Riesenslalom bei der Ski-WM:Rebensburg gewinnt Sekt

Alpine Skiing World Championships 2015

Überragend zu Silber: Viktoria Rebensburg.

(Foto: dpa)
  • Beim Riesenslalom der Ski-WM landet Viktoria Rebensburg nach braver Fahrt im ersten Durchgang am Ende auf Platz zwei
  • Am schnellsten ist wieder einmal Anna Fenninger.
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Von Johannes Knuth, Beaver Creek

Viktoria Rebensburg kletterte in die sogenannte "Leadersbox", dort, wo die Führende des zweiten Laufs Platz nimmt. Sie lächelte. Rebensburg und die zweiten Läufe, das war bei großen Anlässen oft eine harmonische Beziehung gewesen, bei den Winterspielen 2010 hatte sie sich vom achten auf den ersten Platz geschlichen, in Sotschi war sie nach Platz sechs im ersten Lauf noch als Dritte eingetroffen.

Jetzt hatte sie im zweiten Lauf erneut eine mutige Fahrt in den Schnee gezaubert, zehn Fahrerinnen standen noch oben beim Riesenslalom der alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Beaver Creek. Die 25-Jährige wusste, dass sie der Konkurrenz eine kniffelige Aufgabe gestellt hatte. "Ich habe auf alle Fälle alles gegeben. Sekt oder Selters", sei die Devise gewesen, sagte Rebensburg.

Es wurde dann ein zweiter Platz, es wurde Sekt.

Eine Fahrerin nach der nächsten arbeitete sich an Rebensburgs Referenzwert ab. Tina Weirather unterzog Rebensburgs Zeit einem ersten Stresstest, am Ende fehlten ihr 15 Hundertstelsekunden. Tina Maze war müde nach ihren Goldfahrten in der Abfahrt und Kombination, sie traf mit drei Zehnteln Verspätung ein.

Auch der Vorsprung der Schwedin Jessica Lindell-Vikarby schmolz wie Schnee in der frühlingswarmen Sonne Colorados, im Ziel leuchtete ihre Zeit rot auf, rot bedeutet Rückstand, um neun Hundertstelsekunden! Rebensburg riss beide Arme nach oben, Bronze war ihr sicher, kurz darauf war es gar Silber, Michaela Kirchgasser war vor dem Zielhang an einem Tor hängen geblieben.

Für ein paar Sekunden war sogar Gold möglich, auch Anna Fenninger verhedderte sich an einem Tor, am Ende rettete die Österreicherin ganze 1,40 Sekunden ins Ziel. Silber also für die 25-jährige Deutsche, ihre erste Medaille bei einer Weltmeisterschaft. "Bei der WM zählen nur Medaillen, deshalb bin ich volle Kanne von oben bis unten gefahren", sagte Rebensburg nach dem Rennen, "das ist ein superschönes Gefühl". Die Freude war mächtig im Deutschen Skiverband, mit dieser Medaille hatten sie ja am wenigsten gerechnet.

Österreich trauert nur kurz

Rebensburgs Silberfahrt war die letzte Pointe eines abwechslungsreichen Nachmittags. Im ersten Lauf hatten die Kurssetzer zwei fiese Wellen in den Kurs eingebaut. Eva-Maria Brem, die große Favoritin aus Österreich, leitete ihren Schwung vor der Kuppe zu spät ein, sie vermied gerade noch einen Sturz, doch als sie wieder aufprallte, war sie bereits am nächsten Tor vorbeigerauscht.

Die Österreicher trauerten allerdings nur kurz, Anna Fenninger war jetzt an der Reihe, sie fuhr wie ein ICE, wie auf Schienen, mit Hochgeschwindigkeit, im Ziel hatte sie sich fast eine Sekunde vom Rest des Feldes abgesetzt. Rebensburg war als 14. dran. Sie musste einigen Spurrillen ausweichen, sie tastete sich langsam ans Limit heran.

Ihr neuer Ausrüster hatte ihr vor dem Abflug nach Vail noch einen neuen Ski gebaut; mit dem ersten, den sie zum Start der neuen Saison eingesetzt hatte, hatte sie ein kompliziertes Verhältnis geführt. Mit der überarbeiteten Version freundete sie sich umgehend an. "Für mich war es wichtig, das Gefühl zu haben, wieder ans Limit gehen zu können", sagte sie nach dem ersten Lauf, den sie als Elfte beendet hatte. "Jetzt kann ich noch einmal voll einen runterdrücken." Sie sollte ihr Versprechen halten.

Zu Beginn des zweiten Laufs sorgten zunächst die Amerikaner für Stimmung, Mikaela Shiffrin und Lindsey Vonn. Shiffrin gegen Vonn, manche amerikanische Medien hatten dieses Treffen vor dem Riesenslalom tatsächlich als Zweikampf um Gold verkauft. Doch Shiffrin (8.) verspielte eine mögliche Medaille mit einem zögerlichen ersten Durchgang, und Vonn zeigte lediglich eine couragierte zweite Fahrt, mit der sie sich auf Platz 14 schob. Unten im Ziel stand Tiger Woods, er lächelte. Doch das war am Ende nicht mehr als das Rahmenprogramm für den großen Auftritt von Anna Fenninger und Viktoria Rebensburg.

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