Sabine Lisicki über Wimbledon:"Ich tue alles für mein Ziel"

Sie gilt als so ehrgeizig wie gut gelaunt, gehört zur neuen Tennis-Troika der deutschen Frauen und hat sich für Wimbledon manches vorgenommen. Sabine Lisicki, 21, über Erfolg, ihren Kollaps in Paris - und ihre Heimatgefühle mit Vettel und Nowitzki.

Interview: Thomas Hummel

Sabine Lisicki, 21, gehört mit Andrea Petkovic und Julia Görges zur jungen deutschen Frauen-Troika, die seit Monaten Stück für Stück die Tennis-Weltrangliste nach oben klettert. Dabei hatte Lisicki wegen einer schweren Knöchelverletzung fast das gesamte Jahr 2010 verpasst. Auch bei den French Open in Paris erlitt sie zuletzt einen Rückschlag, als sie von Krämpfen geplagt zusammenbrach und vom Platz getragen wurde. So kurz vor dem Turnier in Wimbledon, das am Montag startet, hat Lisicki nun keine Zeit mehr für ein Interview am Telefon - nur für schriftliche Antworten auf unsere Fragen.

Sabine Lisicki über Wimbledon: Zweiter Sieg auf der WTA-Tour: Sabine Lisicki nach dem Matchball im Finale von Birmingham gegen Daniela Hantuchova.

Zweiter Sieg auf der WTA-Tour: Sabine Lisicki nach dem Matchball im Finale von Birmingham gegen Daniela Hantuchova.

(Foto: AFP)

sueddeutsche.de: Sie haben getwittert, dass Sie sich mit Dirk Nowitzki gefreut haben und Sebastian Vettel verfolgen. "Auf geht's, Deutschland" stand da - Sie wohnen aber schon lange in Florida. Fühlen Sie mit Ihrem Land und mit ihren deutschen Sportkollegen?

Sabine Lisicki: Dass ich in den USA wohne, ändert nichts an meinem Heimatland. Es ist mir jedes Mal eine Ehre, Deutschland im Fed Cup zu vertreten und hoffentlich bald auch bei den Olympischen Spielen! Ich habe Dirk 2009 in Wimbledon kurz kennen gelernt und freue mich sehr für ihn.

sueddeutsche.de: Im deutschen Frauentennis hat sich eine besondere Gruppe herausgebildet, mit den "Ollen" Görges und Petkovic. Wie fühlt es sich an, Teil eines deutschen Tennisaufschwungs zu sein?

Lisicki: Ich würde sagen: Es ist ein großer Aufschwung im deutschen Tennis. Einen kleinen gab's 2009, als ich das mit einer Million Dollar dotierte Turnier in Charleston gewonnen und in Wimbledon im Viertelfinale gestanden habe. Aber jetzt sind wir drei Mädels, die richtig gut spielen. Wir haben ein tolles Fed-Cup-Team und sind in der Weltgruppe, haben insgesamt drei Turniere dieses Jahr gewonnen und klettern in der Rangliste nach oben.

sueddeutsche.de: Hat es mehr Vor- oder Nachteile für Sie, dass nun gleich mehrere Spielerinnen im Fokus stehen?

Lisicki: Ich denke: Vorteile. Denn so ist der Druck verteilt. Je mehr Spielerinnen man hat, desto größer ist die Chance, dass das Publikum konstant dabei bleibt.

sueddeutsche.de: Sie hatten einige schwere Verletzungen, zuletzt wurden Sie in Paris nach Krämpfen vom Platz getragen. Wie viel in Ihrem Job als Tennis-Profi ist Qual, wie viel Spaß?

Lisicki: Es ist zu hundert Prozent Spaß. Die Freude, zurück auf dem Platz zu sein und vor Publikum zu spielen, ist unbeschreiblich. Das habe ich während meiner Verletzung am meisten vermisst - die große Bühne. Natürlich war es nicht immer leicht, sich zurückzuarbeiten, aber ich war fest entschlossen, dass ich zurückkommen werde!

sueddeutsche.de: Sie gelten als sehr ehrgeizig, wollen niemals klein beigeben. Überdrehen Sie manchmal, auch im Hinblick auf Ihre Gesundheit?

Lisicki: Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch. Wenn ich mir etwas in den Kopf setze, dann tue ich alles dafür, um mein Ziel zu erreichen. Durch die Erfahrungen, die ich in den vergangenen Jahren gesammelt habe, lernt man, die richtige Balance zu finden.

"Ich bin eine frohe Person"

sueddeutsche.de: Wie haben Sie das schmerzhafte Ende in Paris erlebt? Welche Gedanken hatten Sie in den Stunden, Tagen danach?

Lisicki: Aus Paris bin ich mit vielen positiven Gedanken nach Hause gefahren. Ich habe sehr gutes Tennis gespielt, vier Matches souverän und immerhin trotz starker Krämpfe fast gegen die Nummer drei der Welt gewonnen. Außerdem habe ich mich sehr auf die Rasensaison gefreut. In Wimbledon 2009 habe ich mein erstes Viertelfinale bei einem Grand Slam gespielt.

sueddeutsche.de: Sie sagten, eine neu entdeckte Gluten-Allergie könnte der Auslöser dafür sein, dass Ihr Körper die Extrembelastung in Paris nicht ausgehalten hat. Was tun Sie dagegen?

Lisicki: Die Ernährung habe ich umgestellt, nur muss sich der Körper erst daran gewöhnen, und das dauert ein wenig. Ich bin bei Experten in guten Händen und vertraue ihnen.

sueddeutsche.de: Sie wirken selbst in schwierigen Momenten immer gut gelaunt und offen. Woher kommt das sonnige Gemüt?

Lisicki: Ich bin eine frohe Person und lache sehr gerne, spiele Tennis aus Spaß und Leidenschaft. Aus den Ereignissen lernt man und wird erfahrener.

sueddeutsche.de: Ihr Comeback in Birmingham war erstaunlich. Wie haben Sie den Sieg gerade nach der Geschichte in Paris erlebt?

Lisicki: Nach einer Woche Pause habe ich mich richtig gefreut, wieder auf den Platz zu dürfen. Ich wollte einfach Spaß auf dem Platz haben und im Hinblick auf Wimbledon so viele Matches wie nur möglich spielen. Der Sieg in Birmingham hat mich selber überrascht und überwältigt.

sueddeutsche.de: Was haben Sie sich für Wimbledon vorgenommen?

Lisicki: Die Zeit auf dem Platz zu genießen und zu kämpfen. Wie weit mich das bringen wird, werden wir sehen.

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