Rucksack-Affäre:Gehaltslisten in der Grünanlage

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Der Fußball-Bundesligist bestätigt: Sportchef Peter Knäbel kamen Akten abhanden, eine 38 Jahre alte Altenpflegerin sammelte alles ein und versuchte, Peter Knäbel zu erreichen. Zunächst vergeblich.

Der Hamburger Jenisch-Park nahe der Elbe ist einer der schönsten der Stadt. Jetzt wird die Grünanlage im Stadtteil Klein Flottbek auch noch zum Ort eines Fußball-Krimis. Wie die Bild-Zeitung am Montag berichtete, wurden dort etliche Dokumente aus der Profiabteilung des Hamburger SV gefunden. Angeblich lagen auf einer Wiese verstreut Prämien- und Gehaltslisten von Trainer Bruno Labbadia, Spielern und Betreuern, dazu mehrere Kreditkarten, ein Schlüsselbund und den Schweizer Führerschein von Sportdirektor Peter Knäbel. Eine 38 Jahre alte Altenpflegerin sammelte alles ein und versuchte, Knäbel zu erreichen. Zunächst vergeblich, weil seine in den Unterlagen angegebene Privat-Adresse nicht mehr stimmte.

Knäbel bestätigte inzwischen, dass diese Gegenstände in einem Rucksack waren. "Der Rucksack mit den Sachen wurden mir geklaut. Ich habe den Diebstahl inzwischen zur Anzeige gebracht", sagte er. Der HSV twitterte inzwischen: "Faktenorientierte Geschichte: Rucksack gestohlen, Strafanzeige gestellt, Dokumente zurück, Dank an Finderin, besser Fußball spielen#aufgeklärt".

Die neueste HSV-Posse könnte im schlimmsten Fall zur Folge haben, dass Zahlen aus den Unterlagen publiziert werden könnten. Knäbel hatte zunächst nichts von dem Verlust gemerkt. Der Bild sagte er: "Ich bin in der Zeit umgezogen, habe nach ein paar Tagen meinen Rucksack gesucht. Die Dokumente waren alle älteren Datums. Deswegen habe ich sie aktuell nicht gebraucht und auch nicht vermisst." Die Zeitung sprach aber von Unterlagen vom Stand Juni, also noch nicht sehr alt. Die Frage ist: Warum waren die Akten nicht schon in Ordnern abgelegt? In der 52-jährigen Geschichte der Bundesliga lagen noch nie Gehaltslisten in einem Park herum.

Zudem wirkte die Geschäftsstelle des Klubs nicht besonders souverän. Die Finderin, die die Dokumente und Wertsachen zurückgeben wollte, sagte, sie habe mehrmals beim Verein angerufen. Man habe ihr aber zunächst nicht geglaubt. Nach mehreren Anrufen habe ihr eine Mitarbeiterin dann gesagt, sie habe mit Herrn Knäbel gesprochen und er würde nichts vermissen. "Wir sind uns klar, es ist ein Missgeschick passiert. Da stehen wir auch zusammen", sagte Trainer Bruno Labbadia am Montag. Sollten seine Gehaltszahlungen auf diese Weise öffentlich werden, wird ihn das vermutlich aber doch sehr stören.

Auch die Spieler werden das angesichts ihrer spärlichen sportlichen Leistungen nicht gut finden, wenn ihr stattlicher Lohn im Detail bekannt wird. Laut Bild ist auch eine detaillierte Vereinbarung mit Zugang Emir Spahic unter den Fundsachen gewesen, ebenso Scouting-Reports und interner Schriftverkehr. Man könnte also einen guten Einblick in das Bundesliga- Geschäft bekommen.

© SZ vom 11.08.2015 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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