Sam und Santana von Schalke 04:Ärzte stoppen Transfers

Sam und Santana von Schalke 04: Bei Medizinchecks durchgefallen: Felipe Santana (links) und Sidney Sam sind weiterhin auf Vereinssuche.

Bei Medizinchecks durchgefallen: Felipe Santana (links) und Sidney Sam sind weiterhin auf Vereinssuche.

(Foto: Getty Images)
  • Sidney Sam und Felipe Santana müssen vorerst in Schalke bleiben.
  • Beide fallen beim Medizin-Check durch. Sam hat ein Problem mit der Niere und Blut im Urin, Santana einen Muskelfaserriss.
  • Schalke ist dennoch zuversichtlich, die beiden noch transferieren zu können.

Von Ulrich Hartmann

Es ist Sommer und damit Transferzeit auf dem Fußballmarkt. Deshalb muss auch der wechselwillige Schalker Profi Sidney Sam jetzt dringend zum Medizin-Check - allerdings bei seinem eigenen Verein.

Sam, 27, gebürtiger Kieler mit Karriere-Stationen beim Hamburger SV, dem 1. FC Kaiserslautern und Bayer Leverkusen, war erst im Sommer 2014 für 2,5 Millionen Euro zu Schalke 04 gewechselt. Er bestritt dort aber nur elf Bundesligaspiele, schoss kein einziges Tor und wurde gegen Ende der Saison demonstrativ suspendiert - wegen angeblich fehlender Harmoniebereitschaft. Sams Vertrag auf Schalke gilt noch bis 2018. Der Flügelstürmer hätte nun für ein Jahr zu Eintracht Frankfurt verliehen und anschließend potenziell dorthin verkauft werden sollen. Allerdings ergaben sich bei Sams medizinischer Routine-Untersuchung in Frankfurt erhöhte Nierenwerte sowie Spuren von Blut im Urin. Die Eintracht nahm daraufhin zunächst Abstand von einer Verpflichtung.

Manager Heldt glaubt noch an ein Geschäft mit Frankfurt

Dass Sidney Sam zudem unter Rückenbeschwerden leidet, war offenbar bekannt. "Vom Gleitwirbel wussten wir", sagte Frankfurts Sportdirektor Bruno Hübner jenseits medizinischer Diskretion, "dieses Problem hätten wir als zu bewältigen angesehen, ausschlaggebend war aber die Problematik mit den Nieren." Der FC Schalke meldete am Mittwoch: "Genauere Untersuchungen auf Schalke sollen folgen, um die Gründe für die gesundheitlichen Unregelmäßigkeiten herauszufinden."

Manager Horst Heldt hat dazu im Trainingslager am Wörthersee relative Gelassenheit demonstriert: Zwar sei "das Blut im Urin beunruhigend", aber man prüfe die Diagnose aus Frankfurt nun mit einer zusätzlichen Untersuchung. Und sollte diese einen harmlosen Grund für die schlechten Werte liefern, könne er sich, so Heldt, einen Wechsel von Sam nach Frankfurt trotzdem noch vorstellen. Er stehe jedenfalls mit dem Kollegen Hübner weiter in Kontakt.

Sam ist aber nicht das einzige aktuelle Problem für Heldt: Außerdem wollen die Schalker Kevin-Prince Boateng und Felipe Santana unbedingt abgegeben, und auch das fällt ihnen bislang schwer. Der Innenverteidiger Santana ist gerade ebenfalls bei einem Medizin-Check durchgefallen. Er sollte beim 1. FC Köln anheuern, aber dort wurde offiziell ein Muskelfaserriss in der Wade festgestellt. Und weil die Kölner sagen, dass sie nach dem Weggang von Kevin Wimmer (Tottenham) und der langwierigen Verletzung von Mergim Mavraj unbedingt einen Innenverteidiger benötigen, der sofort ins Training einsteigen kann und zum Saisonstart sicher fit ist, wurde der Santana-Transfer kurzfristig abgeblasen. Der Brasilianer (früher Borussia Dortmund) soll nun noch über Optionen in seinem Heimatland verfügen.

Sam soll nach der Diagnose eine Straßenlaterne angefahren haben

Auch für Sidney Sam hatte es vor dem beabsichtigten Wechsel nach Frankfurt ausländische Interessenten gegeben. Britische Klubs sollen den Flügelflitzer auf dem Zettel gehabt haben - allerdings dürfte auch deren Interesse nach der detailliert bekannt gewordenen Diagnose aus Frankfurt einen Dämpfer erhalten haben. Bevor nun der neuerliche Medizin-Check auf Schalke wichtige weiterführende Informationen zu Sams Zustand und seinen mittelfristigen Perspektiven liefern kann, wird Schalke den Spieler kaum abgeben können. Sam hofft offenbar, notfalls bei einem Klub einen stark leistungsbezogenen Vertrag zu erhalten. Vorerst aber bleibt er Schalker Kadermitglied.

Dabei hat der neue Trainer André Breitenreiter schon genügend Personal. Mit 27 Spielern weilt Schalke im österreichischen Velden im Trainingslager - dabei fehlen dort sogar noch acht Spieler (Höwedes, Uchida, Farfán, Giefer, Geis, Meyer, Sané, Kehrer) aus unterschiedlichsten Gründen. Ungeachtet dieses aufgeblähten Kaders wollen die Schalker noch einen Ersatztorwart, einen Rechtsverteidiger und einen Stürmer verpflichten; als Kandidaten gehandelt werden unter anderem Angriffs-Routinier Claudio Pizarro (FC Bayern München) und der schwedische U21-Europameister John Guidetti. Solchen Verpflichtungen wären Transfers von Boateng, Santana und Sam dienlich.

Sam hat indes am Dienstag, als aus Frankfurt die Ergebnisse vom Medizin-Check und der geplatzte Transfer öffentlich geworden waren, laut der Zeitung Reviersport in Erkrath bei Düsseldorf eine Straßenlaterne vor dem Rathaus angefahren. Die Rechnung zu begleichen, wird ihm nicht schwerfallen angesichts seines auf vier Millionen Euro geschätzten Jahresgehalts. Auch deshalb würde Schalke ihn ja gerne abgeben.

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