Sabine Lisicki in Wimbledon:"Serena ist auch nur ein Mensch"

Sabine Lisicki in Wimbledon: Stolz im Achtelfinale: Sabine Lisicki.

Stolz im Achtelfinale: Sabine Lisicki.

(Foto: AFP)

Wimbledon ist das Lieblingsturnier von Sabine Lisicki, das betont sie bei fast jeder Gelegenheit. Ab dem zweiten Satz lässt sie Samantha Stosur keine Chance und zieht ins Achtelfinale ein. Vor dem Duell mit der Weltranglistenersten gibt sich Lisicki sehr selbstbewusst.

Von Michael Neudecker, London

Bevor es losging, hörte Sabine Lisicki Musik, sie grinste dabei, so ging sie aus der Kabine heraus und dann auf den Centre Court. Sabine Lisicki mag Wimbledon sehr, sie hat das schon das ein oder andere Mal gesagt, vor zwei Jahren, vergangenes Jahr, dieses Jahr, und als es vorbei war, sagte sie es wieder: "Wimbledon ist mein absolutes Lieblingsturnier." Sowieso: "Der Centre Court ist mein Lieblingsplatz auf der ganzen Welt."

Vor zwei Jahren kam sie in Wimbledon ins Halbfinale, vergangenes Jahr ins Viertelfinale; sie hat bislang in ihrer Karriere drei Mal das Viertelfinale oder mehr erreicht, jedes Mal hier, im Londoner Stadtteil Wimbledon. Richard Lisicki, ihr Vater, sagt, in Wimbledon "schwebt Sabine auf einer Wolke", und man muss sich nun dieses Grinsen in Sabine Lisickis Gesicht, als sie am Samstag den Centre Court betrat, genau so vorstellen: wie das Grinsen eines Menschen, der fliegen kann.

Dann begann das Match, die dritte Runde gegen die Australierin Samantha Stosur, der erste Aufschlag, das erste Ass, 1:0 nach einer Minute.

Aber Wolken sind unberechenbar, und Samantha Stosur ist nicht irgendeine Gegnerin, sondern Nummer 14 der Welt und damit elf Plätze besser als Lisicki. Sie hat schon ein Grand-Slam-Turnier gewonnen, die US Open 2011, und sie ist athletisch, muskulös. Als Sabine Lisicki zum zweiten Aufschlagsspiel antrat, gelang ihr kein einziger Punkt, und nach elf Minuten führte Stosur 3:1.

15.000 Menschen passen in das Stadion am Centre Court von Wimbledon, das Stadion war fast leer, als das Match begann, nur die Box der Angehörigen, Freunde und Trainer war voll, Lisickis Eltern saßen da, ihr Trainer, zudem Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner. Sie sahen eine Sabine Lisicki, die nervös spielte, Fehler machte, sie suchte ihre Wimbledon-Wolke, aber sie fand sie nicht. Nach 28 Minuten gewann Stosur den ersten Satz 6:4.

Niemand erwartet Serenas Niederlage

Und dann: kamen die Zuschauer. So ist das oft, wenn das Match davor ein langes war (vor Lisicki waren der Australier Bernard Tomic und der Franzose Richard Gasquet auf dem Centre Court aufgetreten, Tomic hatte nach fast drei Stunden gewonnen), die Zuschauer gehen dann raus, sie trinken, essen, spazieren, erst danach kehren sie zurück. Der Effekt war erstaunlich: Je voller das Stadion wurde, desto besser wurde Sabine Lisicki.

Sie spielte jetzt wieder mit ihren so wuchtigen Aufschlägen, ihren so kraftvollen Vorhandschlägen, und schon beim ersten Aufschlagsspiel von Stosur war Lisicki dem Break nahe. Stosur hielt dagegen, aber nur ein paar Minuten lang.

Bald stand es 4:1, und selbst ein Schnitt am rechten Mittelfinger, den Lisicki beim Stand von 5:2 von einer Ärztin auf dem Court behandeln ließ, änderte nichts daran, dass das Match nun ein anderes war. Stosur kämpfte verbissen, es nutzte nur nichts.

Den zweiten Satz gewann Lisicki 6:2, im dritten ging es dann ganz schnell, 1:0, 2:0, 3:0, schließlich 6:1, nach genau 100 Minuten. Lisicki hat jetzt bei ihrem Lieblingsturnier auf ihrem Lieblingscourt ihr Lieblingsachtelfinale erreicht, dort trifft sie am Montag auf Serena Williams.

Die Amerikanerin ist die Nummer eins der Welt, sie ist in einer unglaublichen Form, und niemand glaubt, dass es jemanden gibt, der sie vom erneute Wimbledonsieg abhalten kann. Fast niemand jedenfalls. Sabine Lisicki sagt: "Serena ist auch nur ein Mensch", sie grinst schon wieder, "ich freu mich drauf."

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