Robert Lewandowskis Hattrick:Weltrekord? So schnell nicht

Lesezeit: 2 min

Drei Tore in fünf Minuten: Polens Robert Lewandowski (am Ball) gelingt ein Blitz-Hattrick in der Nachspielzeit der Partie gegen Georgien. (Foto: Bartlomiej Zborowski/dpa)

Der Pole trifft in der 89., der 92. und der 93. Minute beim 4:0 gegen Georgien. Wenigstens bei offiziellen Länderspielen könnte das ein Rekord sein.

Von Martin Schneider, Warschau

Die bittere Wahrheit ist: Robert Lewandowski war zu langsam. Nicht nur ein bisschen zu langsam, so dass man mit der Stoppuhr vor dem Fernseher sitzen müsste, um eventuell die Rekordbücher umzuschreiben. Nein, der Pole war viel, viel zu langsam, um dem Weltrekord auch nur nahe zu kommen. Drei Tore in 89 Sekunden wären zu schlagen gewesen, am Ende brauchte der Pole irgendwas um die 240 Sekunden für seinen Hattrick. Das hätte schneller gehen müssen.

Schaut man sich seine drei Tore beim 4:0 im EM-Qualifikationsspiel gegen Georgien an, dann merkt man auch, wo die ganze Zeit liegen geblieben ist. Etwa vor dem 3:0, als Jakub Blaszczykowski auf der rechten Seite den Ball senkrecht nach oben schoss und er mindestens drei, vier Sekunden fiel, um schließlich auf Lewandowskis Kopf zu landen.

An Magnus Arvidsson kommt Lewandowksi nicht ran

Dem Dortmunder nun aber die Schuld für den verpassten Weltrekord für den schnellsten Hattrick zu geben, wäre natürlich unfair. Denn die trägt ganz klar Polens Trainer Adam Nawałka. Der wechselte nämlich nach Lewandowskis 2:0 in der 89.Minute noch einmal aus. Die Uhr lief weiter, und der Stürmer des FC Bayern musste ewig warten, bis er schließlich seine Tore zwei (92. Minute) und drei (93. Minute) schießen durfte.

Diese Hindernisse hatte der Schwede Magnus Arvidsson nicht, als er 1995 für den schwedischen Zweitligisten IFK Hässleholm im Spiel gegen Landskrona BOiS in 89 Sekunden dreimal traf. Damit steht der Schwede mit den 181 Spielen für Hansa Rostock bis heute im Guinness-Buch der Rekorde. Lewandowski muss sich damit begnügen, dass man nun diskutieren kann, ob er der schnellste Schütze eines Länderspiel-Hattricks war oder ob der Türke Arif Erdem (45., 46. und 49. Minute 1999 in der EM-Qualifikation gegen Nordirland) oder der Australier Archie Thompson (59., 63. und 65. Minute 2012 im Ostasien-Cup gegen Guam) doch schneller waren. Dafür muss man sich tatsächlich von höchst offizieller Seite mit der Stoppuhr vor den Bildschirm setzen und Sekunden zählen.

Polen bleibt damit ungeschlagen Tabellenführer

Durch das 4:0 gegen Georgien (das 1:0 erzielte übrigens Arkadiusz Milik in der 62. Minute) bleibt die polnische Nationalmannschaft übrigens für sehr, sehr viele Sekunden weiter mit einem Punkt Vorsprung auf Deutschland Tabellenführer der Gruppe D. Ungeschlagen. Und das wird Lewandwoski im Zweifel wichtiger sein als ein Rekord. Weil auch der Tabellenzweite sicher zur Europameisterschaft 2016 nach Frankreich fährt, sind die drei Punkte Vorsprung auf Schottland auf Platz drei noch wichtiger. Die Schotten kamen bei einem stimmungsvollen Spiel in Dublin nur zu einem 1:1. John Walters schoss Irland in der 38. Minute in Führung, durch ein Eigentor von John O'Shea (47.Minute) kam Schottland noch zum Ausgleich.

Und während EM-Gastgeber Frankreich sich bei einem Freundschaftsspiel in Albanien mit 0:1 blamierte, verhinderte Portugal ein ähnlich peinliches Ergebnis gegen Armenien. Und zwar dank Cristiano Ronaldo, der beim 3:2 (1:1) ebenfalls einen Hattrick schoss. Allerdings brauchte er dafür ganze 1740 Sekunden und ist damit eindeutig raus aus der Wertung des Tages.

© SZ vom 14.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: