Remis von Borussia Dortmund:Der Patient leidet weiter

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Jakub Blaszczykowski: Schon nach vier Minuten schwer verletzt

(Foto: AFP)

Nach drei verkorksten Partien spielt Borussia Dortmund auch gegen den FC Augsburg nur Unentschieden. Was noch schlimmer wiegt: Erneut verletzt sich ein BVB-Spieler schwer. Bei Jakub Blaszczykowksi besteht der Verdacht auf Kreuzbandriss.

Von Lisa Sonnabend

Im Westfalenstadion blieb es überraschend still, als Robert Lewandowski das erste Mal den Ball berührte. Nur zwei, drei laute Unmutsbekundungen ertönten. Kein Vergleich zu dem Pfeifkonzert im November, als Mario Götze erstmals in rotem Trikot ins Westfalenstadion zurückkehrte.

Die Partie gegen den FC Augsburg war für Lewandowski die erste, seit bekannt ist, dass er zum Saisonende Götze zum FC Bayern München folgen wird. Und sie verlief für ihn und den Rest der Mannschaft einmal mehr nicht wie erwartet. Nicht nur wegen des ausgebliebenen Pfeifkonzertes. Borussia Dortmund kam über ein 2:2 (1:0) nicht hinaus. BVB-Trainer Jürgen Klopp sagte nach der Partie: "Es fehlte die Leichtigkeit gegen einen starken und robusten Gegner."

Wie angekratzt das Selbstbewusstsein der Dortmunder ist, darüber hatten vor der Partie viele gerätselt. Denn vor der Winterpause hatten die Spieler drei Partien in Serie nicht gewinnen können, zwei davon verloren. Immerhin konnte der zuletzt verletzungsgeplagte BVB verkünden: Das Lazarett leert sich, nur Mats Hummels, Ilkay Gündogan und der Langzeitverletzte Neven Subotic sind noch nicht einsatzbereit, um nun in der Rückrunde zu retten, was in der Hinrunde verspielt wurde.

Doch bereits in der vierten Minute folgte der nächste Schreck für den BVB: Mittelfeldspieler Jakub Blaszczykowksi krümmte sich nach einem Zusammenprall und musste sofort vom Platz. Der fürchterliche Verdacht: vorderer Kreuzbandriss, am Sonntag wird die endgültige Diagnose erwartet. Für den Polen kam der schnelle Pierre-Emerick Aubameyang.

In der rechten Verteidigung setzte Trainer Jürgen Klopp gegen Augsburg auf Kevin Großkreutz statt auf Lukasz Piszczek. Sven Bender lief für ihn ungewöhnlich als Innenverteidiger auf. Das hinderte ihn allerdings nicht daran, nach nur sechs Minuten für den ersten Treffer der Partie zu sorgen.

Halskrause für Altintop

Marco Reus führte einen Freistoß von der Mittellinie aus. Bender sprintete von hinten los, bis er im Strafraum angelangt war, der Ball auf ihn zuflog und er ihn nur noch mit dem Kopf ins Tor befördern musste. Das sah nicht unbedingt elegant aus, aber das Verhalten der Augsburger Abwehr erst recht nicht.

Nach diesem ereignisreichen Start beruhigte sich die Partie allerdings rasch wieder. Die Augsburger übernahmen zeitweise sogar das Kommando auf dem Platz, auch wenn sie sich keine aussichtsreichen Gelegenheiten erspielten und sich die Überraschungsmannschaft aus der Hinrunde nicht so bissig und abwehrsicher präsentierte wie zuletzt.

Vom schnellen Umschaltspiel des BVB, das die Mannschaft einst auszeichnete und Klopp im Trainingslager in La Manga emsig üben ließ, war zunächst kaum etwas zu sehen. Nur Lewandowski überlistete ab und an die Augsburger Gegenspieler, leitete eine Chance für Aubameyang ein (24.) oder spielte mit Henrikh Mkhitaryan Doppelpass, ehe der Armenier knapp am langen Pfosten vorbeizielte (29.). Die Zuschauer jubelten dem Fast-Münchner zu wie keinem anderen auf dem Feld.

In der 35. Minute musste dann auch ein Augsburger verletzungsbedingt ausgewechselt werden: Arkadiusz Milik ersetzte Halil Altintop, der nach einem Zusammenprall über den Platz taumelte. Dem 31-Jährigen musste eine Halskrause angelegt werden, er wurde ins Krankenhaus gebracht. Der Verdacht: schwere Gehirnerschütterung.

Kurz vor der Pause kam der BVB noch zu zwei Eckbällen, die beide Male Sokratis gut erwischte, doch die Augsburger Abwehr blieb konzentriert. Klopp haderte und reklamierte an der Seitenlinie, zufrieden war er nicht.

Ji stellt sich vor

Auch in der zweiten Halbzeit konnte der Trainer dies nicht sein. Dortmund gelang es nicht, den Spielstand zu erhöhen, die Augsburger bekamen den besten BVB-Spieler Lewandowski besser in den Griff. Zu zahm blieben zudem die Angriffsversuche des Champions-League-Finalisten, zu lahm die Konter.

In der 56. Minute schoss Sven Bender dann sein zweites Tor - dummerweise landete der Ball jedoch im eigenen Gehäuse. André Hahn flankte in die Strafraummitte, der Neu-Innenverteidiger wollte klären, doch der Ball landete scharf im Netz. Roman Weidenfeller war machtlos.

Danach drückte der BVB. Nach Blaszczykowksi wollte das Team nicht auch noch das Spiel verlieren. Das erneute Führungstor fiel dann bei einer Standardsituation: In der 66. Minute trat Nuri Sahin zum Freistoß an - und zirkelte den Ball unerreichbar ins rechte Toreck.

Augsburg reagierte - und brachte Zugang Dong-Won Ji (70.). Der 22-jährige Südkoreaner ist bis Saisonende vom AFC Sunderland ausgeliehen, danach wechselt er: zum BVB. Zwei Minuten später stürmte Ji erstmals nach vorne. Erneut flankte André Hahn zielsicher in den Strafraum. Diesmal kam nicht Bender an den Ball, sondern Ji köpfelte an Weidenfeller vorbei ins lange Eck. Was für ein Einstand bei seinem aktuellen Team, was für ein Einstand bei seinem künftigen Team. Jürgen Klopp blies die Backen auf. Nach dem Spiel sagte er über die zweite Halbzeit: "Es wurde nicht besser, sondern wild."

In der 85. Minute schlängelte sich Lewandowski noch einmal hinein in den Strafraum, doch Torwart Marwin Hitz parierte den scharfen Schuss sicher. Dann war Schluss. Immerhin mogelte der BVB sich an Mönchengladbach in der Tabelle vorbei auf Rang drei, doch der nächste Rückschlag für den Klub war Realität. Nur einen Punkt geholt und erneut ein Spieler, der lange ausfallen wird.

Klopp sagte: "Das ist für uns eine Katastrophe, aber vor allem ist das für 'Kuba' schrecklich. In irgendeiner Form passt das in diese Saison rein, es sollte aber auch mal der Schlusspunkt gewesen sein." Roman Weidenfeller meinte nach dem Spiel: "Das war nicht das, was wir uns vorgenommen haben. Wir waren zu fahrlässig, sowohl vorne als auch hinten."

Mit einem konnten die BVB-Anhänger immerhin zufrieden sein: ausgerechnet mit der Leistung des abtrünnigen Robert Lewandowski.

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