Rosberg-Sieg beim Formel-1-Finale:"Von mir aus könnte die Saison morgen beginnen"

F1 Grand Prix of Abu Dhabi

Nico Rosberg denkt schon an die nächste Saison - dann will er Lewis Hamilton auch in der Gesamtwertung hinter sich lassen.

(Foto: Getty Images)
  • Nico Rosberg gewinnt das letzte Rennen der Formel-1-Saison in Abu Dhabi und macht gleich eine Kampfansage an Weltmeister und Teamkollege Lewis Hamilton.
  • Auch Ferrari zeigt eine starke Leistung: Sebastian Vettel will nächste Saison wieder die "erste Geige spielen".
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Von René Hofmann

Ein Hattrick. Zum ersten Mal in seiner Karriere ist Nico Rosberg dieses Kunststück geglückt. Nach dem Großen Preis von Mexiko und dem Großen Preis von Brasilien gewann der Mercedes-Fahrer auch den Großen Preis von Abu Dhabi, das letzte Rennen der Formel-1-Saison 2015. Hätte er früher im Jahr eine solche Form gezeigt - sein Teamkollege Lewis Hamilton wäre nicht so leicht an den WM-Titel gekommen. Der Brite wurde im 19. Saisonrennen Zweiter vor den beiden Ferrari-Fahrern Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel, der lediglich vom 15. Startplatz aus losgezogen war.

"Austin war der Tiefpunkt der Saison für mich. Seitdem bin ich viel stärker zurückgekommen", sagte Rosberg. In Austin/Texas hatte Hamilton ihn Ende Oktober in der ersten Kurve nach dem Start mit einem harten Manöver von der Strecke gedrängt und anschließend mit seinem zehnten Saisonsieg seine Titelverteidigung fix gemacht. In den drei folgenden Rennen wurde Hamilton Zweiter, während Rosberg seine Saisonerfolge vier, fünf und sechs feierte. Kein Wunder, dass der Deutsche sagt: "Von mir aus könnte die nächste Saison gleich morgen beginnen."

Leichtes Spiel für Rosberg

Geplant ist das nächste Rennen aber erst am 20. März 2016 in Melbourne/Australien. Zu dem, was dann wahrscheinlich wieder kommt, fiel Rosberg ein: "Es ist immer sehr schwierig, gegen Lewis zu fahren. Umso besser fühlt es sich an, gegen ihn zu gewinnen. Es ist ein großer, vielleicht ewiger Kampf zwischen uns." Wie bei Ferrari wird sich auch bei Mercedes an der Fahrerpaarung nichts ändern.

In Abu Dhabi hatte Rosberg mit Hamilton vergleichsweise leichtes Spiel. Zum sechsten Mal nacheinander war er in der Qualifikation schneller, womit er sich den besseren Startplatz sicherte. Von der Pole-Position aus bog er als Erster in die erste Kurve, während Hamilton die schlechtere Reaktion zeigte und sich erst einmal gegen die nachdrängenden Rivalen zur Wehr setzen musste. Dies glückte ihm.

Weltmeister Hamilton lobt seinen Rivalen

Anschließend folgte, was in diesem Jahr so oft zu sehen gewesen war: Die Silberpfeile jagten davon und keiner konnte folgen. Rosberg oder Hamilton - ein anderer kam für den Sieg nicht infrage. Und wie so oft in den vergangenen acht Monaten kam es zwischen den beiden zu einem Taktik-Händel. Weil er auf der Strecke den Anschluss verlor, erwog Hamilton, mit einem Boxenstopp weniger sein Glück zu versuchen. Sein Renningenieur riet ihm davon aber nachdrücklich ab. Als Hamilton bei seinem zweiten Garagen-Halt die gleichen Reifen aufziehen ließ wie Rosberg sie montiert hatte, war die Reihenfolge, in der die beiden an der karierten Flagge vorbeikommen sollten, besiegelt.

"Er fährt gerade einfach außerirdisch"

Mercedes-Teamchef Toto Wolff verteidigte die Entscheidung, Hamilton keine gewagte Strategie suchen zu lassen. "Das ist alles akademisch", meinte der Österreicher, "Nico war heute einfach der schnellere Mann. Er war brillant, wirklich unschlagbar." Auch Niki Lauda lobte in seiner Funktion als Aufsichtsratschef des Teams Rosberg, für den sein Herz keineswegs immer so heiß geschlagen hatte. "Er fährt gerade einfach außerirdisch", hatte Lauda schon vor dem Start geschwärmt. Nachdem sich die Dämmerung über die Strecke gesenkt hatte, schob er nach: "Das war wirklich eine unglaubliche Leistung von Nico."

Selbst Lewis Hamilton konnte dem nicht groß widersprechen. Der Titelträger war in goldenen Schuhen ins Rennen gestartet, die er am Ende nur auf der zweithöchsten Stufe des Siegertreppchens ausführen durfte. "Nico ist einfach besser mit den Reifen umgegangen", erklärte Hamilton seine Niederlage. Viel mehr wollte er zu der dann gar nicht sagen. Stattdessen lenkte er den Blick aufs große Ganze: "Es war ein unglaubliches Jahr. Unsere Erwartungen wurden sogar noch übertroffen. Das ist das beste Team der Welt - und ich bin stolz, ein Teil davon zu sein."

Zwölf Doppelerfolge sind Mercedes in dieser Saison geglückt; 2014 waren es elf gewesen. 703 Punkte sammelte die Marke in der Konstrukteurs-Wertung; im vergangenen Jahr waren es zwei weniger gewesen. Eine ähnliche Ausbeute hat es in der Geschichte der Formel 1 nie zuvor gegeben. Die Dominanz wurde also noch einmal ausgebaut, könnte an diesem 29. November 2015 aber ihren Zenit erreicht haben. Denn: Ferrari hat sich zurückgemeldet. Die Scuderia hat sich als Herausforderer etabliert (mit 428 Punkten belegt sie in der Teamwertung Platz zwei vor Williams mit 257 Zählern) und kündigt fürs nächste Jahr Großes an. "Jeder weiß, wo wir hinwollen", erklärte zum Jahresabschluss Sebastian Vettel stellvertretend: "Die zweite Geige zu spielen ist besser, als die fünfte oder die sechste Geige zu spielen. Aber wir wollen die erste Geige spielen." In der Qualifikation hatten er und die Seinen gepatzt. Seine Fahrt auf Platz vier wertete Vettel deshalb als "das Optimum". Wie Rosberg will er so schnell wie möglich weiter Vollgas geben. Am Dienstag beginnen in Abu Dhabi die Testfahrten für 2016.

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