Relegation zur 3. Liga:Saarbrücken will weg von Watzenborn

Durch einen verwandelten Foulelfmeter hat Elversberg das Finale im Saarlandpokal gegen den 1 FC Saa; 1. FC Saarbrücken

Das Finale im Saarlandpokal verlor Saarbrücken am Wochenende gegen Elversberg mit 0:1.

(Foto: imago/Becker&Bredel)
  • An diesem Abend steigt in Saarbrücken das Hinspiel der Relegation zur 3. Liga.
  • Der 1. FC Saarbrücken empfängt den ambitionierten TSV 1860 - und viele Beobachter sehen die Saarländer im Vorteil.
  • Der FCS blickt auf eine Vergangenheit mit vielen Tiefen zurück - und einigen Höhen.

Von Martin Schneider, Saarbrücken

Die größte Baustelle des saarländischen Fußballs kann man sich nun rund um die Uhr anschauen. Der 1. FC Saarbrücken hat im Ludwigsparkstadion eine Kamera installiert, die ständig sendet. Man sieht: Erdhügel, wo früher die mächtigen Stehplatztribünen standen, diverse Bagger, zwei alte Flutlichtmasten und im Hintergrund die Stadt. Mehr als 35 000 Plätze fasste der alte Ludwigspark, und 1977 schlug der FCS den FC Bayern München hier mit 6:1. Aber das Problem des Stadions bestand irgendwann darin, dass es auch 2016 in großen Teilen noch so aussah wie 1977. Und anstatt gegen Bayern München spielte Saarbrücken irgendwann gegen den TSV Steinbach und Teutonia Watzenborn-Steinberg.

Im Februar 2020 soll hier in einem zweitligatauglichen Stadion wieder Fußball gespielt werden. Erst hieß es, Mannschaft und Fans könnten im Februar 2018 schon zurückkehren, aber es dauerte dann länger und es kostete am Ende auch mehr als vorher angekündigt. 28 Millionen Euro statt 16 Millionen Euro, im klammen Saarland ist das noch mehr Geld als im Rest der Republik, und so steht der Umbau des Ludwigsparks gerade für den gesamten Fußball im kleinsten Flächenland: Die Vergangenheit war groß, es folgte der Absturz - und nun arbeitet man an einer besseren Zukunft. Aber: Es verzögert sich alles.

2015 scheiterte Saarbrücken erst im Elfmeterschießen

An diesem Donnerstag spielt der 1. FC Saarbrücken in der Relegation um den Aufstieg in die dritte Liga gegen den TSV 1860 München. Zwei Gründungsmitglieder der Bundesliga, die beide Meister ihrer Regionalliga-Staffel wurden und nun hoffen, dass es in der kommenden Saison wenigstens für Drittliga-Fußball reicht. Gespielt wird übrigens im nach dem ehemaligen DFB-Präsidenten benannten Hermann-Neuberger-Stadion in Völklingen. Dorthin weicht Saarbrücken während der Bauarbeiten aus.

Die Termine der Relegation

Hinspiele am Donnerstag, 24. Mai

1. FC Saarbrücken - 1860 München (17.30 Uhr, live im BR und SR)

Weiche Flensburg - Energie Cottbus (19 Uhr)

KFC Uerdingen - Waldhof Mannheim (19 Uhr)

Rückspiele am Sonntag, 27. Mai (14 Uhr)

1860 München - Saarbrücken (live im BR und SR)

Energie Cottbus - Flensburg (live im RBB)

Mannheim - Uerdingen (live im SWR/WDR)

Alle sechs Spiele auch im Internet-Livestream auf den Seiten der jeweiligen Sender.

Denn das Ellenfeld-Stadion von Borussia Neunkirchen (Bundesligist 1965, 1966 und 1968 und derzeit zweiter Platz in der sechsten Liga hinter dem TuS Herrensohr) ist zu marode, und mit dem FC Homburg (Bundesligist 1987, 1988 und 1990, derzeit Tabellenführer in der fünften Liga) und der zweiten ambitionierten Mannschaft im Saarland, der SV Elversberg, ist man sich derart spinnefeind, dass ein Umzug ins Waldstadion oder an die Kaiserlinde nicht möglich war.

Bloß 8400 Zuschauer werden sich also eins der zwei saisonentscheidenden Spiele anschauen können, aber: Die Aussichten für Saarbrücken sind trotz der Baustellen-Umstände gar nicht so schlecht. Dirk Lottner sitzt zwei Tage vor dem Spiel im Auto, er ist auf dem Weg zum Familienausflug. Seit Beginn der Saison ist er Trainer in Saarbrücken und er hat die mit Abstand beste Regionalliga-Saison hinter sich, die der Klub seit dem Abstieg aus der dritten Liga (2014) gespielt hat. "Das wird ein Spiel auf Augenhöhe", sagt Lottner und zählt Fakten auf: Saarbrücken hat 82 Punkte geholt, 1860 83 Punkte, die Tordifferenz ist exakt gleich. 1860 habe Spieler mit mehr Erst- und Zweitligaerfahrung im Kader, deswegen könne er nicht ganz verstehen, warum es in München heißt, Saarbrücken sei der Favorit. Aber die Rolle nehme er an.

Schwerstmöglicher Gegner für 1860

Tatsächlich hat 1860 wohl neben Energie Cottbus den schwerstmöglichen Gegner gezogen. Vor der Saison investierte Saarbrücken kräftig in den Kader, holte drei Spieler vom direkten Konkurrenten Elversberg (der im vergangenen Jahr in der Relegation an Unterhaching scheiterte), im Mittelfeld leistet sich der Klub Manuel Zeitz. Der ist ehemaliger U20-Nationalspieler, kommt aus der eigenen Jugend, spielte zwischenzeitlich in Paderborn zweite Liga und kickt nun im besten Fußball-Alter von 27 in der Regionalliga. Vorne spielen die Stürmer Kevin Behrens und Patrick Schmidt - und zwar so gut, dass sie bereits jetzt von den Zweitligisten Sandhausen und Heidenheim verpflichtet wurden.

Das Geld für diesen Kader kommt von Hartmut Ostermann. Der ist Präsident des Klubs und seit Jahren Hauptsponsor mit seinem großen Unternehmen, das Hotels und private Senioren- und Pflegeeinrichtungen unterhält. Ostermann ist im Saarland eine mächtige und nicht unumstrittene Figur (wegen Parteispenden berief der Landtag mal einen Untersuchungsausschuss ein, der Spiegel nannte ihn mal den "Paten von der Saar"). Er stellt das Geld zur Verfügung, das der Klub braucht, um perspektivisch wieder nach oben zu kommen.

"Wir wollen aufsteigen, aber wir wissen, dass es in der Relegation auch vom Spielglück abhängig ist", sagt Lottner. 2015 scheiterte Saarbrücken in den Aufstiegsspielen gegen Würzburg im Elfmeterschießen. Eine ganze Saison war hinüber, weil der sechste Schuss nicht reinging. Dass er es für ein Unding hält, dass er als Meister nicht direkt aufsteigt, mag er gar nicht extra betonen. "Das ist eine Sache, die man schnellstmöglich beenden muss. Aber ich will das jetzt nicht thematisieren. Wir müssen mit den Umständen klarkommen."

Aber: Der Verein sei mit dem Stadionbau und dem Sponsor Ostermann so aufgestellt, dass auch bei einer Niederlage gegen den TSV 1860 München nicht die Welt zusammenbrechen würde, sagt Lottner. Die Rückkehr des Saar-Fußballs auf die Bundesebene würde sich dann nur eben wieder verzögern.

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