Ronny Ackermann:Der WM-König von Oberstdorf

Mit einer kämpferischen und taktischen Meisterleistung gewinnt Ronny Ackermann seine zweite Goldmedaille und setzt mit seinem Triumph einen grandiosen Schlusspunkt der Weltmeisterschaft.

Ronny Ackermann streckte nur kurz beide Zeigefinger in den schneeverhangenen Himmel über Oberstdorf, dann schüttelte er ungläubig den Kopf und ließ sich völlig erschöpft in den Schnee fallen. Mit dem Titelgewinn im Sprintwettbewerb der Nordischen Kombination hat sich der 27 Jahre alte Thüringer am Sonntag zum "WM-König" von Oberstdorf gekrönt.

"Ich bin völlig kaputt, aber auch stolz, das erlebt zu haben. Ich werde die WM immer in meinem Kopf und meinem Herzen tragen", erklärte Ackermann, der mit zwei Gold- und einer Silbermedaille zum erfolgreichsten Mann der Titelkämpfe avancierte und allein vom Deutschen Ski-Verband (DSV) dafür 53 750 Euro kassierte.

Nach einem Sprung und dem 7,5-km-Langlauf verwies Ackermann die Norweger Magnus Moan und Kristian Hammer auf die Plätze. "Er verwundert mich immer wieder. Was er im Wettkampf leisten kann, ist unwahrscheinlich", sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch, der mit seinem gesamten Team hoch zufrieden war.

Ein guter Tag

Björn Kircheisen aus Johanngeorgenstadt arbeitete sich trotz einer Erkältung vom 16. auf den vierten Platz nach vorn, Georg Hettich (Schonach-Rohrhardsberg) verteidigte Platz sieben, und Tino Edelmann (Zella-Mehlis) wurde bei seinem WM-Debüt 18. "Die Kombinierer haben eine überragende Leistung gebracht. Da hat auf den Tag alles gestimmt", lobte DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller.

Dies bewies Ackermann auch im WM-Finale. Den Grundstein für den Erfolg legte der Dermbacher beim Springen auf der Großschanze, wo er sich mit einem Satz auf 129 Meter und Platz zwei eine hervorragende Ausgangsposition schuf. "Es war ein sehr guter Sprung. Ich habe in der Anfahrtsposition noch einmal etwas verändert. Das Risiko hat sich ausgezahlt", stellte Ackermann erleichtert fest.

Im 7,5-km-Sprint zeigte der Thüringer, wie ausgebufft er inzwischen ist. Zunächst ließ er den laufstarken Moan aufschließen, bildete mit ihm dann ein Duo, das nach drei Kilometern an die Spitze ging. Der Norweger leistete Führungsarbeit, Ackermann blieb in seinem Windschatten. "So weicher Schnee ist eigentlich Gift für mich.

Aber wir haben einen neuen Ski entwickelt, der hervorragend läuft", berichtete der nun dreimalige Weltmeister. Beim letzten Anstieg kam seine Attacke. "Alle haben doch geglaubt, ich sprinte wieder auf der Zielgeraden. Aber ich bin auch am Berg sehr, sehr stark", erklärte er seine Renntaktik.

Mit seinem Erfolg bewies Ackermann einmal mehr seine herausragende Klasse. Schon bei der WM vor zwei Jahren in Val di Fiemme war er mit einer Gold- und zwei Silbermedaillen der erfolgreichste deutsche Athlet gewesen. "Ronny ist ein absoluter Weltklassemann. Er hat den unbedingten Siegeswillen", charakterisierte Weinbuch seinen Schützling. Der ließ sich auch von Problemen im Vorfeld der WM nicht aus der Ruhe bringen und war zum Höhepunkt topfit. "Bei Ackermann konnte man fast damit rechnen, er ist ein Wettkampf-Typ", sagte DSV-Sportdirektor Pfüller.

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