Sainz über seinen Junior:"Willst Du das wirklich?"

Vatergefühle an der Strecke: Der frühere Rallye-Weltmeister über die Karriere seines Sohnes Carlos jr., der in der Formel 1 durchstartet.

interview Von René Hofmann, Barcelona

196 Starts: Keiner hat so viele WM-Rallyes bestritten wie Carlos Sainz. Der Madrilene war zweimal Weltmeister: 1990 und 1992, jeweils mit Toyota. 2010 glückte Sainz mit Volkswagen der erste Sieg eines spanischen Autofahrers bei der Rallye Dakar. Bei dem Ausdauerwettkampf tritt der 53-Jährige immer noch an, jetzt für die französische Marke Peugeot. Sein Sohn Carlos Sainz junior ist ebenfalls Rennfahrer. Seit März fährt er für Toro Rosso in der Formel 1. Der Teamkollege des 20-Jährigen ist Max Verstappen, 17, der Sohn des ehemaligen Formel-1-Fahrers Jos Verstappen, 1994 Teamkollege von Rekordweltmeister Michael Schumacher bei Benetton. Vor dem fünften Saisonrennen an diesem Sonntag in Barcelona (14 Uhr) liegen Sainz und Verstappen junior mit je sechs WM-Punkten gleichauf. Sein Sohn sei gerade ziemlich happy, aber noch lange nicht am Ziel, sagt Carlos Sainz senior im Gespräch über Vatergefühle an der Rennstrecke.

SZ: Herr Sainz, Ihr Sohn fährt neben Max Verstappen in der Formel 1, in der Nico Rosberg, der Sohn von Keke Rosberg, um den Titel kämpft. Vor kurzem hat Mick Schumacher sein erstes Formel-4-Rennen gewonnen. Ist es ein Trend oder Zufall, dass gerade so viel über die Nachkommen von Motorsport-Größen gesprochen wird?

Carlos Sainz: Das lässt sich so allgemein kaum beantworten. Ich denke, man muss sich jeden Fall einzeln anschauen.

Dann erzählen Sie doch bitte, wie es bei Ihrem Sohn lief!

Ich habe eine Kartbahn in Madrid. Dort hat er herumgespielt. Es begann als Kinderspiel.

Wie alt war Ihr Sohn da?

Fünf.

Hat er in dem Alter noch mit etwas anderem gespielt?

Oh ja, er ist Ski gefahren, hat Fußball gespielt und ein bisschen Tennis.

Was hat den Ausschlag gegeben, dass aus dem Kartfahren dann mehr wurde als ein Spiel?

Fernando Alonso war ein wichtiger Faktor. Durch ihn hat mein Sohn mitbekommen, was die Formel 1 ist und wie groß diese ist. Vor zehn Jahren hat er hier in Barcelona zum ersten Mal einen Grand Prix besucht. Das war ein prägendes Erlebnis für ihn.

F1 Young Driver Tests - Silverstone: Day Two

Wie der Vater, so der Sohn: Carlos Sainz Jr. ist Formel-1-Fahrer bei Toro Rosso, Carlos Sainz Sr. (l.) war erfolgreicher Rallye-Fahrer.

(Foto: Mark Thompson/Getty Images)

Haben Sie seine Motorsport-Ambitionen unterstützt?

Nicht gezielt. Ich bin happy, wenn er happy ist. Aber als er kam und gesagt hat, 'Ich möchte das versuchen', habe ich ihn gefragt: 'Möchtest du das wirklich?' Es hat Vorteile, dass dein Vater einen Namen hat, der in dieser Welt bekannt ist. Aber es hat auch Nachteile. Entscheidend wird letztlich sein, ob du selbst diesen Weg einschlagen willst.

Wann waren Sie sich sicher, dass er das will - und das nötige Talent dazu hat?

Im Kart hat er ein gewisses Talent bewiesen. In den höheren Kategorien haben sich die Anzeichen verdichtet. Der finale Schritt war dann sein erster Test in einem Formel-1-Auto vor zwei Jahre in Silverstone: In dem sehr schnellen Auto ist ihm gleich eine bemerkenswerte Zeit geglückt.

Wie happy ist er jetzt, seit er regelmäßig in der Formel 1 fahren darf?

Sehr. Aber am Ziel ist er noch nicht. Sein Ziel ist es, Weltmeister zu werden.

Wie sehr verändert die Formel 1 einen so jungen Sportler?

Ich hoffe nicht so sehr. Das versuche ich ihm auch zu vermitteln: Es ist wichtig, dass du nicht abhebst und der gleiche Mensch und Sportler bleibst. Die richtige Einstellung ist wichtig. Und Disziplin. Was die Technik betrifft, kann ich ihm in der Formel 1 nichts beibringen.

Ihr Spitzname in der Rallye-WM war "El Matador", wegen Ihrer Kämpferqualitäten. Entdecken Sie in Ihrem Sohn Wesenszüge, die Sie als Sportler auszeichneten?

Carlos Sainz

In Aktion: Carlos Sainz 2001 bei der winterlichen Monte Carlo Rallye.

(Foto: Grazia Neri/Getty Images)

Er ist mein Sohn. Aber jeder hat seinen eigenen Charakter.

Sie haben ihn bisher zu jedem Grand Prix begleitet. Werden Sie alle Formel-1-Rennen besuchen?

Das weiß ich noch nicht. Das hängt auch davon ab, wie es sich mit meinen anderen Verpflichtungen vereinbaren lässt. Ich habe unter anderem das Kart-Center in Madrid und plane ja auch wieder einen Dakar-Start, auf den ich mich vorbereiten muss.

Finale Frage: Wer ist der bessere Fahrer? Sie oder er?

Auf der Rundstrecke bin ich chancenlos. Das ist nicht meine Welt.

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