Aussetzern, unter anderem einer fingierten Entführung, Suspendierungen und Kündigungen. Immer wieder zeigte er sich geläutert, immer wieder fiel er in alte Verhaltensmuster zurück.

Offiziell begründete der FC Pipinsried die sofortige Freigabe Nserekos mit "unterschiedlichen Vorstellungen bezüglich der Ausrichtung". Nach SZ-Informationen spielen aber auch alte Schulden des Fußballers sowie uneinsichtiges Verhalten eine Rolle. Am Freitag erklärte der Klub dann in einer Pressemitteilung: "Der Verein und der Spieler haben festgestellt, dass es unüberbrückbare Differenzen darüber gibt, wie das gemeinsame Ziel, dass der Spieler - neben einer beruflichen Beschäftigung - durch regelmäßiges Training und Spielpraxis einen Fitnesszustand erreicht, der eine Rückkehr in den professionellen Fußballsport ermöglicht, erreicht werden kann."

Der Versuch des FCP, das talentierte Enfant terrible in einem dörflich-familiären Umfeld wieder auf die Beine zu bringen, ist gescheitert. Nsereko war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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