Saisonbilanz des FC Bayern:Top of the Peps

Super, super, super - oder nur super? Bayern-Trainer Guardiola hat eine Mannschaft der Superlative geformt. Manuel Neuer gibt den Tiki-Taka-Torwart, Thiago den Charakterbüffel und Robben und Ribéry beweisen sich als Seitenstreifen-Artisten - der Kader in der Saison-Einzelkritik.

Von Christof Kneer

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Pep Guardiola

Quelle: dpa

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Super, super, super - oder nur super? Bayern-Trainer Guardiola hat eine Mannschaft der Superlative geformt. Manuel Neuer gibt den Tiki-Taka-Torwart, Thiago den Charakterbüffel und Robben und Ribéry beweisen sich als Seitenstreifen-Artisten - der Kader in der Saison-Einzelkritik.

Als Pep Guardiola seine erste Pressekonferenz als Bayern-Trainer gab, staunten die Menschen. Sie staunten, dass es ihn wirklich gibt, dass er wirklich nach München gekommen war und dass er besser Deutsch sprach als einige aus der deutschen WM-Elf von 1990. Neun Monate später muss man aber feststellen, dass er schlechter Deutsch spricht als zu Saisonbeginn. Er habe leider keine Zeit mehr zum Lernen, sagt er, weil er ja ständig Videos von Gegnern schauen muss, die am Ende doch keine Chance haben.

Guardiola ist allerdings in vielen Dingen meisterhaft, unter anderem auch darin, mit einem wohlbehüteten Wortschatz, der in erster Linie aus "super", "top" und "Ich liebe Mittelfeldspieler" besteht, ganze Pressekonferenzen zu bestreiten (wobei: Einmal, als es um Bastian Schweinsteiger ging, hat er auch "E-sprunge-gelenk" gesagt).

Es lohnt sich dennoch, Guardiola zuzuhören. Am Einsatz seiner Begriffe und an der Vervielfältigung seiner Adjektive lässt sich erkennen, was er von wem wirklich hält. "Top-top-top" ist als Pep-Prädikat besser als "top-top", und "top" ist mehr als "super-super-super", was wiederum mehr ist als "super-super". Eine Einzelkritik der Meister-Bayern in Peps Kategorien.

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Quelle: AFP

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Saisonbilanz des FC Bayern:Top-Top-Top

Philipp Lahm: Das Pep-Potenzial des Kapitäns liegt bei etwa 98 Prozent. Das sind nur vier Prozent weniger als jener Wert, mit dem bei Bayern immer der Ballbesitz gemessen wird. Mehr als 98 Prozent hat noch kein Spieler geschafft, auch nicht Messi in Barcelona, denn Messi hat neben sportlichen Defiziten (Kopfball) auch einen schweren Charakterfehler: Er ist kein Mittelfeldspieler. Lahm schon, bei Pep jedenfalls. Manchmal muss er noch Rechtsverteidiger spielen, eine Rolle, die er selbst im Halbschlaf so beherrscht, dass es mindestens für die kicker-Note drei reicht. Aber die alte Rolle findet Lahm nicht mehr top-top-top. Er findet sie höchstens super.

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Quelle: AFP

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Saisonbilanz des FC Bayern:Top-Top-Top

Manuel Neuer: Er sei vor allem wegen Lahm und Neuer nach München gekommen, hat Guardiola mal gesagt, und das, obwohl Neuer nicht mal Mittelfeldspieler ist. Dennoch hat er die Erwartungen des Trainers noch übertroffen. Er ist ein moderner Tiki-taka-Torwart und, wenn's sein muss, ein altdeutscher Zerberus. Hat sich kleinere Zappligkeiten endgültig abgewöhnt und gegen eine einschüchternde Aura eingetauscht. Neuer im Tor der Bayern, das ist eigentlich Wettbewerbsverzerrung. Bester, bester Torwart der Welt.

