Riis' Doping-Geständnis:Weltverband fordert Gelbes Trikot zurück

Bjarne Riis ist der erste Gewinner der Tour de France, der Doping gestanden hat. Für Sanktionen ist zwar zu spät, doch der Däne soll wenigstens "das Symbol des Sieges" abgeben. Tour-Direktor Prudhomme stellt offen die Frage, ob Riis weiter das CSC-Team leiten dürfe.

Der Direktor der Tour de France, Christian Prudhomme, hat die Funktion des dänischen Ex-Profis Bjarne Riis als Chef eines Teams nach seinem Doping-Geständnis in Frage gestellt. Prudhomme sagte der Nachrichtenagentur Ritzau, Riis habe als Fahrer betrogen und man müsse sich fragen, ob er danach würdig sein könne, heute ein Team zu leiten. In den ARD-Tagesthemen hatte Prudhomme gesagt, dass Riis den Tour-Sieg nicht mehr verdient habe.

Riis, Doping

Damals bedeutete ihm das Gelbe Trikot noch etwas: Bjarne Riis im Jahr 1996 mit seinem Sohn

(Foto: Foto: Getty Images)

Der Internationale Radsport-Verband UCI will nach dem Doping-Geständnis von Bjarne Riis das Gelbe Trikot für dessen Tour-de-France-Sieg 1996 zurück. In einer Mitteilung am Freitag hieß es, dass der Zeitraum für Sanktionen zwar abgelaufen sei und der Titel selbst nicht mehr aberkannt werden könne. Dennoch drängte der Verband den Dänen, wenigstens "das Symbol seines Sieges" zurückzugeben.

"Wenn ihr es holen wollt, bitteschön"

Der 43 Jahre alte Riis war der siebte ehemalige Telekom-Profi nach Bert Dietz, Christian Henn, Udo Bölts, Rolf Aldag, Brian Holm und Erik Zabel, der sich zu einer Doping-Beichte durchrang. Er hatte am Freitag in Kopenhagen zugegeben, von 1993 bis 1998 mit EPO gedopt zu haben.

Bei der Pressekonferenz reagierte der ehemalige Telekom-Kapitän und heutige Leiter des dänischen CSC-Teams auf die Frage nach einer mögliche Aberkennung seines Tour-Titels beinahe gleichgültig: "Es bedeutet mir nichts. Mein gelbes Trikot liegt zu Hause im Pappkarton. Wenn ihr es holen wollt, bitteschön."

In seiner dänischen Heimat wird ebenfalls Kritik am einstigen Vorzeigesportler laut. Die konservative Tageszeitung Berlingske Tidende findet es merkwürdig, dass der Ex-Profi sein Doping gestanden habe, aber gleichzeitig den Radsport retten wolle. Die Zeitung kommentiert: "Er bewegt sich dabei auf dünnem Eis. (...) Nach elf Jahren mit Lügen kam Riis nun mit der Wahrheit viel zu spät heraus. Er begründete das mit der Absicht, seine jetzige eigene Mannschaft zu retten und den Radsport weiterzubringen."

Zudem wird die Eignung Riis' als Teamchef angesprochen: "Nachdem Riis nun die jahrelangen Vermutungen bestätigt hat, dass seine Karriere auf Betrug und leistungsfördernden Mitteln basierte, kann man natürlich mit Recht fragen, ob man ihm bei seiner jetzigen Rolle als Chef eines Radsportteams vertrauen kann."

Entscheidung über Zabels Zukunft

Dagegen wird Riis' ehemaliger Teamkollege und ebenfalls unter Doping-Verdacht stehende Jan Ullrich vorerst weiter schweigen. "Es gibt für Jan keinen Grund, sich öffentlich zu äußern", wurde sein Manager Wolfgang Strohband auf der Internetseite "janullrich.de" zitiert.

Über die Zukunft von Erik Zabel, einziger noch aktiver Fahrer, der Doping eingestanden hatte, soll am heutigen Samstag auf einem Krisengipfel mit Führungskräften seines Rennstalls Milram entschieden werden. Auch der Bund Deutscher Radfahrer will über die Teilnahme des 37-Jährigen bei der WM im September in Stuttgart schon bald beschließen.

Die Bundesregierung hat mit Bestürzung auf den jahrelangen Betrug in der Szene reagiert. "Im Radsport hat es offensichtlich ein bislang unvorstellbares Ausmaß an systematischer und fortgesetzter Manipulation gegeben", erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), "dis bisherigen Geständnisse und Ermittlungen reichen nicht aus, um reinen Tisch zu machen."

Die sportpolitischen Instanzen wollen den gegenwärtigen Aufklärungsschub nutzen. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) und Thomas Bach, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), drängen auf eine Verschärfung des Anti-Doping-Gesetzes noch vor der Sommerpause.

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