Olympia:Ryan Lochte tanzt sich "aus einem dunklen Loch"

Olympia: Ob mit Skandalen, blauen Haaren oder Auftritten in Tanz-Shows: US-Schwimmer Ryan Lochte zieht auch außerhalb des Pools Aufmerksamkeit auf sich.

Ob mit Skandalen, blauen Haaren oder Auftritten in Tanz-Shows: US-Schwimmer Ryan Lochte zieht auch außerhalb des Pools Aufmerksamkeit auf sich.

(Foto: Michael Sohn/AP)

Bei Olympia in Brasilien wurde Ryan Lochte aus dem Land gejagt und verkroch sich danach zu Hause. Nun zeigt sich der US-Schwimmer wieder - als Tänzer.

Von René Hofmann

Montagnacht war Salsa-Nacht - und Ryan Lochte war gut drauf. Während des Auftritts mit Cheryl Burke in der Promi-Tanzshow "Dancing with the Stars" riss er sich das Hemd vom Leib. Als er in seiner engen Hose dann vor die Preisrichter trat, war deutlich zu sehen, dass Lochte nicht nur aufgeregt war. "Ich verdecke ihn mal ein wenig", sagte Cheryl Burke lächelnd und schob sich freundlicherweise zwischen die amerikanische Schwimm-Größe und die Kamera. Gegiggel, Gekicher, Begeisterung.

Es ist noch gar nicht lange her, da rief Lochte noch ganz andere Reaktionen hervor. Der 32-Jährige war eine der Figuren der Olympischen Spiele im August in Rio. Und das nicht nur wegen des Gewinns der Goldmedaille mit der 4 x 200-Meter-Freistil-Staffel. Was Lochte wirklich in die Schlagzeilen brachte: Als er nach dem Abschluss der Schwimm-Wettkämpfe behauptete, mit seinen Kollegen Gunnar Bentz, Jack Conger und James Feigen sei er nächtens von einem Räuber mit gezogener Waffe überfallen worden. Stimmt gar nicht, behauptete Rios Polizei einige Tage später. Die Vier seien an einer Tankstelle von einem Wachmann lediglich dazu aufgefordert worden, Vandalismus-Schäden zu begleichen.

Der Fall galt als Lehrstück. Aber so eindeutig ist er nicht

Der Fall schlug hohe Wellen, auch weil er als Lehrstück verhandelt wurde: In Brasilien werfen viele den Gästen aus dem Norden vor, ihr Land als Abenteuerspielplatz zu betrachten, auf dem man sich folgenlos so richtig austoben kann.

Inzwischen ist klar: Ganz so eindeutig, wie Rios-Polizei den Fall darstellte, war er doch nicht. Viel haben Lochte und seine Mit-Nachtschwärmer wohl nicht kaputt gemacht, es wurde tatsächlich eine Waffe gezogen, und von einer Falschaussage, wie behauptet, kann eigentlich auch keine Rede sein; dafür hätte es schon einer echten Aussage auf der Wache bedurft und nicht bloß einer Äußerung in einer TV-Show und einer Twitter-Botschaft. Konsequenzen aber hatte die Nummer für Lochte trotzdem. Nachdem er einräumte, bei seiner Schilderung übertrieben zu haben, kündigten ihm vier Sponsoren; außerdem sperrte ihn der US-Schwimmverband für zehn Monate.

Einmal Hölle und zurück

Seine dunkelsten Stunden seien das gewesen, hat Lochte vor kurzem dem New York Magazine gesagt: "Ich war an meinem tiefsten Tief." Tagelang verkroch er sich in seinem Haus in North Carolina. Die Vorstellung, wieder in die Öffentlichkeit zu treten, schreckte ihn. Viele gab es in der Zeit nicht, die ihm Brücken bauten. Einige Angebote aber wurden aufrecht erhalten: eine Filmrolle in der Komödie "A Little Something for Your Birthday" an der Seite von Sharon Stone - und eben sein Engagement in der TV-Tanzshow, die in den USA inzwischen in die 23. Runde geht.

Für den Rummel auf dem Parkett war er als Skandalnudel nun sogar noch attraktiver. Lochte überlegte, sagte zu, und inzwischen sagt er: "Wenn ich jetzt nicht in der Show auftreten würde, dann wüsste ich nicht, was ich tun würde." Die Salsa habe ihn "aus dem dunklen Loch" geholt.

Antrag im Helikopter

Einmal Hölle und zurück - und das in nicht einmal acht Wochen: Es ist eine sehr amerikanische Geschichte in einer wirklich extremen Ausprägung. Denn verlobt hat sich Lochte inzwischen auch noch. Befeuert von der Euphorie eines Tanzauftritts lud er vor rund einer Woche das Model Kayla Rae Reid zu einem Helikopterflug und fragte, ob sie ihm das Ja-Wort geben wolle. Sie will.

Nach der Verlobung kam heraus, dass die beiden bereits seit Monaten ein Paar sind und dass Lochte - angeblich aus vertraglichen Gründen - in Rio auch schwindelte, als er nach seinem Beziehungsstatus gefragt wurde. In der Olympia-Stadt hatte er betont, Single zu sein und die Dating-App Tinder gelobt. Nun gibt er an: Er wisse, Kayla Rae Reid sei die Richtige, weil sie in der schweren Nach-Rio-Zeit zu ihm gehalten habe.

Was er für die Zukunft plant? Ein Kleidergeschäft, in dem er ausschließlich schwarze Outfits offerieren will. Einen Namen hat er schon: "Black by Lochte". Ob er noch einmal schwimmt, lässt Lochte, der sein erstes Olympia-Gold 2004 holte, offen. "Wenn mir danach ist, werde ich ins Wasser zurückkehren", sagt er. Aktuell will er erst einmal nur "tief durchatmen und das Leben genießen".

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