Rückspiele in der Europa-League-Qualifikation:Schalke hofft auf die Lokomotive

Gegen Helsinki plant Schalke 04 eine Aufholjagd wie gegen Mainz. Dabei helfen sollen Stürmer Farfan und nach fünfjähriger Europacup-Abstinenz auch Verteidiger Fuchs. Hannover 96 bereitet sich indes mit Eishandtüchern darauf vor, in Sevilla den Vorsprung aus dem Hinspiel zu verteidigen.

Philipp Selldorf und Jörg Marwedel

Der Österreicher Christian Fuchs hat zwar schon 42 Länderspiele bestritten, aber erst zwei Partien im Europacup, die jüngste liegt fünf Jahre zurück. Da scheiterte er mit dem SV Mattersburg in der Uefa-Cup-Qualifikation an Wisla Krakau, obendrein bekam er Ärger mit einem Gegenspieler, einem Mann namens Jakub "Kuba" Blaszczykowski.

Farfan vor Comeback fuer Schalke in Mainz

Nach seiner Einwechslung drehte sich das Spiel gegen Mainz zu Gunsten der Schalker: Jefferson Farfan.

(Foto: dapd)

Fuchs wurde vom Platz gestellt und von der Uefa für fünf Spiele gesperrt. Nach Ansicht des litauischen Schiedsrichters soll der damals 20-jährige Fuchs seinen gleichaltrigen Kontrahenten bespuckt haben, was er jedoch bestreitet. Auf jeden Fall ist es bemerkenswert, dass der spätere Schalker Fuchs und der spätere Borusse Blaszczykowski bereits in ihrem Vorleben fernab von Gelsenkirchen und Dortmund nicht miteinander auskamen.

Jetzt hat Fuchs seine Strafe verbüßt und erlebt sein Comeback im kleineren der Europapokale, doch wie einst in Mattersburg stehen die Chancen auf eine bessere Einsatzbilanz nicht besonders gut. Seine Kollegen haben das Hinspiel in Helsinki vor einer Woche nach abgründiger Leistung 0:2 verloren.

Eben dies macht den Schalkern aber Hoffnung fürs Wiedersehen, denn seit ihrem Auftritt in Mainz, als sie einen 0:2-Rückstand in ein 4:2 verwandelten, wissen sie, dass sie wesentlich besser spielen können. Trainer Ralf Rangnick stellte fest: "Wer in 45 Minuten vier Tore in Mainz schießt, kann auch in 90 Minuten vier Tore gegen Helsinki schießen."

Auch Fuchs glaubt, dass Schalke in Schwung gekommen ist. "Es ist gut, dass der Abstand zwischen dem Spiel in Mainz und dem Spiel gegen Helsinki sehr gering ist", sagt er. Die sportliche und finanzielle Bedeutung der Partie ist hoch. "Ein Aus wäre katastrophal", meint Sportchef Horst Heldt.

Der offensiv veranlagte Linksverteidiger Fuchs ist einer von drei neuen Spielern im Aufgebot für das Rückspiel. Seine Flanken und Flügelläufe könnten helfen, die dichte Defensive der Nordmänner aufzubrechen; noch mehr Hoffnung verbreitet aber die Rückkehr von Rechtsaußen Jefferson Farfán und Stürmer Raúl ins Schalker Team.

Ob die Angriffslokomotive Farfán von Anfang an mitspielt, ist aber noch offen. Er hatte im Juni in der Vorbereitung der Copa America einen Muskelfaserriss erlitten, erst seit zehn Tagen ist er wieder im Training. Sein Einsatz in Mainz war laut Rangnick "ein bisschen riskant".

Sevilla unterschätzt Hannover

Sie haben alles getan, damit das größte internationale Spiel der Vereinshistorie gegen den FC Sevilla einen guten Rahmen hat. Der Sponsor Tui hat eine Boeing 737-800 mit dem Vereinsemblem, der schwarzen "96" auf grünem Grund, bereitgestellt, mit welcher der 41-köpfige Tross von Hannover am Mittwoch in Richtung Sevilla abhob.

Darüber hinaus werden weitere fünf Maschinen mit Fans starten. Insgesamt werden 2000 Hannoveraner im Stadion Ramón Sanchez Pizjuán gegen 40.000 Andalusier akustisch ankämpfen.

Die Stadt kümmert sich daheim um Public Viewing. Und Trainer Mirko Slomka hat sich mit der Hitze im südlichen Teil Spaniens auseinandergesetzt. Er bestellte Eishandtücher, mit denen sich die Profis in der Pause kühlen können, und er ordnete salzhaltige Speisen an.

Slomka, mit Schalke schon mal in der Champions League knapp am FC Sevilla gescheitert, lebt seine Zuversicht trotz des knappen 2:1-Sieges im Hinspiel der Europa League vor. Elfmeterschießen wurde nicht trainiert, stattdessen sagt der Coach: "Wir machen zwei Tore - und gut ist!" Auch eine Rotation wird es kaum geben. "Wir regenerieren sehr schnell, das ist an den Blutwerten abzulesen", äußerte er.

Das bedeutet: Didier Ya Konan, der wichtigste Spieler der vergangenen Saison, sitzt wohl erneut auf der Bank. Nur der Einsatz von Kapitän Steven Cherundolo, ist wegen eines Blutergusses im Sprunggelenk noch ungewiss. Mit dem Co-Trainer und Analysten Nestor El Maestro hat Slomka Videoaufzeichnungen studiert. "Wir müssen früh attackieren, tiefe Anspiele auf die Stürmer Kanouté und Negredo verhindern", bemerkt er. Gelinge dies, könne man selbst ein paar effektive Gegenstöße setzen.

Mittelfeldspieler Manuel Schmiedebach denkt ähnlich: "Wir haben gezeigt, dass wir gegen große Gegner mithalten können." Übersteht Hannover das Spektakel in der hitzigen Stadiona Atmosphäre von Sevilla, ist der Klub mindestens bis zum Ende der Gruppenphase im Dezember im Wettbewerb.

Dass 96 trotz des guten Hinspiels noch immer unterschätzt wird, lässt sich an Sevillas neuem deutschen Profi Piotr Trochowski ablesen. Der sah sich am Wochenende im Fernsehen statt der Partie 96 gegen Hertha BSC lieber das Spiel seiner alten Vereine FC Bayern und Hamburger SV an.

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