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Quelle: AFP

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Saisonbilanz des FC Bayern:Top-top

Thiago: Wurde von Guardiola schüchtern als Zugang vorgeschlagen ("Thiago oder nix"). Thiagos Problem: Er kann nicht alles, sondern noch mehr, und das versucht er manchmal zu zeigen. Sein Trainer muss manchmal ein bisschen toben, wenn Thiago mal wieder einen Beinschuss mit anschließendem Looping probiert. Ist aber seltener geworden. Ist nicht nur ein Künstler, sondern auch ein scharfer Balleroberer und damit fast eine eierlegende Wollmilchsau, zumindest aber ein kurzpassspielender Charakterbüffel. Wenn er nicht aufpasst, ist er bald top-top-top.

Bayern Muenchen v Bayer Leverkusen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Saisonbilanz des FC Bayern:Top-Top

Toni Kroos: Wegen Kroos ist Pep nicht gekommen, hat er jedenfalls nicht gesagt. Was er angeblich gesagt hat, und zwar zu Kroos persönlich: dass er einer der schlechtesten Spieler im Anlaufen des Gegners sei. Ein paar Trainingsmonate später spielt Kroos nicht nur Top-top-Pässe, er läuft die Gegner auch besser, besser an. Ist dank neuer Defensivqualität auf dem Weg zum kompletten Mittelfeldspieler, weshalb der deutsche Trainer Jogi dem Bayern-Trainer Pep großen, großen Dank schuldig ist.

Bayern Muenchen v Borussia Moenchengladbach - Bundesliga

Quelle: Lennart Preiss/Getty

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Saisonbilanz des FC Bayern:Top-top

Franck Ribéry (li.), Arjen Robben: Zählen zu jener Sorte Spieler, die Guardiola nicht bevorzugte, als er noch Trainer in Barcelona war. Denn: Seitenstreifen-Artisten sind für ihn Flügel-Stürmer, nicht Flügel-Mittelfeldspieler. In München hat Guardiola den Wert solcher Spieler aber schätzen gelernt: Er hat anfangs ein bisschen experimentiert, hat sie auf die Zehn oder die Neun gestellt und dann beschlossen, dass er Ribéry und Robben lieber Ribéry und Robben spielen lässt. Er hat seinen geliebten Mittelfeldthiagos sogar die Anweisung gegeben: Wenn's beim 23. Kreiselversuch durchs Zentrum immer noch nicht klappt, dann spielt raus auf den Flügel. Dann sollen's die Verrückten richten. Ribéry und Robben als Extras in einer Guardiola-Mannschaft, das ist eigentlich Wettbewerbsverzerrung.

VfL Wolfsburg - Bayern München

Quelle: dpa

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Saisonbilanz des FC Bayern:Top-Top

David Alaba: Spielt weniger spektakulär als unter Jupp Heynckes, weil er bei Pep kein Flügelflitzer mehr ist, sondern ein linker Halbpositions-Mittelfeldspieler. Ist der Einzige außer Neuer, der im Wortsinn einen Stammplatz hat. Er spielt immer auf derselben Position. Guardiola weiß: Auf der Position hat er Alaba oder nix. Oder Contento, aber der ist nur super-super.

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Saisonbilanz des FC Bayern:Top

Rafinha: Spielt spektakulärer als unter Jupp Heynckes, weil: Er spielt. Profitiert von Lahms Rollenwechsel und hat mit zunehmender Praxis seine nicklige Spielweise aus Schalker Tagen wieder entdeckt. Sieht manchmal sogar schon wieder Gelb.

Mario Götze bei seiner Vorstellung beim FC Bayern München

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Saisonbilanz des FC Bayern:Top

Mario Götze: Höchstes Pep-Potenzial, beherrscht wie Thiago meisterhaft die Kunst der Ball-An- und -Mitnahme. Zu Thiago fehlt ihm noch das Charakterbüffelige, dann wird er ein großer, großer Spieler. War die Hauptperson im größten Saisonskandal, als er im Hemd des falschen Ausrüsters vor die versammelte Presse trat. Sein Glück: Seinem spanischen Coach sind solche Sachen chorizo (Wurst).

