Riesenslalom der Ski-WM:"Ted Ligety fährt in anderen Sphären"

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Der Amerikaner Ted Ligety deklassiert im ersten Durchgang des Riesenslaloms die Konkurrenz und steht vor seiner dritten Goldmedaille bei der Ski-Weltmeisterschaft in Schladming. Die Kontrahenten reagieren bereits ehrfürchtig. Ein Deutscher fährt im zweiten Lauf um eine Medaille.

Von Thomas Hummel

Viel, sehr viel müsste am Freitagnachmittag schiefgehen, damit Ted Ligety seine dritte Goldmedaille in Schladming nicht gewinnt. Vermutlich müsste ihn ein anderer Fahrer mit den Skiern voraus von hinten umsensen, so wie das Felix Neureuther passiert ist im Mannschaftswettbewerb. Doch im Gegensatz zu diesem werden die Fahrer auch im zweiten Riesenslalom-Durchgang der Ski-Weltmeisterschaft jeweils alleine durch die Stangen rasen. Für Ted Ligety bedeutet das: runterkommen und Gold abholen.

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1,3 Sekunden fuhr der Souverän dieser Disziplin am Vormittag schneller ins Ziel als der Rest der Welt. Der Amerikaner beherrschte den teilweise sehr schweren Hang der Schladminger Planai mit Abstand am Besten. Für den Rest der Welt hieß das: Unten den Rückstand auf Ligety sehen, den Kopf schütteln, die Schultern heben. Vor dem zweiten Lauf um 13:30 Uhr liegt der Abfahrts-Weltmeister Aksel Lund Svindal auf Rang zwei noch vor der großen Hoffnung der Gastgeber, Marcel Hirscher, der eine Hundertstel langsamer war.

Die Hoffnungen der deutschen Anhänger liegen auf Fritz Dopfer. Auch er hatte keine Chance, mit Ted Ligety mitzuhalten, hatte im Ziel 1,58 Sekunden Rückstand. Damit liegt er aber immerhin auf Rang fünf und hat die Plätze zwei und drei in Sichtweite. "Ich werde versuchen, meine Fehler aus dem ersten Lauf zu verbessern und dann ist sicher noch einiges drin", sagte Dopfer im ORF.

Felix Neureuther, in dieser Saison erstmals in die Weltspitze im Riesenslalom vorgestoßen, beklagte eine "von oben bis unten extrem verkorkste Fahrt". Er hatte mehr als drei Sekunden Rückstand auf Ligety. "Es war nicht einfach, aber so braucht man auch nicht runterfahren", schimpfte er. Seinen Sturz im Teamwettbewerb gab er nicht als Entschuldigung an, dabei hatte er sich dort eine Prellung am Knie zugezogen.

Auch Stefan Luitz, immerhin einmal Zweiter im Weltcup in dieser Saison, kämpfte schwer mit diesem eisigen, steilen Berg. Nach schweren Fehlern fand er nicht mehr in das letzte Tor und wurde disqualifiziert.

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Ernüchtert mussten auch die Österreicher zunächst feststellen, dass ihr Marcel Hirscher wohl keine Chance gegen Ligety hat. Von vielen im Land des Gastgebers zum "Heilsbringer" ernannt, soll der 23 Jahre alte Technik-Spezialist endlich die erste Goldmedaille in einem Einzel-Wettbewerb gewinnen. Dabei hatte Hirscher bereits vorher versucht, die Erwartungen seiner Landsleute zu dämpfen: Im Riesenslalom gehe es "wie es aussieht nur um Silber", meinte er.

Da Ligety bereits die WM-Titel im Super-G und der Super-Kombination gewonnen habe, befürchtete Hirscher, dass der 28-Jährige aus Utah auch in seiner Spezialdisziplin außer Reichweite sei: "Es stellt sich die große Frage, wie man ihn jetzt im Riesentorlauf noch schlagen kann." Antwort nach dem ersten Durchgang: überhaupt nicht. Ligety könnte nun der erste Skirennfahrer seit Jean-Claude Killy 1968 werden, der bei ein und derselben WM drei Titel gewinnt.

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Allein der Franzose Tomas Fanara fuhr ähnlich schnell wie Ligety. Doch die wilde, riskante Fahrt des Franzosen endete tragisch: Im steilen Zielhang fuhr er so nah an ein Tor, dass er aus dem Gleichgewicht kam, stürzte und bis hinunter in den Zielraum rutschte. Fanara wäre sicher auf Rang zwei gelandet.

"Es war ein guter Lauf, vermute ich. Ich habe versucht, keinen Fehler zu machen und ordentlich runterzukommen", kommentierte Ligety seinen ersten Lauf. Die Konkurrenz war fast demütig: "Er fährt so fein und so rund, so wie man es sich vorstellt", erzählte der österreichische Routinier Benjamin Raich, der auf Rang sieben liegt. Dopfer sagte: "Ligety fährt in anderen Sphären wie wir alle, den muss man ausklammern. Ligety ist eine eigene Klasse."

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