Rennen in Magny-Cours:Wenig Hilfe vom Kollegen

Michael Schumacher siegt in Frankreich vor Fernando Alonso. Ferrari-Teamkollege Felipe Massa kann nicht mithalten und gibt mal wieder keine gute Figur ab.

René Hofmann

Demonstrativ hat Teamchef Jean Todt seine beiden Piloten gedrückt auf dem Siegerpodest in Frankreich. 1. Michael Schumacher, 2. Fernando Alonso, 3. Felipe Massa - aus Ferrari-Sicht war es ein gutes Ergebnis. Aber kein perfektes. "Schade, dass Felipe den zweiten Platz nicht halten konnte", sagte Michael Schumacher. "So schnell, wie wir gehofft hatten, war er nicht", sagte Technikchef Ross Brawn über die Vorstellung von Massa.

Schumi siegt, Foto: Reuters

Schumacher überquert in seinen Ferrari die Ziellinie.

(Foto: Foto: Reuters)

Der Brasilianer hat in diesem Jahr schon häufiger keine gute Figur abgegeben. Beim Saisonauftakt in Bahrain ließ er Fernando Alonso gleich am Start passieren.

In Australien verpatzte er die Qualifikation übereifrig und startete von Rang 13 aus in ein glückloses Rennen. In Imola, am Nürburgring, in Barcelona, Silverstone und Montreal, wo Schumacher weit vorne ankam, gelang es seinem Teamkollegen nicht, sich in die Nähe von Alonso zu schieben. Erst in Indianapolis kam Massa zum ersten Mal vor Schumachers Rivalen um den Titel an.

In Magny-Cours richteten sich erneut viele Blicke auf den 25-Jährigen aus Sao Paulo. In der Qualifikation war Massa das Kunststück geglückt, Michael Schumacher bis auf 17 Tausendstelsekunden nahe zu kommen, was ihm den zweiten Startplatz einbrachte - vor Alonso.

Gleich auf den ersten Metern sollte es also zu dem vielleicht entscheidenden Duell kommen. Die Renaults starten traditionell gut - das sprach für Alonso. Felipe Massa, im Gesamtklassement Fünfter und mit einem auslaufenden Vertrag versehen, hatte nichts zu verlieren - das sprach für ihn.

Als die Startampel erlosch, verabschiedete Michael Schumacher sich flugs in die erste Biegung und ließ so alle Rangeleien weit hinter sich. Massa und Alonso kamen sich tatsächlich nahe. In der ersten Kurve blockte der Brasilianer den Spanier rüde von der Ideallinie.

In der zweiten Kurve versuchte der Spanier gleich noch einmal, sich vorbeizuquetschen. Erneut zeigte Massa Nerven und Fahrzeugbeherrschung und ließ den Drängler hinter sich.

Besser ein paar Punkte als gar keine, mag Alonso sich gedacht haben. Vielleicht überlegt es sich Jean Todt doch noch einmal und verlängert meinen Kontrakt, mag Massa durch den Kopf gegangen sein. Die folgenden 16 Runden waren jedenfalls eine gute Referenz für eine Weiterbeschäftigung in Maranello.

Artig hielt Massa Alonso auf, was dem vorauseilenden Schumacher die Chance gab, sich einen beruhigenden Vorsprung zu erarbeiten. Nach einer Runde war er 1,7 Sekunden voraus, nach fünf Runden 3,4 Sekunden, nach zehn gut sechs Sekunden - das Rennen entwickelte sich so , wie es sich Taktiktüftler Ross Brawn am Ferrari-Kommandostand gewünscht hatte.

In Umlauf 16 absolvierte Felipe Massa seinen ersten Boxenstopp. Er hielt kurz und tankte wenig. Für Fernando Alonso, dem eine Runde später das Benzin ausging, wählten die Rechner bei Renault eine andere Taktik.

Sie ließen das Auto mit der Startnummer eins länger an der Zapfsäule verweilen und pumpten so viel Sprit in den Tank, dass Fernando Alonso den Sonntagsausflug mit lediglich einem weiteren Halt würde absolvieren können.

51 Grad heißer Asphalt

Michael Schumachers stoppte eine Runde nach Alonso. Sein Renningenieur hätte auf den Taktikwechsel beim Rivalen reagieren und Schumacher ebenfalls von einer Drei- auf einer Zwei-Stopp-Strategie umbuchen können.

Er entschied sich dagegen. Zu deutlich wirkte der Vorsprung. Bei 51 Grad Asphalt-Temperatur funktionierten die Bridgestone-Reifen, auf die Ferrari setzt, erneut einen Hauch besser als die Michelins, mit denen Renault unterwegs ist. Michael Schumachers Sieg stand früh fest.

Die einzige spannende Frage im letzten Renndrittel: Schafft es Fernando Alonso mit dem überraschenden Taktikwechsel doch noch vor Felipe Massa als Zweiter ins Ziel und minimiert damit die Punkte, die Schumacher auf ihn gut macht?

Der Sieger erhält zehn Zähler, der Zweitplatzierte acht, der Dritte sechs. 17 Runden vor dem Ende absolvierte Felipe Massa seinen letzten Halt. Alles lief glatt. Als er zurück auf die Zielgeraden bog, war Alonso trotzdem schon lange durch. "Ich wusste, dass ich ihn früher oder später überholen würde", sagte Alonso über Massa.

"Ferrari und Michael waren heute sehr stark. Wir wollten Massa schnappen, das hat geklappt", sagte Renault-Teamchef Flavio Briatore. 1. der alte Weltmeister, 2. der aktuelle Weltmeister, 3. Massa - in dieser Reihenfolge ging es zur Sektdusche.

Für die WM-Wertung heißt das vor dem Deutschland-Grand-Prix, dem zwölften der 18 Saisonrennen 2006, in zwei Wochen in Hockenheim: Michael Schumacher hat zwei Punkte auf Fernando Alonso gutgemacht. Aber er liegt weiter mit 17 Zählern zurück. Pat Symonds, Technikchef bei Renault, geht nicht von einer Trendwende aus. "Ich mache mir Gedanken, aber noch keine Sorgen", sagte Symonds zu Rang zwei.

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