Rooney beglückt Manchester:Waynes Wunder

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Trainer Ferguson über das sensationelle Champions-League-Debüt von Wayne Rooney: "Ich kann mich nicht an ein besseres Debüt eines 18-Jährigen erinnern."

Von Raphael Honigstein

Alex Ferguson passte der Wirbel nach dem Schlusspfiff mal wieder gar nicht in den Kram. "Egal, was ich sage, ihr schreibt ja doch, was ihr wollt", grummelte der United-Trainer den Journalisten missmutig entgegen, die einen Kommentar zum sensationellen Champions-League-Debüt von Wayne Rooney ergattern wollten. Trotzig kündigte er gleich an, den überragenden Jungspund nach seinem Hattrick gegen Fenerbahce weiter wie einen "gewöhnlichen Spieler" behandeln zu wollen.

Debütant Wayne Rooney bei seinem dritten Treffer. (Foto: Foto: AP)

Erst nach der ungefähr 27. Reporter-Nachfrage ließ sich der unnahbare Schotte zu angemessener Wertschätzung erweichen. "Wayne war großartig", sagte Sir Alex mit dem Hauch eines Lächelns, "man sah, was für ein enormes Potenzial in dem Jungen steckt. Ich kann mich nicht an ein besseres Debüt eines 18-Jährigen erinnern."

Ferguson ist ein Liebhaber des attraktiven Fußballs und hätte vielleicht ein bisschen mehr gesagt, aber er trägt die Sorgepflicht für seinen fast 40 Millionen Euro teuren Einkauf und wollte der grassierenden Rooneymania im Königreich nicht weiter Nahrung liefern. Diese Arbeit erledigen die englischen Zeitungen zur Genüge.

Während der Euro, als auf der Insel von "Roonaldo" und dem "weißen Pelé" die Rede war, schienen sämtliche Superlative bereits aufgebraucht, doch nach dem 6:2 über Fenerbahce Istanbul, Rooneys erster Partie nach dreimonatiger Verletzungspause, fielen sogar die zynischsten Sportreporter vor Demut auf die Knie.

"Der Messias ist nach Manchester gekommen", frohlockte die Dail Mail, und der seriöse Daily Telegraph glaubte, im "Theater der Träume" dem "Wunder von Wayne", beigewohnt zu haben. Für die Times kam der ehemalige Everton-Stürmer zwar nicht als himmlischer Retter, aber doch als Laune der Natur über Old Trafford; unter der Zeile "Hurrikan Rooney legt los", konnte man von "Liebe auf den ersten Blick" lesen: "Die Fans waren verzaubert, berauscht und überwältigt...wer das Glück hatte, diese Nacht zu erleben, wird sie nie vergessen."

Einzig die Schlawiner von der Sun ließen es sich nicht nehmen, noch einmal auf Rooneys sommerliche Bordell- und Keipentour hinzuweisen. "Einen Dreifachen bitte!", titelte das Boulevardblatt.

Selbst Zuschauer ohne Hang zur Übertreibung fühlten sich angesichts Waynes Flair und Arroganz am Ball an die United-Legenden Eric Cantona und George Best erinnert. Rooney ist das Anti-Phantom. Wenn er den Ball nicht gerade am Fuß hat, hetzt er ohne Rücksicht auf Grasnarbe und Gegner-Schienbein über den Platz, "fliegt wie eine Abrissbirne durch die Abwehr" ( Telegraph) und versucht vor Übermut, schon mal an der Mittellinie den Kopf eines Verteidigers abzuschießen.

"Er könnte der Spieler des Jahrhunderts sein", meinte Fenerbahce-Trainer Christoph Daum bewundernd, als Rooney mit dem Spielball als Souvenir in die Kabine stolziert war. Nicht schlecht für einen, der eigentlich noch gar nicht da sein sollte: Am Montag hatte Geschäftsführer David Gill noch einmal bestätigt, dass United Rooney erst 2005 kaufen wollte, aber durch Newcastles Avancen schon im August zu seinem Glück gezwungen wurde.

© SZ vom 30.9.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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