Ryan Giggs bei Manchester United:Abschied und Neustart im Old Trafford

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Ryan Giggs: Mal Spieler, mal Trainer

(Foto: Paul Ellis/AFP)

Ryan Giggs spielte nie woanders Fußball als bei Manchester United - seine Selbsteinwechslung gegen Hull City war wohl der Abschied als Aktiver. Doch mit klugen Entscheidungen als Interims-Trainer könnte es für ihn an der Seitenlinie weitergehen.

Von Moritz Dietrich

Zum Schluss wurde es noch einmal ruhig im Old Trafford, der Spielstätte von Manchester United. Das letzte Heimspiel der Saison war soeben abgepfiffen worden, doch anstatt nach Hause zu gehen, lauschten die Fans Ryan Giggs, der mit einem Mikrofon in der Hand im Mittelkreis - umringt von seinen Mitspielern - eine Rede hielt.

"Ein großes Danke von allen Spielern und Mitarbeitern für die Unterstützung in diesem Jahr", sagte Giggs, "wir wissen, dass es in dieser Saison schwer war für euch". In den letzten Jahren seien alle vom Erfolg verwöhnt worden, fuhr Giggs fort, "ihr habt uns aber immer unterstützt. Ich bin sicher, dass der Erfolg in den kommenden Jahren wieder zurückkommt."

Als aktiver Spieler wird er selbst zu diesem Erfolg nicht mehr beitragen können, der Auftritt gegen Hull City war wohl sein letzter in seiner langen Laufbahn. Dafür ließ er es sich nicht nehmen, sich rund 20 Minuten vor Schluss selbst einzuwechseln - mit einem Grinsen, als wäre es sein erstes Spiel. So beflügelt gab er die Vorlage zum 3:1 durch Robin van Persie.

Zwar hat Giggs sein Karriereende noch nicht verkündet, doch allmählich scheint er sich als Fußballer zu verabschieden. Der Daily Telegraph vermutet, seine Einwechslung sei ein Hinweis darauf gewesen, dass er zumindest seinen Vertrag als Spieler nicht verlängern wird: "Es sieht so aus, dass er sich eine Chance gegeben hat, Goodbye zu sagen."

Seit dem 22. April steht der 40-Jährige Waliser als eine Art Interims-Spieler-Trainer an der Seitenlinie von Manchester United. Es hat seitdem viele Spekulationen über die vakante Position gegeben. Der Name Louis van Gaal hat sich dabei hartnäckig in den Medien gehalten. Eine Bestätigung der Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Bayern-Trainer gab es bisher allerdings nicht.

Der zuvor geschasste David Moyes, der vom FC Everton zu United kam, konnte mit einer teilweise überalterten Mannschaft nicht an die Erfolge von Sir Alex Ferguson anknüpfen. Sein auf sechs Jahre angelegter Vertrag wurde schon nach neun Monaten gekündigt. Statt die Mannschaft sinnvoll umzubauen, reagierte Moyes nur mit teuren Panikkäufen a là Maroune Fellaini und Juan Mata. Mit Ryan Giggs übernahm anschließend ein Spieler die Position, der seit 27 Jahren im Klub ist. Es gibt nicht wenige, die ihn gerne auch im Herbst wieder auf dem Trainerstuhl sehen würden.

Umbau im Sommer

Sein Debüt als Coach vor zwei Wochen verlief mit einem 4:0 gegen Norwich positiv. Enttäuschend dagegen der Auftritt zu Hause gegen Sunderland, der mit einer 0:1-Heimpleite endete. Gegen Hull City am Dienstagabend änderte Giggs die Mannschaftsaufstellung auf vielen Positionen und fügte ihr zwei neue Gesichter hinzu: James Wilson, 18 Jahre alt, und Tom Lawrence, 19. Beide feierten ihr Profidebüt, dazu setzte Giggs auf den 19-jährigen Adnan Januzaj. Insgesamt verjüngte er die Mannschaft im Vergleich zum Spiel gegen Sunderland um durchschnittlich fünf Jahre.

Es war ein radikaler und mutiger Schritt. Aber einer, der angesichts der Zusammenstellung und des Alters des Kaders dringend notwendig war. Und einer, der sich auszahlte. Wilson traf doppelt, Lawrence und Januzaj überzeugten ebenso. Alle drei Spieler sind schon seit Jahren im Verein, Eigengewächse also. In den englischen Medien wird bereits von der "Class of '14" gesprochen.

"Ihr habt einen kleinen Hoffnungsschimmer für die Zukunft gesehen. Das ist es, was diesen Klub ausmacht. Wir stehen nicht still, wir geben der Jugend eine Chance", erklärte Giggs gegenüber den Fans im Stadion. Er hat ihnen Mut gemacht, nach dieser verkorksten Spielzeit. Im FA-Cup und in der Champions League ohne Chance, in der Liga früh abgeschlagen.

Der kommende Sommer bietet sich an für einen Umbau. Spieler wie Vidic verlassen den Verein, auch die Zukunft von Rio Ferdinand und Patrice Evra ist unklar. Dass nach dieser Spielzeit etwas passieren muss, ist klar. Interimstrainer Ryan Giggs hat die Richtung vorgegeben.

Über seine eigenen Pläne ließ Giggs jedenfalls noch nichts Genaueres verlauten, seine Zukunft ließ er offen: "Ich habe noch nichts entschieden. Für mich hat sich nichts verändert." Vor seiner Entscheidung werde er erstmal in den Urlaub fahren.

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