Rückrundenstart des FC Bayern:Moderator Heynckes hat die Wahl

FC Bayern München - Wintertrainingslager in Doha

Seinen Kader fest im Blick: FC Bayerns Trainer Jupp Heynckes.

(Foto: dpa)

Müller, Martínez und Mandzukic: Nach der Rückkehr aus dem Trainingslager in Katar scheint die erste Elf des FC Bayern für den Rückrundenstart festzustehen. Arjen Robben ist dagegen offenbar vorerst ins B-Team verbannt. Aber auch für ihn wird es bald Verwendungsmöglichkeiten geben.

Von Andreas Burkert

Ganz am Ende, nach anderthalb Stunden Training bei Nieselschnee und zwei Grad plus, gibt Arjen Robben noch einmal alles. Die Kollegen haben sich längst auf die Auslaufrunde gemacht, wobei es sich eher um eine Plauderrunde handelt, bei der mehr gegangen und geratscht wird als gerannt. Robben macht nicht mit, er hat sich an der Strafraumlinie von Co-Trainer Peter Hermann ein paar Slalomstangen hinstellen lassen, die er nun mit dem Ball am Fuß zackig umdribbelt, bevor er den Torschuss folgen lässt; Reservekeeper Tom Starke ist so frei, sich noch ein paar Dutzend Mal in den Dreck zu werfen während Robbens Zusatzschicht: Antritt, Dribbling, Schuss, Tor.

Arjen Robben ist ein vorbildlicher Profi, das haben bisher sämtliche seiner Trainer beim FC Bayern herausgehoben. Louis van Gaal, sein holländischer Landsmann, hat Robben einst sogar ermahnt, er solle das Training wegen der anfälligen Muskulatur dosieren. Aber halblang machen ist derzeit keine Option für jemanden wie Robben, er hat bei den Münchnern vor Weihnachten wochenlang gefehlt und mitansehen müssen, wie seine Kameraden auch ohne ihn ziemlich gut zurecht kamen bei der Verteidigung ihrer souveränen Tabellenführung in der Liga und beim Vorankommen in den Pokalwettbewerben - auch dank Thomas Müller, einem herausragenden Fixpunkt des Münchner Offensivspiels, der in den drei Wettbewerben zwölf Treffer beisteuerte sowie zehn Torvorlagen und der die Bayern als sicherer Schütze vom Elfmeterpunkt fürs Erste von einem gewissen Angstgefühl therapiert hat.

Am Freitagmorgen, beim Trainingsspiel, gibt es einen Elfmeter für die B-Elf mit Robben. Aber Robben ist offenbar kuriert nach seinen verhängnisvollen Fehlschüssen der Vorsaison: Er macht gar keine Anstalten mehr, sich den Ball zu schnappen. Es verschießt für ihn Xherdan Shaqiri.

Müller statt Robben im A-Team, trotz dessen Genesung und Eifer, das ist eine Erkenntnis, welche die Bayern nach ihrem Trainingslager in Doha mitgebracht haben in die Heimat. Überhaupt steht die Elf, die in einer Woche beim Rückrundenstart gegen Fürth auflaufen dürfte; dies hat Trainer Jupp Heynckes mit seiner Einteilung der Mannschaften beim ersten Training nach der Rückkehr aus Katar offenbart.

Heynckes muss Härtefälle bei Laune halten

Zu dieser Elf zählt wie erwartet das Innenverteidiger-Pärchen Dante/Daniel van Buyten. Diese beiden müssen im Champions-League-Achtelfinale gegen den FC Arsenal die Ausfälle Holger Badstuber (Kreuzbandriss) und Jérôme Boateng (Sperre und Sinnkrise) kompensieren, und sie ignorierten am Freitag als einzige die im Vergleich zu Doha knapp 25 Grad niedrigeren Temperaturen in München und schwitzten in kurzen Hosen. Auch der in der Hinrunde eher dosiert nominierte Transfer des Sommers, Javier Martínez, steht nun fix in der ersten Formation - wie etwas überraschend auch Stürmer Mario Mandzukic. Der gegen Ende der Hinserie erfolglose Kroate bestach im Winterquartier mit seinem Einsatz.

Während Heynckes Mario Gomez noch während dessen viermonatiger Verletzungspause als seinen "Stürmer Nummer eins" bezeichnet hatte, äußerte der Coach nun, bei ihm gebe es kein Ranking. Gomez wie Claudio Pizarro seien "zwei Optionen". Allerdings laborierte Gomez in Doha zwei Tage an einer Sprunggelenksblessur. Solche Dinge nimmt der Bayern-Trainer gern zum Anlass, um sich und den Beteiligten seine Personalwahl zu begründen.

Aber die Saison geht nun erst wieder los, für Robben und Gomez und vielleicht sogar für Boateng dürfte es noch reichlich Verwendungsmöglichkeiten geben. Überhaupt dürfte dies - neben den täglichen Fragen nach seinen persönlichen Plänen ab dem nächstem Sommer und dem Pokalduell Ende Februar gegen Dortmund - zunächst die größte Herausforderung für Heynckes sein: den fast vollständig versammelten Kader weiterhin bei Laune zu halten und Härtefälle zu moderieren.

Ungeachtet dessen planen die Bayern weiter an der Tiefe ihres Kaders, nach der Verpflichtung des Mainzer Verteidigers Jan Kirchhoff, 22, zur nächsten Spielzeit strebt Sportvorstand Matthias Sammer dem Vernehmen nach einen weiteren Arbeitsnachweis an, mit dem sich die Münchner zudem auf dem deutschen Markt weiter positionieren wollen: Eintracht Frankfurts defensiver Mittelfeldspieler Sebastian Rode (22, Vertrag bis 2014) steht auf der Münchner Kandidatenliste.

Ob Heynckes, 67, das viele Personal auch nächste Saison anleitet, ist bekanntermaßen ungewiss und wird spätestens im März diskutiert; sofern bis dahin nicht die Zusage einer externen "Superlösung" (Sammer) der Kategorie Pep Guardiola vorliegt. Vorerst kümmert sich Heynckes um die Gegenwart, sie bietet zunächst zwei Freundschaftsspiele, bei Shaqiris früherem Klub FC Basel (Samstag, 16.30 Uhr) sowie beim Münchner Drittligisten Spielvereinigung Unterhaching (Sonntag, 18.15 Uhr). Robbens Chancen auf einen Einsatz sind intakt.

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