Ryder Cup im Golf:Martin Kaymer verhilft Europäern zum Sieg

Überraschung im Golfsport: Europas Spitzenspieler setzen sich beim 39. Ryder Cup gegen die Konkurrenz aus den USA durch. Der deutsche Profi Martin Kaymer bringt dem Team Europa den entscheidenden Punkt zum Sieg - und krönt damit eine sensationelle Aufholjagd.

Damit hatten die Amerikaner nicht gerechnet: Deutschlands Golfstar Martin Kaymer hat Europa in einem Herzschlagfinale zum nicht mehr für möglich gehaltenen Sieg beim 39. Ryder Cup in Medinah geführt. Mit einem letzten Putt aus knapp zwei Metern setzte der 27-Jährige den Schlusspunkt, besiegte Steve Stricker mit 1 auf und sicherte dem Titelverteidiger damit den entscheidenden 14. Punkt.

Die US-Boys verpassten trotz einer klaren Führung vor den abschließenden zwölf Einzeln somit ihren 27. Erfolg. Ein ohrenbetäubender Jubel der rund 5000 mitgereisten und begeisterten Fans aus Europa brandete auf, als der Rheinländer um kurz nach Mitternacht MESZ am letzten Loch den entscheidenden Zähler holte und den erfolgsverwöhnten Amerikanern dadurch den sicher geglaubten Sieg entriss.

Jubel auch bei Kapitän Jose Maria Olazabal und und seinen vier "Vizen": Nach einer knapp 40-stündigen Golfschlacht vor den Toren Chicagos ist die Goldtrophäe in letzter Sekunde in der Alten Welt geblieben.

Der frühere Weltranglistenerste Kaymer, der im vorletzten Flight auf den Kurs gegangen war, hatte mit Stricker allerdings große Mühe. Bei seinem erst zweiten Auftritt an diesem Wochenende - nach seiner enttäuschenden Leistung am Freitag war er nicht mehr nominiert worden - hielten ihn vor allem die Fehler des noch sieglosen Stricker lange im Spiel. Zwischenzeitlich führte Kaymer bereits mit einem Lochgewinn, leistete sich danach aber einen Wasserschlag und schenkte den Vorsprung leichtfertig wieder her. In einem an Spannung kaum zu überbietendem Ende hatte der Deutsche dann die besseren Nerven.

Bevor Kaymer den Sieg holte, hatten sieben seiner elf Teamkollegen bereits Vorarbeit geleistet. Unter den Augen von Basketball-Legende Michael Jordan und dem früheren Tennis-Star Andre Agassi holte Luke Donald den ersten Punkt. Im Gegensatz zu den Vortagen ließ Donald gegen Masters-Sieger Bubba Watson guten Abschlägen noch bessere Putts folgen.

Der Lohn war ein knapper aber aber am Ende mehr als verdientes 2 und 1. Den zweiten Punkt holte der Schotte Paul Lawrie. Der 43-Jährige ließ dem Tour-Championship-Sieger Brandt Snedeker beim 5 und 3 keine Chance. Dieser Erfolg schien seine Teamkollegen zusätzlich zu motivieren. Kurz darauf verbuchte der nordirische Weltranglistenerste Rory McIlroy einen weiteren Zähler: Gegen Keegan Bradley, der an diesem Wochenende noch kein Match verloren hatte, siegte der 23-Jährige mit 2 und 1. Die weiteren Punkte steuerten Ian Poulter (2 auf gegen Webb Simpson), Justin Rose (1 auf gegen Phil Mickelson), Lee Westwood (3 und 2 gegen Matt Kuchar) sowie Sergio Garcia (1 auf gegen Jim Furyk). Die erhoffte Aufholjagd der Europäer rückten die Amerikaner am Samstag zunächst in weite Ferne.

Nachdem die Gastgeber etwas überraschend zum Auftakt mit 5:3 geführt hatten, bauten sie ihren Vorsprung am zweiten Tag des Kontinentalvergleichs auf 10:6 aus. Nach jeweils acht Foursomes und Fourballs und teilweise erschreckend schwachen Leistungen von Kaymer und Co. durften die USA schon vor dem entscheidenden Schlusstag somit den Champagner schon einmal kalt stellen. Die Vorzeichen für den vom spanischen Team-Kapitän Jose Maria Olazabal angekündigten "großen Tag" standen demnach äußerst schlecht. Zumal auch er wusste, dass die Amerikaner in den abschließenden Einzeln traditionell stärker einzuschätzen waren. So hatten sie beispielsweise bei der legendären "Schlacht von Brookline" 1999 als letztes Team einen Rückstand von vier Zählern in den Einzeln noch gedreht. Nun revanchierten sich die Europäer.

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