VfL Wolfsburg - Bayern München

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Saisonbilanz des FC Bayern:Top

Thomas Müller: Schrullige Laufwege sind eigentlich nichts, was man in Barcelonas Nachwuchsinternat La Masía lernt, aber gegen Müller kann sich auch Guardiola nicht wehren. Er würde zwar nie "Müller oder nix" sagen, aber gut finden tut er diesen torgefährlichen Kauz schon. Er lässt ihn manchmal Mittelstürmer spielen, was bald auch der deutsche Trainer Jogi für eine gute, gute Idee halten könnte.

FSV Mainz 05 - FC Bayern München

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Saisonbilanz des FC Bayern:Top

Mario Mandzukic: Spieler wie er werden auch nicht in La Masía ausgebildet: breitschultrig, rauflustig, gnadenlos effektiv. Mandzukic' Spiel passt nicht durchs Nadelöhr wie das von Thiago, Götze, Lahm; das ist ihm aber chorizo, weil er im Zweifel den ganzen Nähladen umrammt. Hat Guardiola Mandzukic besser gemacht? Eher umgekehrt: Guardiola hat gelernt, wie wertvoll so ein Luxusbrecher sein kann.

FC Bayern München - FC Arsenal

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Saisonbilanz des FC Bayern:Top

Bastian Schweinsteiger: Bayerns oberster Charakterbüffel und ein top-top-top-Passspieler. Hoch seriöses Comeback nach all den Problemen an Patella und E-sprunge-gelenk. Ob er mal zu den Top-Peps gehören wird, ist noch nicht geklärt: Erst wenn die großen Spiele kommen, wird sich zeigen, wie sehr der Coach ihm vertraut.

FSV Mainz 05  - FC Bayern München

Quelle: dpa

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Saisonbilanz des FC Bayern:Top

Jérôme Boateng (Foto), Javi Martínez, Dante: Innenverteidiger, die keine Mittelfeldspieler sind. Pep sieht viele, viele, gute, gute Stärken und ein paar kleine, kleine Schwächen. Dem einen fehlt die Ausstrahlung der Barça-Ikone Puyol (Boateng), dem anderen das Tempo des Barça-Helden Piqué (Dante). Martínez fehlt für diese Position kaum etwas - fürs Mittelfeld fehlen ihm in Peps Welt die Füße aus La Masía.

VfL Wolfsburg v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Saisonbilanz des FC Bayern:Super-super-super

Claudio Pizarro, Xherdan Shaqiri (re.): Ein smarter und ein bulliger Joker, die locker und lässig auch einen smarten und einen bulligen Startelf-Spieler geben können.

Trainingslager FC Bayern München

Quelle: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

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Saisonbilanz des FC Bayern:Super-super-super

Julian Green (re.), Pierre-Emile Hojbjerg: Top-top-top-Talente, die beinahe aus La Masía stammen könnten, im Moment aber meistens in der zweiten Mannschaft gegen Heimstetten und Buchbach spielen.

Tom Starke: Riesen-Typ.

DFB-Pokal FC Bayern München - VfB Stuttgart

Quelle: dpa

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Saisonbilanz des FC Bayern:Super-super

Daniel Van Buyten: Ist mit Ribéry befreundet und taugt unter anderem als Brechstange. Guardiola liebt La-Masía-Fußball, aber was er noch mehr liebt, ist: den Sieg. Zur Not wechselt er Mandzukic, Pizarro und Van Buyten auf einmal ein.

Diego Contento: Links-, neuerdings auch Innenverteidiger, den man gegen Augsburg und Nürnberg immer bringen kann.

Bayern Muenchen - Training Session

Quelle: Alexander Hassenstein/Getty Images

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Saisonbilanz des FC Bayern:Super

Jan Kirchhoff, Sebastian Rode: Deutsche Nachwuchsspieler, von denen der eine (Kirchhoff, im Bild) schnell nach Schalke weitergereicht wurde. Ob der andere (Rode) wie verabredet im Sommer kommen wird? Hmm.

FC Bayern München - FC Augsburg

Quelle: dpa

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Saisonbilanz des FC Bayern:Nicht mal super

Nicht mal super: Bierduschen bei Meisterfeiern, Zigarren bei Banketts.

© SZ.de/ska
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