Rückkehr zu EV Landshut:"Die Beerdigung bleibt aus"

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Jürgen Rumrich: einst Nationalspieler, nun Geschäftsführer in Landshut. (Foto: AP)

Die Cannibals sind tot, es lebe der Eislaufverein: Der Eishockey-Zweitligist aus Landshut erhofft sich mit der Rückkehr zu seinem alten Vereinsnamen neue Impulse für die Identifikation mit dem Klub. Geschäftsführer Jürgen Rumrich erklärt die Namensänderung und die Bedeutung des Vereins für die Stadt.

Interview: Matthias Schmidt

Der zweimalige deutsche Eishockeymeister Landshut Cannibals, der diesen Freitag (19.30 Uhr) in der zweiten Liga auf Schwenningen trifft, kehrt zu seinen Ursprüngen zurück und firmiert von der neuen Saison wieder als EV Landshut. Ein Gespräch mit Geschäftsführer Jürgen Rumrich über das Potenzial der Tradition und ein Kannibalentum, das nie gelebt wurde.

SZ: Herr Rumrich, in einer Liga, in der Klubs mitspielen, die sich SERC Wild Wings oder Fishtown nennen, rücken Sie vom artifiziellen Vereinsnamen ab und nennen sich wieder klassisch EV Landshut . Was erhoffen Sie sich?

Wir hatten uns überlegt, wie wir den Standort stärken können. Wie wir es schaffen, die Identifikation mit dem Landshuter Eishockey wieder zu steigern und unsere Tradition, unsere Geschichte zu betonen. Die Stadt ist ja erst durch das Eishockey national bekannt geworden. Und es war schon immer so, dass die meisten Anhänger gesagt haben, sie gehen heute Abend zum EVL und nicht zu den Cannibals. Auch in den Fanliedern fand sich dieser Name kaum wieder. Für uns ist das also ein logischer Schritt.

Denken Sie, die Rückbenennung löst eine Trendwende im Eishockey aus?

Mir ist nichts bekannt. Die meisten können ja gar nicht auf eine so lange Tradition und Geschichte zurückblicken wie wir. Wir sehen für uns ein Riesenpotenzial in der Umbenennung. Aber so einen Schritt muss jeder für sich entscheiden.

Wie ist denn die Entscheidung bisher in der Stadt aufgenommen worden?

Ich habe bisher nur Gutes von Sponsoren, Fans und auch unseren Nachwuchsspielern gehört und viel Zuspruch erfahren. Alle freuen sich, dass wir zu unseren Wurzeln zurückkehren.

Weint einer den Cannibals eine Träne nach?

Die Kannibalen jetzt komplett schlecht zu reden, wäre der falsche Ansatz. Sie werden in jedem Fall ein Teil unserer Geschichte bleiben. Der Beiname wurde aber nie zu 100 oder gar 120 Prozent gelebt.

Ist die Umbenennung Teil eines neuen, überarbeiteten Klubkonzepts?

Ja, wir wollen die Nachwuchsförderung intensivieren und bieten unseren Sponsoren künftig ein sechsstufiges Modell mit vielen Extras an. Eine Ebene sieht unter anderem vor, dass ein bestimmter Prozentsatz der Gelder direkt in die Jugendarbeit geht.

Die Landshuter Junioren holten vor zwei Jahren den Titel in der Deutschen Nachwuchs-Liga D NL...

Ein paar von ihnen spielen inzwischen bei den Profis. Diese Entwicklung ist mit der Rückbesinnung auf die Tradition und den Namen EV Landshut unser Ziel. Wir wollen, dass sich die erste Mannschaft künftig mit vielen Spielern bilden kann, die bei uns ausgebildet wurden. Der EVL steht für seine gute Nachwuchsarbeit. Die Fans müssen sich mit dem Team identifizieren und wieder guten Gewissens sagen können: Das ist mein Verein. Da gehe ich gerne hin.

Spielt es da auch keine Rolle, dass Landshut nicht mehr in der DEL aufläuft?

Richtig, wir haben uns ganz bewusst von diesem Ligendenken verabschiedet. Uns ist wichtig, dass wir identitätsstiftend sind - egal, ob wir in der ersten, zweiten oder dritten Liga spielen. Außerdem können wir die Aufnahme in die DEL ohnehin nicht beeinflussen, weil es momentan keinen Aufsteiger gibt.

In der vergangen Saison hat Landshut den Titel in der zweiten Liga gewonnen, zurzeit liegt der Klub auf dem dritten Rang. Könnte also sein, dass Sie die Cannibals mit dem Gewinn der Meisterschaft zu Grabe zu tragen werden...

Von dieser Seite habe ich es noch gar nicht betrachtet. Aber es ist ja niemand gestorben, demzufolge bleibt die Beerdigung aus. Der Zweitligatitel wäre sicher ein würdiger Abschluss, aber erst gilt es, die Hauptrunde gut abzuschließen und dann mit Schwung und Elan in die Endrunde zu starten.

© SZ vom 08.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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